Eine
halbe Sekunde entschied die Jänner
Rallye 2013!
120.000
Zuschauer sahen, wie Vorjahrssieger Jan
Kopecky seinen Titel in Freistadt verteidigte.
Nach einem dramatischen Finale lag der Tscheche
am Ende vor dem Franzosen Bryan Bouffier.
Raimund Baumschlager holt Platz drei. Erster
EM-Sieg für Hannes Danzinger in der
2WD-Klasse.
Traditionsgemäß
eröffnete die Jännerrallye den
europäischen Rallyeauftakt. Bei der
Jubiläumsauflage, die Rallye ging heuer
zum 30. Mal mit Start und Ziel in Freistadt
über die Bühne.
Tag
1: Großer Sport im Mühlviertler
Regen
Sechs Sonderprüfungen lang quälten
sich die Protagonisten der 30. Jännerrallye
über die widrigsten Straßenverhältnisse.
Eis, Schnee und Matsch bewarben sich eindrucksvoll
um die Rallye-Oscars für die besten
Nebenrollen beim Europameisterschafts-Auftakt
im oberösterreichischen Freistadt.
Sechs Sonderprüfungen
lang hielt ein Sekundenkrimi an der Spitze
die Zuschauermassen, die ich trotz Regen
nicht abschrecken ließen, in Atem.
Der Jännerrallye-Titelverteidiger Jan
Kopecky, Österreichs Champion Raimund
Baumschlager, Jännerrallye-Dreifach-Sieger
Vaclav Pech, Ex-Staatsmeister Beppo Harrach
und der französische Geheimfavorit
Bryan Bouffier waren darin involviert.
Doch
dann schmolzen Eis und Schnee, und die
Asphaltspezialisten zogen ihre Register.
Jan Kopecky kam aus dem zweiten Regrouping
mit einem perfekt präparierten Auto
aus seiner Skoda Werksteam-Ecke zurück
auf die Strecke, legte eine Bestzeit hin
und verwandelte einen 2-Sekunden-Abstand
auf Raimund Baumschlager kurzerhand in einen
14-Sekunden-Vorsprung. Bryan Bouffier, der
von SP zu SP besser in die Rallye fand,
nutzte die trocken werdenden Straßen
ebenfalls, um seine ganz große Stärke
auszuspielen. Und gerade als sich das Feld
zu spalten drohte, mischte sich auch noch
der Nebel ein. Ausgerechnet auf der längsten
SP des Tages von Schönau nach St. Leonhard
(22 km) raubte er dem Großteil des
Feldes die Sicht.
Kopecky,
Bouffier, Baumschlager und Francois Delecour
schlupften noch durch, doch Vaclav Pech,
Beppo Harrach und Co. rissen Abstände
jenseits der Minutengrenze auf.
„Es war
ein Horror“, sagte Harrach, „Regen
und Nebel, es war ein reiner Blindflug.“
Pech stieß ins selbe Horn: „Ganz
schlecht. Die Sichtverhältnisse waren
nicht okay.“ Nach einem Unfall des
Tschechen Petr Kacirek musste die achte
Wertungsprüfung schließlich neutralisiert
werden.
Brian Bouffier
zog an Baumschlager („Ich riskiere
gar nichts, mir sind die Punkte für
die österreichische Staatsmeisterschaft
zu wichtig“) vorbei, platzierte sich
im Schatten des führenden Jan Kopecky.
Dafür bremste sich Francois Delecour
in seiner Aufholjagd selbst. Ein Stempelfehler
brachte dem französischen Altstar eine
Strafminute ein.
Auf SP 9 schlug
Vaclav Pech mit seinem ersten SP-Sieg zwar
zurück, doch der Rückstand des
Mini-S2000-Piloten ist - auch durch das
Nebel-Desaster – bereits sehr groß.
Realistisch betrachtet rittern nur noch
der Führende Kopecky, Bouffier und
Baumschlager um den Sieg in Freistadt. Kopecky:
„Wir sind heute zwei verschiedene
Rallies gefahren. Die Witterung hat es unheimlich
schwer gemacht. Auch der morgige Tag wird
noch sehr lang.“ Bouffier: „Den
ersten Tag dieser schwierigen Rallye ohne
großen Fehler zu überstehen,
war eine schwierige Aufgabe.“ Baumschlager:
„Die Jännerrallye ist immer schwierig,
aber heuer ist sie echt verrückt.“
Nur noch Zuschauer
sind der polnische Vize-Europameister Michal
Solowow (elektronischer Defekt) und der
tschechische Mitsubishi-Pilot Martin Semerad
(Motorschaden). Aus österreichischer
Sicht ist auch Kris Rosenberger nicht mehr
dabei. Auch ihm bzw. seinem VW Polo S2000
spielte die Elektrik einen Streich.
Tag
2: Kopecky triumphiert vor Bouffier und
Baumschlager
Nach
einem vom Wetter her „verrückten“
ersten Tag wurden die Piloten der 30. Internationalen
Jännerrallye in Freistadt auf der zweiten
Etappe Tag von weit stabileren Witterungsverhältnissen
empfangen.
Der erste Europameisterschaftslauf des Jahres
gestaltete sich nicht nur von den äußerlichen
Einflüssen zweigeteilt, sondern auch
aus sportlicher Sicht.
Schon am ersten
Tag zog das Trio Jan Kopecky, Raimund Baumschlager
und Bryan Bouffier davon, mit etwas Abstand
kämpfte ein Pulk weiterer Fahrer um
die Plätze abseits des Siegespodests.
Diese Konstellation hielt bis erfreulicherweise
zum Schluss. Auf der allerletzten Sonderprüfung
der Rallye von Bad Zell nach Aisttal kam
es zum Showdown. Während sich Raimund
Baumschlager taktisch bedingt („Mir
sind die Punkte in der österreichischen
Meisterschaft zu wichtig“) aus dem
Fight um den Sieg im ersten EM-Lauf der
Saison ausklinkte, ließen Vorjahrssieger
Jan Kopecky und der französische Jännerrallye-Neuling
Bryan Bouffier nicht locker.
Der Krimi
im Detail: Bouffier ging mit einem 10-Sekunden-Vorsprung
auf Kopecky auf die letzten 25 Kilometer
der Jännerrallye. Baumschlager sicherte
vorerst seinen dritten Platz ab. Dann
setzte sich Bouffier wie erwartet an
die Spitze, um gespannt auf Kopecky zu
warten. Und als der Tscheche ins Ziel
kam, leuchtete der Vorsprung von 0,5
Sekunden auf.
Unglaublich:
Nach insgesamt 248,46 Sonderprüfungskilometern
entschieden lächerliche fünf Zehntelsekunden
die Jännerrallye 2013 zugunsten des
Vorjahrssiegers Jan Kopecky!
Jan
Kopecky: „Schönen Dank
an Bryan. Es war nervenaufreibender Kampf
in einer unglaublich schwierigen Rallye.
Ich bin glücklich.“
Bryan
Bouffier: „Es war eine verrückte
Rallye, so dreckig und so schnell. Jan hat
immer Druck gemacht und für mich war
es sehr schwer.“
Raimund
Baumschlager: „Das war meine
schwierigste Jännerrallye. Der Spagat
zwischen Attacke und Ankommen im Hinblick
auf die heimische Meisterschaft war nicht
einfach. Aber ich freue mich, hinter zwei
absoluten Spitzen-Werkspiloten platziert
zu sein.“
Hinter den
drei Hauptdarstellern kämpften die
Piloten um wichtige Punkte sowohl in der
EM als auch in der österreichischen
bzw. tschechischen Meisterschaft, zu denen
die Jännerrallye ebenfalls zählte.
Der Tscheche Vaclav Pech, der die Traditionsrallye
im oberösterreichischen Mühlviertel
bereits drei Mal gewinnen konnte, holte
schließlich den vierten Platz.
Mit einer tollen Performance konnte besonders
Beppo Harrach am Samstag aufwarten.
Der
österreichische Staatsmeister des
Jahres 2011 hatte nach einigen Setup-
und Reifen-Umstellungen seinen Mitsubishi
optimal im Griff und schob sich noch vor
dem aktuellen Meister Polens, Kajetan
Kajetanowicz, auf den fünften
Gesamtrang.
Am Ende nur
Siebenter und dementsprechend unglücklich
war ein großer Name des internationalen
Rallyesports. Francois Delecour kämpfte
zuerst wie alle anderen Teilnehmer mit den
Bodenverhältnissen und im zweiten Abschnitt
bis zum Schluss mit der richtigen Reifenwahl.
Zudem kassierte
der seinerzeitige Vize-Weltmeister noch
eine Strafminute wegen eines Stempelfehlers
und als Draufgabe im Finish noch einmal
zehn Sekunden wegen eines Frühstarts.
Delecours Resümee: „Das war ein
anstrengendes Wochenende. Wir hatten leider
schwere Probleme mit dem Auto.“ Aus
österreichischer Sicht ist auch der
positive Auftritt von Gerhard Aigner zu
erwähnen. Der junge Oberösterreicher
wurde als Gesamt-15. Drittbester seines
Landes.
In der 2WD-Wertung
holte Hannes Danzinger mit Copilotin Kathi
Wüstenhagen seinen ersten Sieg in einem
EM-Lauf und strahlte dementsprechend. „Das
war das angepeilte Ziel. Es ist natürlich
eine Riesenfreude, wenn man das dann auch
erreicht. Bei uns ist von Anfang an wirklich
alles perfekt gelaufen.“
Sieger der
Klasse 12 wurde Mario Klepatsch (Mitsubishi
Evo V) vor Reinhold Neulinger (Mitsubishi
Evo VI) und Martin Desl (Mitsubishi Evo
VII). Christof Klausner fiel mit einem technischen
Problem an seinem Audi Quattro auf der letzten
SP aus. Die Klasse 14 entschied Stefan Förster
(Talbot Sunbeam) für sich.
Jänner
Rallye als europäischer Rallyeauftakt:
Traditionsgemäß
eröffnete die Jännerrallye den
europäischen Rallyeauftakt. Bei der
Jubiläumsauflage, die Rallye ging heuer
zum 30. Mal mit Start und Ziel in Freistadt
über die Bühne.
Der Klassiker
zählte nicht nur zur tschechischen
und österreichischen Meisterschaft,
sondern bildete auch gleichzeitig den Auftakt
zur ERC (FIA European Rally Championship).
Da die bisherige IRC von der FIA aus dem
Kalender genommen wurde und weil Eurosport
als neuer Promotor der ERC eingestiegen
ist, erfuhr die Jännerrallye eine enorme
Aufwertung. Dies wurde auch durch den Start
vieler prominenter internationaler Teams
dokumentiert.
Diese Tatsache
führte dazu, dass am Jahresbeginn,
trotz der heuer besonders schwierigen Wetterbedingungen,
rund 120.000 Besucher ins Mühlviertel
gekommen sind. Damit konnte man das Vorjahresergebnis
mit 140.000 Fans nicht ganz erreichen, hier
hat auch der Wettergott ganz entscheidend
mitgewirkt.
Auf den insgesamt
18 Sonderprüfungen fanden die 85 gestarteten
Teams aus 11 Nationen vor allem am ersten
Tag sehr schwierige Streckenbedingungen
vor. Am Freitag gab es mit Regen, Schnee,
Eis und jeder Menge Nebel eine Wettersituation,
die man ohne weiteres als echtes „Sauwetter“
bezeichnen kann.
Am zweiten Tag der Rallye lagen die Temperaturen
weit über dem Gefrierpunkt, damit war
nur mehr jede Menge Wasser auf den Strecken,
was das Fahren aber nicht leichter machte.
Die Piloten haben sehr viel Nervenkraft
gebraucht, die Anforderungen an das Fahrkönnen
waren heuer besonders hoch.
OK-Chef Ferdinand
Staber hatte neuerlich gute Gründe,
eine positive Bilanz zu ziehen: „Wir
haben wieder enorm viele Zuschauer gehabt,
sie alle waren trotz des miesen Wetters
gekommen, um bei diesem EM-Auftakt dabei
zu sein. Vordergründig war für
uns die Sicherheit an der Strecke, diesbezüglich
hat alles vorzüglich geklappt."
"Darüber
hinaus gab es sportlich viele spannende
Höhepunkte, dies schon allein durch
die erstklassige Besetzung. Damit war es
möglich den vielen Fans Rallyesport
der Extraklasse zu bieten. Sehr gut von
den Fans angenommen wurde wieder der aufgelegte
Rallyepass der nicht nur den Organisationsablauf
beschleunigte, sondern dem Fan auch mehr
gezielte Informationen brachte. Mein Dank
gilt all unseren Sponsoren, die wesentlich
dazu beigetragen haben, die Veranstaltung
zu unterstützen. Neben dem Dank an
die Fans gilt ein spezieller Dank dem Rallyeclub
Mühlviertel. Allen Helfern und Funktionären,
stellvertretend seien hier Uwe M. Schmidt,
Walter Lumetzberger und Peter Schöller
erwähnt, ist zu danken. Sie haben vollsten
Einsatz gezeigt, auf solche Leistungen kann
man mit Recht stolz sein.“
Sonderprüfungs-Bestzeiten:
Jan Kopecky 7, Bryan Bouffier 4, Raimund
Baumschlager 3, Jaroslav Orsak, Vaclav Pech,
Beppo Harrach, Kajetan Kajetanowicz je 1.
Die
wichtigsten Ausfälle:
Mario Saibel (SP 1/techn. Defekt), Michael
Böhm (SP 2/Elektronik), Walter Mayer
(SP 2/Unfall), David Glachs (SP 3/Unfall),
Ernst Haneder (SP 3/Unfall), Aaron Burkart
(SP 3/techn. Defekt), Kris Rosenberger (SP
4/techn. Defekt), Martin Semerad (SP 8/Elektronik),
Michal Solowow (SP8/techn. Defekt), Antonin
Tlustak (SP 10/gesundheitliche Gründe),
Martin Fischerlehner (SP 12/Unfall), Hermann
Neubauer (SP 14/Unfall), Jan Cerny (SP 18/Unfall).
Endstand
Jänner Rallye 2013, ERC:
01. Kopecky / Dresler, Skoda Fabia S2000
2:35:45.3
02. Bouffier / Fournier, Peugeot 207 S2000
+0.5
03. Baumschlager / Wicha, Skoda Fabia S2000
+1:18.1
04. Pech / Uhel, Mini Cooper S2000 +2:47.0
05. Harrach / Welsersheimb, Mitsubishi R4
+3:31.8
06. Kajetanowicz / Baran, Subaru R4 +3:32.9
07. Delecour / Savignoni, Peugeot 207 S2000
+5:21.1
08. Orsak / Smeidler, Mitsubishi Evo X +6:33.7
09. Tarabus / Trunkat, Skoda Fabia S2000
+7:56.0
10. Valousek / Kostka, Peugeot 207 S2000
+8:11.8
Endstand
Jänner Rallye 2013, ERC 2WD:
01. Danzinger / Wüstenhagen, Renault
Clio 2:56:42.3
02. Chentre / Deherin, Skoda Fabia +6:00.9
03. Bessenyey / Nyrifas, Honda Civic +6:21.8
Endstand
Jänner Rallye 2013, ORM:
01. Kopecky
/ Dresler, Skoda Fabia S2000 2:35:45.3
02. Baumschlager / Wicha, Skoda Fabia S2000
+1:18.1
03. Pech / Uhel, Mini Cooper S2000 +2:47.0
04. Harrach / Welsersheimb, Mitsubishi R4
+3:31.8
05. Kajetanowicz / Baran, Subaru R4 +3:32.9
06. Orsak / Smeidler, Mitsubishi Evo X +6:33.7
07. Tarabus / Trunkat, Skoda Fabia S2000
+7:56.0
08. Valousek / Kostka, Peugeot 207 S2000
+8:11.8
Die Österreichische
Rallye Staatsmeisterschaft wird von 22.-23.
März 2013 mit der Rebenland Rallye
rund um Leutschach fortgesetzt. Alle Informationen
zur Rebenland Rallye 2013 finden Sie unter
www.rebenland-rallye.at
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