Wallenwein gewinnt bei den Wikingern, das Schneechaos wurde bezwungen
Diese Ausgabe der ADAC Wikinger Rallye (21.-23.03.2013) wird in den Geschichtsbüchern des Rallye-Sports einen besonderen Platz einnehmen. Der zweite Lauf zur Deutschen Rallye-Meisterschaft und die Auftakt-Veranstaltung der Dänischen Top-Liga sollte wie immer eine anspruchsvolle Asphalt-Rallye im Herzen Angelns werden.
Fotos: RB Hahn
Doch knapp eine Woche vor der Rallye entschied sich der Frühling, der so gerne ein Winter sein möchte, zu einem erneuten Wintereinbruch. Schneefälle und vor allem die starken Ostwinde wehten die Straße teilweise bis zu zwei Metern Höhe zu. Nur durch den Einsatz von Radladern konnten die Sonderprüfungen überhaupt befahrbar gemacht werden. Doch manchmal machte der Wind innerhalb von nur wenigen Stunden die gesamten Räumarbeiten wieder zunichte. Trotz aller Bemühungen und dem gleichzeitigen Einsatz von vier Radladern und bis zu sieben Traktoren mit Schneepflügen konnten nur acht der geplanten 14 Sonderprüfungen gefahren werden. Die restlichen mussten aus Sicherheitsgründen annulliert werden, teilweise waren sogar die öffentlichen Zuwegungen zugeschneit.
„Das war wohl die unberechenbarste Rallye, die ich bislang gefahren bin. Danke an den Veranstalter, dass wir bei den Bedingungen hier überhaupt fahren konnten, Hut ab vor dieser Leistung“, freute sich Sandro Wallenwein im Ziel. Der Stuttgarter hatte zusammen mit Copilot Marcus Poschner im Subaru Impreza R4 die Rallye vom Start weg dominiert und klar gewonnen. Das Podest vervollständigen Steen Andersen / Iben Louring Mortensen im Mitsubishi Lancer und Jan Becker / Bianka Hutzfeld in ihrem Subaru Impreza WRX. Andersen freute sich neben dem zweiten Gesamtrang vor allem darüber, bester Däne geworden zu sein, „das ist ein toller Start in unsere Meisterschaft. Ich liebe diese Rallye.“ Für Jan Becker stand fest, „Ich habe noch nie in meinem Leben etwas Vergleichbares gemacht wie diese Rallye heute. Das war der Hammer.“
Bis kurz vor dem Ziel lagen Georg Berlandy / Peter Schaaf im Peugeot 207 S2000 auf dem zweiten Gesamtrang. Der Ausrutscher in eine Schneewehe stoppte den Vorwärtsdrang, dennoch war Berlandy zufrieden, letztlich konnte er den zweiten Platz in der Meisterschaftswertung verteidigen, „das war großes Kino, meine ganz private Rallye Monte-Carlo."
Härter traf es Peter Corazza, der als Tabellenleader angereist war. Bei einem Ausrutscher auf der Freitagsetappe beschädigt er seinen Mitsubishi Lancer und musste ohne Punkte abreisen. „Ich habe eine Eisplatte erwischt und war die berühmten zweieinhalb Stundenkilometer zu schnell.“
Die neuen Tabellenleader sind Dirk Riebensahm / Kendra Stockmar-Reidenbach. Im Subaru Impreza N16 sammelten sie mit dem vierten Gesamtrang die dazu erforderlichen Punkte, für Riebensahm ein nachträgliches Geschenk zu seinem Geburtstag am Freitag. „So eine Rallye habe ich noch nie erlebt. Es kam nicht aufs schnell fahren an, sondern anzukommen. Ich hatte einige Aha-Erlebnisse und bin froh, dass wir im Ziel sind. In der Meisterschaft liegen wir jetzt vorn. Das ist zwar toll, aber die Saison ist noch lang."
Bestes Team der 2-WD-Wertung in der DRM wurden Willi Wiegmann / Bastian Kotulla Das Duo gewann damit auch die Wertung zur Renault Twingo R1-Trophy. Die Favoriten Lars Mysliwietz (Citroën DS3 R3T) und Carsten Mohe (Renault Mégane RS) landeten nach zeitraubenden Ausrutschern weit abgeschlagen im Feld.
Citroën DS3 R1 Trophy:
Wie schon beim Auftaktlauf bei der Pfalz Westrich Rallye waren auch diesmal Julius Tannert / Maik Trommler in ihrem Citroën DS3 R1 nicht zu schlagen. Sie lagen im Ziel deutlich vor Dark Liebehenschel und Philipp Knof. In der Gesamtwertung fuhr Tannert in einem der kleinsten Fahrzeuge des gesamten Feldes bis auf den achten Gesamtrang nach vorn.
Als Gaststarter war Felix Herbold in der Trophy dabei, der in den beiden vergangenen Jahren, die Wikinger Rallye gewann. Damals war er allerdings auf einem Ford Fiesta S2000 unterwegs. Er lieferte sich mit Tannert einen spannenden Zweikampf mit mehreren Führungswechseln. Der siegreiche Tannert im Ziel:
"Dass ich die Citroën Trophy erneut gewinnen konnte ist für mich ein riesiger Erfolg. Das kann man gar nicht in Worte fassen. Ich musste nicht wirklich auf Felix Herbold achten, da er nur Gaststarter war, ich habe nur auf die anderen Trophy--Teilnehmer geachtet. Durchkommen und keine Fehler machen, das heute war mein Rezept.
Endstand nach 8 Sonderprüfungen:
01. Wallenwein / Poschner, Subaru Impreza R4 1:09:44.1
02. Andersen / Mortensen, Mitsubishi Lancer +4:25.9
03. Becker / Hutzfeld, Subaru Impreza WRX +4:39.7
04. Riebensahm / Stockmar, Subaru Impreza N16 +5:34.0
05. Christensen / Jensen, Subaru Impreza +5:34.0
06. Svanholt / Moller, Mitsubishi Lancer +6:39.1
07. Kragh / Petersen, Peugeot 207 S2000 +7:44.6
08. Tannert / Trommler, Citroen DS3 R1 +8:44.7
09. Odder-Madsen / Thomsen, Subaru Impreza +8:47.7
10. Pleidrup / Armstrup, Mitsubishi Lancer +8:50.3
Bestzeiten: Wallenwein – 5, Berlandy – 3
Wichtigste Ausfälle:
Jensen / Pedersen, Ploeg / van Koppen, Corazza / Gerlich, Hegelund / Isaken, Richter / Annemüller, Karl / Thomsen, Nebel / Fritz, Obrestad / Moeller, Grätsch / Gawlick, Mejer / Jensen, Pilgaard / Bjerregaard, Sonntag / Rassenhövel
Stimmen im Ziel:
Sandro Wallenwein / Marcus Poschner, Subaru Impreza R4:
Das war wohl die unberechenbarste Rallye, die ich bislang gefahren bin. Danke an den Veranstalter, dass wir bei den Bedingungen hier überhaupt fahren konnten. Hut ab vor dieser Leistung. Ich bin jetzt nur noch glücklich und froh, hier im Ziel zu sein. Ich fahre die DRM, weil es hier die besten Rallyes und die besten Veranstalter gibt. Das hier war etwas ganz Besonderes. Schnee-Rallyes sind grundsätzlich toll, aber ohne Spikes geht es manchmal nur noch darum, über die Runden zu kommen.“
Georg Berlandy / Peter Schaaf, Peugeot 207 S2000:
"Durch den aufgewirbelten Schnee auf WP 11 konnte man nichts mehr sehen und ich bin in eine Schneewehe geraten. Das hat uns den zweiten Platz gekostet. Auf der Prüfung bist du inmitten von zwei Meter hohen Schneewehen rechts und links wie in einem Tunnel gefahren. Bei dem starken Wind kam es zu Schneewehen, die Sicht reichte gerade mal bis zur Motorhaube. Das war großes Kino, meine ganz private Rallye Monte-Carlo."
Jaakko Keskinen / Juha Heikkikä, Skoda Fabia S2000:
"Der Zuschauerrundkurs in Süderbrarup ist klasse. Ich habe extra die weichen Reifen aufgezogen, um die Menschen zu begeistern und eine gute Show zu bieten. Ansonsten waren die beiden Ausrutscher nicht so toll, hoffentlich hat mich keiner meiner Freunde hier so langsam fahren sehen. "
Stehen Andersen / Iben Louring, Mitsbishi Lancer:
"Ich bin extrem langsam gefahren. Teilweise konnte ich absolut nichts sehen. Das letzte Mal als ich eine Schneerallye gefahren bin war 1993. Aber hier zweiter der Gesamtwertung zu werden und dazu noch bester Däne, das ist fantastisch. Ich liebe diese Rallye!“
Dirk Riebensahm / Kendra Stockmar-Reidenbach, Subaru Impreza N16:
"So eine Rallye habe ich noch nie erlebt. Es kam nicht aufs schnell fahren an, sondern, dass man ins Ziel kommt. Ich hatte einige Aha-Erlebnisse und bin froh, dass wir im Ziel sind. In der Meisterschaft liegen wir jetzt vorn. Das ist zwar toll, aber die Saison ist noch lang."
Meisterschaftsstand DRM nach 2 von 6 Läufen:
1. Riebensahm / Stockmar-Reidenbach (Subaru Impreza, Div. 2) - 60 Punkte
2. Berlandy / Schaaf (Peugeot 207 S2000, Div. 1) - 53 Punkte
3. Wiegmann / Kotulla (Renault Twingo R1, Div. 5) - 48 Punkte
4. Raschke / Hirsch (Renault Twingo R1, Div. 5) - 46 Punkte
5. Mohe / Rothe (Renault Mégane RS, Div. 3) - 44 Punkte
Die Deutsche Rallye Meisterschaft wird mit der ADAC Hessen Rallye Vogelsberg am 12. und 13. April 2013 fortgesetzt.
Fotos: RB Hahn |