Ungarns Daniel Fischer gewinnt den Krimi von Althofen!
Nach dem Ausfall von Favorit Rigler schien Daniel Fischer dem Sieg entgegenzufahren. Doch vor dem spannungsverheißenden Showdown der 1. HIRTER Rallye powered by UNIOR sorgten Günther Knobloch im Serien-M1 sowie Michi Kogler im 2wd-Citroen mit unglaublichen Gesamtbestzeiten für Aufsehen und den Respekt der zahlreich nach Althofen geeilten Fans.
Fotos: Harald Illmer
Als die 1. HIRTER-Rallye powered by UNIOR auf dem Hauptplatz ihres alten und neuen Heimatorts Althofen pünktlich um 8.33 Uhr vom Stapel gelassen wurde, ahnte noch keiner , welch dramatischer Krimi aus diesem dritten Lauf zur Austrian Rallye Challenge schon bald werden sollte…
Vieles war neu beim Comeback in Althofen, so wurden die Teams erstmals nach italienischem System blockweise gemäß ihrer Klassen losgeschickt, was den Fans an den Strecken direkte Vergleichsmöglichkeiten, aber auch einen Weltmeister Andi Aigner mit Startnummer 40 bescherte. Die Rallyefreaks des südlichsten Bundeslands Österreichs nahmen das bunt gewürfelte, attraktive Rekordstarterfeld mit Applaus zur Kenntnis. Der „Wettergott“ lockte am Morgen mit Sonnenschein, am Ende wurden „so viele Zuschauer wie noch nie“ an den Strecken gesichtet.
Kurioses Detail am Rande: Der große Lokalmatador und mehrmalige Sieger der Kärnten-Rallye, Alfred Kramer saß diesmal nicht in einem in den Kärntner Landesfarben Rot-Gelb-Weiß gehaltenen Boliden, sein kurzfristig bei Race Rent Austria angemieteter Mitsubishi Lancer Evo IX nach dem neuen M1-Serienreglement war in jungfräulichem Weiß gehalten. Weil aber zwei weitere Teams farblich den früheren Kramer-Autos entsprachen, berichteten diese über einen deutlich gestiegenen Jubel und Zuspruch auf den Sonderprüfungen…
Der aufgrund des fehlenden Wiedererkennungswerts etwas reduzierte Jubel war jedoch nicht der Anlass dafür, dass Kramer seine im Vorfeld geäußerten Sieg-Absichten bald schon begraben musste: „ich habe in einer Kurve etwas zu lange gecuttet, so haben wir uns einen Reifenschaden zugezogen und verloren mehr als sechs Minuten.“ Kramer versuchte noch, wenigstens mit einzelnen Sonderprüfungszeiten auf sich aufmerksam zu machen – immerhin konnte der „Highlander“ gleich dreimal die viertschnellste Zeit markieren, mehr als Platz 42 war aber nicht mehr möglich…
Schnell verpufft ist auch jenes „Bestzeitenfeuerwerk“, mit dem der von vielen als klarer Topfavorit gehandelte Gerald Rigler in seinem Peugeot 207 S2000 die Rallye eröffnet hatte. Ein ausgerissenes Rad auf der dritten Sonderprüfung sorgte für ein frühes Ende seiner Sieges-Mission. Ebenfalls auf SP 3 musste auch der klare Favorit des Historischen Rallye Cups (HRC) händeringend seinen wieder einmal „bockigen“ Ford Sierra Cosworth abstellen. Zu diesem Zeitpunkt befand sich Walter Mayer schon wieder auf der Heimreise, den defekten Peugeot 208 T16 R5 im Schlepptau.
Und auch Andi Aigner, der PWRC-Weltmeister 2008 im nach M1 aufgebauten Hecktriebler-BMW, musste viel zu früh aufgeben: „Schon auf dem Weg zum Start der ersten Prüfung lief der Motor nur mehr auf 3.000 Touren, der Beifahrer von Gerald Bachler gab mir zum Glück den Tipp, das ABS wieder anzuhängen, was tatsächlich half, allerdings gab es dann Bremsprobleme und schließlich stellte sich wegen der hohen Getriebetemperatur der Motor ab, sodass wir aus der Ausschluss-Toleranz fielen.“ Aigner gibt sich jedoch zuversichtlich, dass er dem ungetesteten, kurz vor dem Start der HIRTER-Rallye powered by UNIOR fertiggestellten Bayrischen die „Kinderkrankheiten austreiben“ kann.
Mit Andreas Sumann und Robert Surtmann wurden auch zwei der insgesamt 17 Kärntner Lokalhelden frühzeitig aus der Rallye gerissen. Insgesamt mussten 19 Teams ihre Zielankunftsträume begraben.
Die tragenden Hauptrollen im „Krimi von Althofen“ hatten schließlich drei Fahrerduos, die unterschiedlicher nicht hätten können. Nach dem Rigler-Out auf SP3 übernahm Daniel Fischer im bärenstarken Szubaru Impreza GC8 die Führung, exakt 25 Sekunden dahinter belegte jener Michael Kogler den tollen zweiten Gesamtrang, der wie auch die HIRTER-Rallye von UNIOR unterstützt wird. Kogler fühlte sich mit seinem Vorderradantrieb wieder einmal wohl inmitten einer starken Allrad-Phalanx und sorgte schließlich mit einer famosen Aufholjagd und zwei unglaublichen Gesamtbestzeiten für ein elektrisierendes Finish dieser 21. Rallye aus dem Hause Wolfgang und Alexandra Troicher.
Mit Günther Knobloch sorgte zudem der Vorjahressieger für weitere Spannung, als er mit dem nach seriennahem M1-Reglement aufgebauten Evo IX ebenfalls eine Gesamtbestzeit beisteuern konnte – auch wenn wechselhaftes Wetter, mehr oder weniger starker Regen hinzukamen, so waren es Kogler und Knobloch, die mit ihrem Einsatz dafür sorgten, dass sich das Feld vor den beiden letzten Sonderprüfungen wie eine Ziehharmonika zusammenzog: Kogler lag nur noch winzige 3,3 Sekunden hinter dem führenden Ungarn, und auch Knobloch fehlten nur noch runde sieben Sekunden.
Fischer, der im Vorjahr einen sicher geglaubten Titel als ARC-Champion wegen eines ärgerlichen Missverständnisses und der deshalb nötigen Disqualifikation verloren hatte, zeigte sich schon damals Sportsmann – auch vor dem „Grande Finale“ der 1. HIRTER-Rallye powered by UNIOR fand er nur lobende Worte für seine technisch klar unterlegenen „Jäger“. Kogler und Knobloch seien „erstklassige Piloten“, sagte Fischer - gegen sie zu verlieren, wäre für ihn keinesfalls eine Schande, freilich war das oberste Ziel des Ungarn, am Ende den ersten Gesamtsieg seiner Karriere feiern zu dürfen.
Wegen der Höchstspannung an der Spitze der von ihm unterstützten Rallye wollte auch Franz Hribernik, Geschäftsführer der Werkzeugfirma UNIOR, seine mittags geplante Heimreise keinesfalls antreten: „Jetzt kann ich mich unmöglich ins Auto setzen – ich muss hierbleiben und unserem Piloten in der ‚rasenden Werkzeugkiste‘ die Daumen drücken. Michael ist ein großartiger Pilot“
Die „rasende Werkzeugkiste“ als Sensationssieger bei der HIRTER-Rallye powered by UNIOR, als 2WD-David gegen die Allrad-Goliath, das wäre freilich jener Stoff gewesen, der nicht nur Hribernik entzückt hätte. Allerdings setzte vor der vorletzten Prüfung wieder etwas Regen ein – und so konnte Fischer die Allrad-Vorteile umsetzen und mit der Bestzeit auf SP7 den wichtigen Schritt in Richtung Gesamtsieg setzen, mit einer weiteren Bestzeit schließlich sicherte der 36-jährige Daniel Fischer, der vor zwölf Jahren sein Rallye-Debüt gab, den ersten Gesamtsieg seiner Karriere, den er naturgemäß heftig bejubelte.
Dass Günther Knobloch im M1 Serien-Mitsubishi beinahe seinen in der Rallye-Version errungenen Vorjahressieg hätte verteidigen können, wäre dem Steirer im Vorfeld nicht in den Sinn gekommen – am Ende konnte „Knobi“ sich über einen grandiosen zweiten Gesamtrang freuen, zudem konnten mit dem viertplatzierten Andi Wittmann und Gerald Bachler auf Platz zehn zwei weitere M1-Protagonisten ein Top 10-Resultat erzielen. Schon wegen der neun M1-Nennungen kam Knobloch voller Freude nach Althofen, zu dem auch für ihn überraschenden Endergebnis sagte der M1 Rallye-Masters-Initiator: „Damit habe ich natürlich überhaupt nicht gerechnet, ich habe mir ein Top 10-Ergebnis erwartet und wollte bei guter Lage in die Top 5 gelangen. Ich freue mich für die gesamte M1-Familie – draußen an den Strecken habe ich nur gutes Feedback von den Fans erhalten, besser kann es nicht sein.“
Dass Michi Kogler längst ein gereifter, professionell agierender Pilot geworden ist, muss man nicht erst erklären. Derzeit jedoch fährt der Melker von einem Erfolg zum nächsten – schon vor dem Althofen-Showdown schrieb sich Kogler mit zwei großartigen Gesamtbestzeiten ins Geschichtebuch ein.
Nervös wollte sich Kogler vor den Finalprüfungen nicht machen lassen, mit Blick auf den zu diesem Zeitpunkt dunkler werdenden Himmel meinte er lächelnd: „Was wir jetzt haben werden, könnte auch zum Roulette werden. Ich werde jetzt sicher nicht das Auto wegwerfen.“ Letztendlich steht Kogler als glorreicher Dritter auf dem Podium, als Sieger des Alpe Adria Rally Cups und wieder einmal als mit Abstand bester 2WD-Pilot, so konnte er den auch Rang sechs gelandeten Max Zellhofer im Suzuki Swift S1600 um mehr als 1,5 Minuten hinter sich halten.
Nur sieben Sekunden hinter dem ebenso erstaunlichen Andi Wittmann, der in seiner erst zweiten Rallye Platz vier gesamt belegen konnte, glänzte Quereinsteiger-Kollege Rene Zweibrot im Ford Fiesta R5 auf Platz fünf als bester Kärntner Pilot (bester Kärntner wurde Jürgen Rausch, Copilot von Günther Knobloch), gefolgt vom erwähnten Max Zellhofer, dessen Sohn Christoph im gleichen Auto rund 46 Sekunden hinter dem Vater ins Ziel kam.
Lokalmatador Andreas Mörtl rundete das gute Ergebnis der Kärntner Piloten und Copiloten mit Rang acht ab.
Eine drucktaugliche „Story“ liefern auch der Sieger des Historischen Rallye Cups, Christian Gunzinam, seine in Althofen debütierende Copilotin und Lebensgefährtin Regina Krumböck und ihr bildhübscher Porsche 944 Turbo. Bekannt ist der Name Gunzinam, weil er zuletzt in der Drift Challenge die Erfüllung fand. Den Porsche wollte er zu diesem Zweck gebrauchen, schließlich aber kehrte Gunzinam nach mehr als 20 Jahren auf die Rallyepiste zurück und feierte gleich einmal den HRC-Sieg. „Meine letzte Rallye bin ich 1995 gefahren“, schüttelte der Pilot ungläubig den Kopf, seine Copilotin konnte die siegreiche Premiere ebenfalls nur schwer in Worte fassen. Als „Geschenk“ wollte Christian Gunzinam diesen Sieg nicht gelten lassen, denn: „Bevor Göttlicher ausfiel, lagen wir exakt fünf Sekunden hinter ihm.“ Charakterkopf Kurt darf sich also über eine neue Herausforderung freuen – die Fans finden den in Martini-Farben gehaltenen Porsche schon jetzt wunderbar.
Mehr als nur gut war der Zuspruch der Bevölkerung, den die Kärnten-Rallye bei ihrer Rückkehr in die Region Althofen nach mehr als 15 Jahren erhielt. „In meinem Beruf bist du viel in den Gaststätten unterwegs und hörst auf diese Art ganz genau, was die Leute von einer Sache halten – die Rallye wollen sie unbedingt wieder in Althofen haben, es waren viele ganz angetan, wir wollen diese tolle Rallye gerne weiterhin unterstützen“, sagt Hermann Schnitzler, der Vertreter der Bierbrauerei HIRTER, die als Namenssponsor gemeinsam mit UNIOR und den weiteren Unterstützern diese Rückkehr zu den Wurzeln erst ermöglicht haben.
Der eingangs erwähnte UNIOR-Boss Franz Hribernik betonte in einem live auf der Webseite der 1. HIRTER-Rallye powered by UNIOR übertragenen Interview, dass man das Engagement im Rallyesport längerfristig angelegt habe und erklärte: „Ich würde mir wünschen, wenn noch mehr Firmen den Weg in diesen tollen Sport finden würden, zugleich müssen wir weiterhin daran arbeiten, noch mehr Medien vom Rallyesport zu begeistern.“ Eines ist klar: Mit solchermaßen spannenden Events wie an diesem Tag in Althofen erlebt, sollte das langfristig möglich sein.
Das Schlusswort stammt vom langjährigen Veranstalter der Kärntner Rallye, Wolfgang Troicher, der erklärt: „Es wurde im Vorfeld der diesjährigen Veranstaltung versucht, einen Nachfolger für mich zu finden – was uns jedoch leider nicht gelungen ist.“
Ergebnis 1. HIRTER-Rallye powered by UNIOR:
1. Daniel Fischer/Zoltan Buna (H/H, Subaru Impreza GC8) 57:54,7 Minuten
2. Günther Knobloch/Jürgen Rausch (A/A, Mitsubishi Lancer Evo IX M1) +15,5 Sekunden
3. Michael Kogler/Tina Annemüller (A/D, Citroen DS3 R3T) +25,4
4. Andi Wittmann/Marco Hubler (A/A, Mitsubishi Lancer Evo X M1) +1:39.1
5. Rene Zweibrot/Dietmar Deticek (A/A, Ford Fiesta R5) +1:46,1 Minuten
6. Martin Zellhofer/Patrick Forstner (A/A, Suzuki Swift S1600) +2:04,4
7. Christoph Zellhofer/Andre Kachel (A/A, Suzuki Swift S1600) +2:50,5
8. Andreas Mörtl/Arno Puchleitner (A/A, Mitsubishi Lancer Evo IX) +3:14,8
9. Gernot Zeiringer/Sabine Thaller (A/A, Opel Adam R2) +3:19,1
10. Gerald Bachler/Hubert Zach (A/A, Subaru Impreza WRX STI M1) +3:19,7
Bestzeiten: Fischer - 3, Rigler - 2, Kogler - 2, Knobloch - 1
Wichtige Ausfälle: Rigler (Unfall), Mayer (Technik), Aigner (Technik), Sumann (Technik), Göttlicher (Technik)
Die Austrian Rallye Challenge wird am 30. Juli mit der Perger Mühlsteinrallye fortgesetzt. |