Rallye Bohemia 2020: Pech siegt im Focus WRC bei Rallyefest in Tschechien!
Der Rallyesport in Tschechien ist zurück – und wie: Nach der Corona-bedingten Pause holt sich Vaclav Pech im Ford Focus WRC den Sieg bei der stark besetzten Rallye Bohemia vor Skoda-Werkspilot Jan Kopecky und Jari Huttunen im Hyundai i20 R5. Simon Wagner sichert sich den starken 6. Rang, Albert von Thurn und Taxis beendet den tschechischen Klassiker auf P17.
Text: Harald Illmer; Fotos: Honza Fronek (3), Harald Illmer (1)
Muss man in Österreich aus nicht nachvollziehbaren Gründen wohl noch länger bis zum Rallye-Comeback warten, so dröhnen in den Nachbarländern wieder die Motoren. Nach Ungarn, Italien und Slowenien erfolgte mit der Rallye Bohemia nun auch der Restart in der tschechischen Meisterschaft.
Ein extrem starkes Feld mit nicht weniger als 22 R5-Boliden, zwei World Rallycars, zahlreichen Prototypen und GT-Fahrzeugen hat sich für den tschechischen Klassiker rund um Mlada Boleslav angemeldet. Insgesamt 86 Teams nahmen die moderne Rallye Bohemia in Angriff, im Rahmenprogramm wurde auch eine historische Variante ausgetragen, hier waren weitere 35 Teams am Start.
Von unerfüllbaren Corona-Auflagen blieben die Veranstalter in Tschechien dank intensiver Planung und Vorbereitung verschont. Der Servicepark war für Zuseher gesperrt, auf den Sonderprüfungen gab es bis auf die allgemeinen in Tschechien geltenden Verhaltens- und Abstandsregeln keinerlei weiteren Vorschriften. Nach der langen Pause fieberten die zahlreichen Fans dem Restart erwartungsgemäß euphorisch entgegen. Achtzehn Sonderprüfungen über 157.36 km standen am Samstag und Sonntag auf dem Programm. Doch bereits am Freitag läutete ein Shakedown und Showevent auf der Rallyecross Strecke in Sosnova das Vollgas-Wochenende in Mittelböhmen ein.
Foto: Honza Fronek
Rekordmeister und Skoda Werkspilot Jan Kopecky nahm die rund um das Skoda Hauptwerk in Mlada Boleslav zum 47. mal ausgetragene Veranstaltung als klarer Favorit in Angriff. Bereits achtmal Mal konnte Kopecky den Klassiker für sich entscheiden, im Vorjahr musste der Serienmeister aber Teamkollegen Kalle Rovanperä den Vortritt lassen. Mit Jari Huttunen (Hyundai i20 R5), Filip Mares (Skoda Fabia Rally2 evo), Jan Cerny (VW Polo GTI R5), Roman Odlozilik (Skoda) und Petr Semerad wollten jedoch zahlreiche Piloten in den Kampf um die Top-Positionen eingreifen. Natürlich auch Simon Wagner (Skoda Fabia Rally2 evo). Nach dem starken vierten Rang im Vorjahr sollte für den Mauthausener mit Co-Pilot Gerald Winter beim Comeback eine weiteres Top-Resultat in Frage kommen.
Viele Fragezeichen gab es im Vorfeld um Vaclav Pech: der mehrmalige Meister tritt in der Saison 2020 in einem Ford Focus WRC an. Es blieb abzuwarten inwieweit das leistungsmässig stärkste, aber bereits in die Jahre gekommene Fahrzeug in den Kampf um den Sieg eingreifen kann.
Als Test für den Auftakt zur Rallye Europameisterschaft bei der Rallye Roma di Capitale bestritt auch Albert von Thurn und Taxis mit Co Bernhard Ettel die 47. Rallye Bohemia im BRR Skoda Fabia Rally2 evo.
Leichte Regenschauer sorgten am ersten Tag der Rallye Bohemia für äußerst schwierige und rutschige Bedingungen. Am besten damit zurecht kam der Finne Jari Huttunen. Der Hyundai Pilot überraschte mit seinem Tempo und setzte sich bereits in der zweiten Prüfung an die Spitze des Feldes. An der Spitze entwickelte sich ein sehenswerter Dreikampf zwischen Hutunen, Jan Kopecky und Vaclav Pech. Das bärenstarke Ford Focus World Rallye Car sollte trotz seines Alters im Kampf der modernen R5-Boliden eingreifen, bzw. diese auch in den Schatten stellen.
Foto: Honza Fronek
Bis zur vierten Prüfung kämpfte Jan Kopecky mit den Bedingungen, eine Serie von Bestzeiten ließ den Vorsprung von Huttunen jedoch am Nachmittag wieder schmelzen. Mit einem Rückstand von lediglich 0.6s beendete Kopecky den ersten Tag hinter Leader Hutunen auf P2.
Vaclav Pech konnte am ersten Tag viermal die schnellste Zeit für sich verbuchen, mit nur 2.1s Rückstand auf den Führenden erreichte der Ford-WRC Pilot das Ziel des ersten Tages. In Hinblick auf die trockene Wettervorhersage und den nochmals schnelleren Prüfungen am zweiten Tag rückte Pech vom Verfolger in die Favoritenrolle auf den Gesamtsieg.
Simon Wagner klagte am Vormittag über ein zu weiches Setup am Skoda Fabia Rally2 evo. Das österreichische Duo Wagner / Winter rangierte im Verlauf des Tages zwischen P5 und P7 der Gesamtwertung. Ein Dreher in SP 9 kostete weitere wertvolle Zeit. Wagner / Winter belegten nach den elf Sonderprüfungen der 1. Etappe mit 1:02.4 Min. Rückstand den siebten Zwischenrang. Albert von Thurn und Taxis / Bernhard Ettel beendeten den ersten Tag auf dem 18. Gesamtrang.
Bereits auf der ersten Sonderprüfung am Sonntag Morgen konnte Vaclav Pech die Kraft des Focus WRC auf den nun trockenen Prüfungen voll ausspielen und eine weitere Bestzeit von Jan Kopecky und Simon Wagner setzen. Jari Huttunen büßte bei einem Ausritt wertvolle Sekunden ein und verlor somit die Gesamtwertung an Pech.
An der Spitze entbrannte ein wahrer Sekundenkrimi. In SP 13 setzte Jan Kopecky die Bestzeit und verdrängte somit den momentan Führenden Vaclav Pech wieder von der Spitze.
Eine erste Vorentscheidung sollte der erste Durchgang der mit knapp 22 km längsten SP der Rallye „Radostin“ bringen. Hier distanzierte Pech die Konkurrenz klar und übernahm wieder die Gesamtführung. Jan Kopecky büßte in SP 14 knapp 6.5s ein, für Jari Huttunen bedeuteten die 25.3s Rückstand auf den Schnellsten Pech wohl das endgültige Aus im Kampf um den Sieg bei der 47. Rallye Bohemia.
Foto: Harald Illmer
Mit einer Bestzeit auf der ersten Prüfung der letzten Schleife startete Jan Kopecky den finalen Angriff auf Pech. Doch der Ford-Pilot wehrte den Angriff gekonnt ab und konterte in SP 16 und 17 mit einer Bestzeit. Der fünftplatzierte Petr Semerad verunfallte in SP 16 und musste vorzeitig aufgeben.
Mit 7.2s Vorsprung auf Kopecky und 47.7s auf Hutunen startete Vaclav Pech in die finalen 4.94 km der Stadprüfung „Staromestska“ und ließ dort nichts mehr anbrennen. Kopecky holte sich die letzte Bestzeit – der Sieg bei der 47. Rallye Bohemia ging aber an Vaclav Pech / Petr Uhel. Jari Huttunen komplettierte das Podium. Besonders die Leistung auf der ersten Etappe beeindruckte, auf den trockenen Prüfungen am Sonntag konnte der Finne den Speed der tschechischen Elite nicht mehr ganz mitgehen.
Simon Wagner / Gerald Winter beendeten die Rallye Bohemia auf dem 6. Gesamtrang, Albert von Thurn und Taxis / Bernhard Ettel belegten P17.
Endstand nach 18 Sonderprüfungen:
01. Pech / Uhel, Ford Focus WRC 1:29:59.5
02. Kopecky / Hlousek, Skoda Fabia Rally2 evo +6.4
03. Huttunen / Lukka, Hyundai i20 R5 +49.8
04. Mares / Bucha, Skoda Fabia Rally2 evo +1:04.7
05. Cerny / Cernohorsky, VW Polo GTI R5 +1:54.7
06. Wagner / Winter, Skoda Fabia Rally2 evo +1:58.3
07. Jakes / Machu, Skoda Fabia R5 +2:22.6
08. Cais / Zakovva, Ford Fiesta R5 MK2 +2:29.9
09. Stajf / Rajnoha, VW Polo GTI R5 +3:14.9
10. Cvrcek / Prokorat, Skoda Fabia R5 +3:46.5
Wichtigste Ausfälle u.a.: Petr Semerad, David Tomek, Petr Kacirek, Martin Sikl, Marcel Tucek, Jiri Perlicek, Martin Rada, Michael Denk
Bestzeiten: Vaclav Pech - 9, Jan Kopecky - 7, Jari Huttunen - 2
Führende: SP 1: Vaclav Pech, SP 2 - SP 11 Jari Huttunen, SP 12 Vaclav Pech, SP 13 Jan Kopecky, SP 14 - SP 18 Vaclav Pech
Die tschechische Meisterschaft wird von 07.-09. August mit der 39, Kovwax Valasska Rally fortgesetzt.
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