ERC Cyprus Rallye 2018: Lokalmatador Galatariotis triumphiert auf der Sonneninsel!
Hitze, Staub und extrem anspruchsvolle Strecken – auch die turbulente 47. Ausgabe der Cyprus Rallye stellte die Teams auf eine harte Probe. Dreifach-Sieg für Skoda: Lokalmatador Simos Galatariotis siegt knapp vor Bruno Magalhaes und Norbert Herczig!
Text und Fotos: Harald Illmer
0.6s (!) trennten den Sieger Simos Galatariotis vom Zweitplatzierten Bruno Magalhaes im Ziel der 47. äußerst turbulenten und ereignisreichen Cyprus Rallye 2018. Seit mehr als 10 Jahren triumphierte zum ersten Mal ein zyprotischer Pilot beim ERC Lauf auf der Mittelmeerinsel – Dementsprechend groß der Jubel der einheimischen Fans beim Zieleinlauf an der Strandpromenade von Larnaca.
Erstmals in der 47 jährigen Geschichte bildete die Hafenstadt im Südosten der Sonneninsel den Dreh- und Angelpunkt der Cyprus Rallye. Mit dem Rallye- und Pressezentrum, dem Zeremonienstart und Zieleinlauf sowie dem Servicepark an der Strandpromenade Foinikoudes rückte Larnaca in den Mittelpunkt. Mit den großen Tourismusregionen der Insel zwischen Ayia Napa – Protaras und Larnaca in unmittelbarer Nähe ein logischer Schritt hin zu noch mehr Publikum.
65 Teams aus 19 Nationen hatten ihre Nennung für die 47. Ausgabe der Cyprus Rallye abgeben. 50 Teams in der ERC-Wertung, weitere 15 in der nationalen Meisterschaft. Neben der Rallye-Europameisterschaft wurde auch wieder ein Lauf zur Middle East Rallye Championship ausgetragen.
Bislang fünfmal konnte sich Nasser Al-Attiyah in die Siegerliste der Cyprus Rallye eintragen und auch im Vorjahr feierte der Ford-Pilot einen überlegenen Sieg auf der Mittelmeerinsel. Der bisherige Dominator der ERC Saison 2018 Alexey Lukyanuk musste im Vorjahr verletzungsbedingt pausieren, doch heuer kam es zum vielerwarteten Duell.
Die Route der Cyprus Rallye 2018 zeigte sich im Vergleich zum Vorjahr stark verändert. Einzig der Klassiker Analiontas wurde wie im Vorjahr befahren, der Rest der Sonderprüfung wurde adaptiert, umgedreht oder nach längerer Pause wieder ins Programm genommen. Auch die Superspecial in Nicosia war wieder mit dabei.
Insgesamt standen dreizehn Sonderprüfungen über 204,92 km für die Teams am 16. und 17. Juni auf dem Programm. Seit dem Jahr 2009 wird die Cyprus Rallye als gemischte Schotter / Asphalt-Veranstaltung durchgeführt, heuer wurden hierbei 72% der Route auf Schotter gefahren.
Den Auftakt am Freitag Morgen bildete die 6.33 km lange Qualifying Stage rund um Klavdia. Nasser Al-Attiyah unterstrich seine Favoritenrolle und setze im Ford Fiesta R5 die Bestzeit vor dem Finnen Juuso Nordgren (Skoda Fabia R5) und dem zweimaligen Saisonsieger Alexey Lukyanuk.
Tag 1: Nordgren übernimmt die Führung, Ausfall von Lukyanuk
Am Samstag Morgen gab es ein für die ERC Saison 2018 bekanntes Bild: Alexey Lukyanuk übernahm mit einer klaren Bestzeit in SP 1 die Führung und verteidigte diese bis in die erste Servicepause nach SP 3.
Der bereits fünfmalige Sieger der Cyprus Rallye Nasser Al-Attiyah hingegen wurde in SP 1 durch ein Leistungsproblem am Ford Fiesta R5 eingebremst. In SP 2 und drei konnte der Middle-East Champion jedoch knapp die Bestzeit setzen. Hinter dem erwarteten Favoritenduell zwischen Lukyanuk und Al-Attiyah konnte sich mit dem Skoda Youngster Juuso Nordgren an eine sichere dritte Zwischenposition setzen.
Doch bereits in SP 4 überschlugen sich die Ereignisse im wahrsten Sinne des Wortes: Alexey Lukyanuk hatte das Glück ein weiteres Mal nicht auf seiner Seite: Der Russe traf aufgrund einer gebrochen Felge am Asphaltabschnitte eine Leitplanke mit hohem Tempo. Der Schaden am Ford Fiesta war für eine Weiterfahrt zu groß, die Rallye für den zweimaligen Saisonsieger vorzeitig beendet.
Die Lokalmatadore Alexandros Tsouloftas und Simos Galatariotis lieferten sich einen harten Kampf um den vierten Zwischenrang, obwohl den Citroen Piloten Tsouloftas gegen Ende der SP 1 ein Reifenschaden bremste.
Nach dem Ausfall von Alexey Lukyanuk übernahm Nasser Al-Attiyah die Führung. Juuso Nordgren konnte nur knapp einen Zusammenstoß mit Lukyanuks gestrandeten Fahrzeug verhindern, dabei fuhr sich der Finne jedoch einen Reifenschaden ein und büßte wertvolle Zeit ein.
Doch bereits die nächste Sonderprüfung sollte die Positionen an der Spitze neuerlich durcheinanderwirbeln: Diesmal erwischte es Nasser Al-Attiyah – ein zweiter Reifenschaden nach einem schleichenden Plattfuss in SP 4 sorgte für einen Zweitverlust von knapp 40s. Da Al-Attiyah auch die darauffolgende sechste und finale SP des Tages auf dem zerstörtem Pneu absolvieren musste, büßte der Rekordsieger hier abermals mehr als eine Minute ein.
Für Juuso Norgren lief es hingegen am Samstag Nachmittag immer besser: Nach dem Reifenschaden in SP 4 folgten zwei Bestzeiten auf den beiden anderen Nachmittags-SPs. Nordgren übernahm somit die Führung in der Gesamtwertung.
Mit einem Rückstand von 4.6s auf den Führenden belegte der zypriotische Skoda Pilot Simos Galatariotis Rang zwei. Der Vize-Europameister Bruno Magalhaes (+8.8s) rangierte auf P3 am Ende des ersten Tages. Nasser Al-Attiyah und BRR Pilot Norbert Herczig komplettierten die Top-5 nach Tag 1 der Cyprus Rallye 2018.
Turbulenter zweiter Tag, Galatariotis holt sich den Sieg:
Mit einem Vorsprung von 4.6s auf seinen schärfsten Verfolger und Skoda Markenkollegen Simos Galatariotis startete der Führende Finne Juuso Nordgren in den zweiten Tag und konnte auf den ersten beiden Sonderprüfungen am Sonntag Morgen seine Führung auch weiter ausbauen.
Doch gleich in der ersten Kurve nach dem Start der 9. Sonderprüfung passierte dem Finnen ein schwerer Fehler: Der Skoda Pilot schätzte das Grip-Niveau der kalten Reifen am Asphaltbelag falsch ein und flog von der Strecke. Obwohl der Skoda Fabia R5 beim Überschlag stark in Mitleidenschaft gezogen wurde, konnte Nordgren seine Fahrt fortsetzen, ein Zeitverlust von mehr als einer Minute bedeutete jedoch einen Rückfall um mehrere Positionen.
Ein bizarrer und gefährlicher Zwischenfall in SP 10 ging für Nordgren und allen weiteren Beteiligten zum Glück ohne Verletzungen aus: Ein ziviler PKW kollidierte in der zehnten Sonderprüfung mit dem Fahrzeug von Nordgren. Für den Skoda Youngster bedeutete der zweite Unfall am Sonntag Vormittag das endgültige Aus bei der Cyprus Rallye 2018. Und auch der weitere Verlauf der Rallye sollte durch die mittlerweile auf mehr als eine Stunde angesammelte Verspätung in Mitleidenschaft gezogen werden. Die für den frühen Nachmittag angesetzte elfte Sonderprüfung musste somit, um einigermaßen den restlichen Zeitplan einhalten zu können, gestrichen werden.
Mit einem Vorsprung von 12.7s auf Bruno Magalhaes und 18.3s auf Nasser Al-Attiyah startete der Führende Simons Galatariotis in die verbliebenen zwei Sonderprüfungen. Ein harter Kampf um den Sieg zwischen dem Führungstrio wurde erwartet. Mit einer souveränen Bestzeit in der zwölften Sonderprüfung gelang Nasser Al-Attiyah das Husarenstück und der Ford- konnte vor der finalen Golden Stage wieder die Führung in der Gesamtwertung übernehmen.
Doch auch die finale Sonderprüfung über knapp 20 km sollte sich in Punkto Dramatik nahtlos an die vorhergegangenen anfügen. Als der bis zur SP 12 auf Rang vier liegende Norbert Herczig mit einem Reifenschaden das Ziel der Prüfung erreichte, hatte dieser wenig Hoffnung sein Top-Resultat halten zu können. Doch es kam anders: auch Simos Galatariotis erreichte mit einem platten Reifen das SP-Ziel. Gespannt wurde auf die Eintragung der SP-Zeit gewartet und erster Jubel unter den Einheimischen brannte auf: Trotz Reifenschaden konnte Galatariotis den Minimalvorsprung von 0.6s auf Bruno Magalhaes ins Ziel retten. Als dann auch noch Nasser Al-Attiyah nach einem Reifenwechsel in der finalen Prüfung und einem Zeitverlust von mehr als drei Minuten ins Ziel der SP kam war der erste Sieg eines Zyprioten bei der Cyprus Rallye seit mehr als 10 Jahren perfekt. Durch den Reifenschaden von Al-Attiyah konnte Norbert Herczig, der ja selber in der finalen SP eine Reifenpanne hatte, auf Gesamtrang drei hinter dem Sieger Galatariotis und Bruno Magalhaes vorrücken. Nach dem grandiosen zweiten Rang des BRR-Piloten Herczig bei der Akropolis Rallye ein weiterer Meilenstein in der ERC-Saison für den Ungarn. Die ERC-2 Wertung der Cyprus Rallye 2018 entschied Petros Panteli im Mitsubishi Lancer Evo X auf Gesamtrang 10 für sich. Die 2WD-Wertung wurde zur klaren Beute von Laurent Pellier (Peugeot 208 R2).
Endstand:
01. Simos Galatariotis (CYP)/Antonios Ioannou (CYP) ŠKODA Fabia R5 +1h55m40.2s
02. Bruno Magalhães (PRT)/Hugo Magalhães (PRT) ŠKODA Fabia R5 +0.6s
03. Norbert Herczig (HUN)/Ramón Ferencz (HUN) ŠKODA Fabia R5 +1m21.4s
04. Nasser Al-Attiyah (QAT)/Matthieu Baumel (FRA) Ford Fiesta R5 +2m27.0s
05. Orhan Avcioǧlu (TUR)/Burçin Korkmaz (TUR) ŠKODA Fabia R5 +3m05.7s
06. Vojtĕch Štajf (CZE)/Marcela Ehlová (CZE) ŠKODA Fabia R5 +3m25.1s
07. Dávid Botka (HUN)/Márk Mesterházi (HUN) ŠKODA Fabia R5 +3m38.5s
08. Albert von Thurn und Taxis (DEU)/Bjorn Degandt (BEL) ŠKODA Fabia R5 +3m43.2s
09. Petros Panteli (CYP)/Kyprias Christodoulou (CYP) Mitsubishi Lancer Evolution X +6m44.6s
10. Alexandros Tsouloftas (CYP)/Antonis Chrysostomou (CYP) Citroën DS3 R5 +6m50.2s
Weitere Klassensieger:
FIA ERC2: Petros Panteli (CYP)/Kyprias Christodoulou (CYP) Mitsubishi Lancer Evolution X
FIA ERC3: Laurent Pellier (FRA)/Geoffrey Combe (FRA) PEUGEOT 208 R2
ERC Ladies’ Trophy: Emma Falcón (ESP) Citroën DS3 R3T
Führende:
SP1-SP3: Lukyanuk/Arnautov
SP4-SP5: Al-Attiyah/Baumel
SP6-SP8: Nordgren/Suominen
SP9-SP11: Galatariotis/Ioannou
SP12: Al-Attiyah/Baumel
SP13: Galatariotis/Ioannou
Bestzeiten: Al Attiyah - 7, Nordgren – 2, Lukyanuk – 1, Tsouloftas – 1, Botka - 1
Wichtigste Ausfälle: Alexey Lukyanuk, Juuso Nordgren, Antonis Chilimintris, Andreas Psaltis, Artur Muradian, George Agathocleous, Andreas Andreou, Sofianos Rousos, Yiangos Yiangou, George Lambrianides
Zwischenstände ERC 2018 nach 4 von 8 Läufen:
Stand ERC: 01. Magalhaes – 98 Punkte, 02. Lukyanuk – 83, 03. Herczig – 62, 04. Galatariotis – 50, 05.Gryazin – 30, 06. Moura – 30, 07. Kreim – 26, 08. Ptaszek – 23, 09. Brynildsen – 23, 10. Grzyb – 19, 11. Avcioglu – 19, 12. Al-Attiyah – 16
Stand ERC-2: 01. Remmenik – 89, 02. Erdi jr. – 89, 03. Alonso – 72, 04. Pantelli – 60, 05. Melegari – 45, 06. Posedias – 30, 07. Pimentel – 24, 08. Bannout – 23, 09. Menderes Okur – 21, 10. Polykarpou – 19
Stand ERC-3: 01. Gago – 68, 02. Sesks – 52, 03. Falcon – 49, 04. Bernardi – 39, 05. Pellier – 39, 06. Ghosh – 38, 07. Televantos – 29, 08. Llarena – 29. 09. Muradian – 27, 10. Wagner - 24
Die Rallye Europameisterschaft wird von 20. - 23. Juli 2018 mit der Rallye di Roma Capitale in Italien fortgesetzt. |