Jänner Rallye 2014: Anpfiff zum Halali auf den Topfavoriten
Die Jännerrallye 2014 erlebt ein großes Feld von Sieganwärtern / Auch drei Österreicher jagen den polnischen Star Robert Kubica / Das mediale Interesse ist enorm / 324 Journalisten aus 11 Ländern haben sich angesagt.
Noch drei Tage, dann erfährt die 31. Internationale Jännerrallye in Freistadt mit dem Qualifying ihren Anfang. Noch drei Tage also, bis zum motorsportlichen Mega-Event im oberösterreichischen Mühlviertel, bei dem die besten Rallye-Piloten Europas aufeinanderprallen. Noch drei Tage, bis die entscheidende Frage „Wer gewinnt den Auftakt zur Rallye-Europameisterschaft 2014?“ ihrer Antwort im wahrsten Sinn des Wortes entgegenfährt. Lacht ein völlig neues Gesicht von der ewigen Jännerrallye-Siegerliste? Oder darf sich einer, der sich schon einmal bzw. sogar öfters in diese eintragen konnte, bei der Siegerehrung am 5. Jänner in der prallgefüllten Freistädter Messehalle bejubeln lassen? Kann der Topstar der Rallye Robert Kubica seiner Favoritenrolle gerecht werden?
Robert Kubica muss und kann als WRC2-Weltmeister wohl auch mit der Rolle des Sieganwärters Nummer 1 leben. Der Pole mit Formel-1-Vergangenheit testet in Freistadt für seinen neuen Arbeitgeber M-Sport mit einem Ford Fiesta S2000 für den kommenden WM-Auftakt in Monte Carlo. Ursprünglich hat sein Team noch keinen Beifahrer genannt, doch dieser steht nun fest. Der 40-jährige Copiloten-Routinier Maciek Szczepaniak wird seinen Landsmann durch die Rallye leiten und weiß wohl auch, worauf er sich dabei einlässt. Denn wer Robert Kubicas Rallye-Karriere bisher verfolgt hat, kennt sein offensichtliches Leitmotiv, das „Siegen oder Fliegen“ heißt. Eine Machtdemonstration des Polen ist ebenso denkbar wie ein selbstproduziertes Blitz-K.o.
Eisiger Wind bläst Robert Kubica bei der Jännerrallye aus seinem eigenen Land entgegen. Kajetan Kajetanowicz steht in der Größe der Betreuungs-Crew dem Favoriten in nichts nach, fährt mit dem gleichen Sponsor (Lotos), und dessen Logo ziert sogar noch die Motorhaube eines motorisch stärkeren Ford Fiesta R5. Kajetan Kajetanowicz ist vierfacher Meister seiner Heimat, gewann die Polen-Rallye 2013 und stellte sich auch den Fans in Österreich bereits eindrucksvoll vor, als er bei der letzten Waldviertel-Rallye im November der Konkurrenz auf und davon fuhr.
Gespannt darf man auf den Auftritt von Pavel Valousek sein. Der tschechische Champion des Jahres 2010 lasst wie Kajetanowicz in einem Ford Fiesta R5 die Muskeln spielen. Mit diesem Auto war er auch letzte Saison in der EM unterwegs.
Mit Vaclav Pech steht ein weiterer Tscheche auf der Liste der Sieganwärter. Er ist nicht irgendwer, sondern der fünffache Champion seines Landes. Der Mini-S2000-Pilot kennt die Jännerrallye in- und auswendig, hat im Mühlviertel nicht nur viele Fans, sondern dort auch bereits dreimal (2005, 2007 und 2008) gewonnen.
Aus rotweißroter Sicht dürfen Raimund Baumschlager, Andreas Aigner und Beppo Harrach als Favoriten-Trio gehandelt werden. Raimund Baumschlager lenkt seinen Skoda Fabia S2000 mit der Routine eines 11-fachen Staatsmeisters, mit der Klasse eines dreifachen Jännerrallye-Siegers (2004, 2006, 2009) und mit einem unmissverständlichen Motto: „Wenn ich eine Rallye bestreite, dann will ich diese auch gewinnen.“ Andreas Aigner gilt für viele Fans als schnellster Rallyefahrer der Alpenrepublik. Unterstrichen hat er diese Meinung mehr als eindrucksvoll – erst PWRC-Weltmeister und als Draufgabe noch ein aktueller Production-Cup-Europameistertitel. In Freistadt sitzt der Steirer in einem Peugeot 207 S2000 aus dem Stall von Ex-Gruppe-N-Weltmeister Manfred Stohl, der seinem Schützling mit Rat und Tat zur Seite stehen wird. Aigner blickt auf eine vielversprechende Testserie zurück. „Ich freue mich auf eine tolle Jännerrallye. Mit einem durch und durch konkurrenzfähigen Auto orientiere ich mich natürlich nach vorne.“ Als dritter im Bunde der österreichischen Hoffnungsträger hat Beppo Harrach mit seinem Mitsubishi Evo IX R4 nicht erst einmal die vermeintlich stärkere S2000-Konkurrenz schlecht aussehen lassen. Der Ex-Staatsmeister aus Niederösterreich konnte die Jännerrallye 2011 gewinnen und kehrt nach einer unfallbedingten Zwangspause frisch gestärkt und hochmotiviert in die Rallyeszene zurück. Als Vorbereitung für die Jännerrallye wählte er am letzten Wochenende einen Start bei der Szilveszter Rallye in Ungarn. Dort belegte er unter mehr als 250 Teilnehmern hinter einem ungarischen S2000 Piloten den hervorragenden zweiten Gesamtrang. „Das war ein absolut gelungener Test hinsichtlich Reifen und Setup. Wir sind mehr als zufrieden und diesen Optimismus brauchen wir auch. Das Starterfeld in Freistadt ist unglaublich stark. Das ist natürlich ein großer Ansporn, ganz vorne mitzufahren“, sagt Harrach, der 2013 nach der Jännerrallye den von der FIA vergebenen Preis für die kämpferischste Performance entgegennehmen durfte.
Wer die Jännerrallye 2014 als Sieger verlässt, kann man noch nicht sagen, dass das mediale Interesse am ECR-Start in Freistadt eine neue Rekordmarke erreicht hat, ist jedoch bereits belegbar. 324 Journalisten aus elf Ländern haben sich akkreditiert. Mit je 95 Medienvertretern sind Österreich und Tschechien dabei am stärksten vertreten. 37 Polen, 24 Ungarn, 17 Italiener, 14 Deutsche, 4 Slowenen, 3 Holländer sowie ein Schweizer und ein Engländer dokumentieren die internationale Aufmerksamkeit, die ein absolutes Top-Ereignis in Österreich auslösen kann.
Tückisches Eis statt fehlendem Weiß:
Die Wetterprognosen für die Jännerrallye von Freitag bis Sonntag in Freistadt kündigen schwierige Bedingungen für die Teilnehmer an / Statt Schnee macht sich gefrierender Nebel auf den Straßen breit.
Seit Jahrzehnten ist die Jännerrallye im oberösterreichischen Freistadt nicht nur traditioneller Auftakt in die Rallyesaison, egal ob in die österreichische Staatsmeisterschaft, das tschechische Championat oder wie seit nunmehr drei Jahren sogar in die FIA European Rallye Championship. Und seit Jahrzehnten dreht sich nicht alles, aber doch einiges um das Wetter. Unfrei nach William Shakespeare: Schnee oder nicht Schnee – das ist hier Frage.
Auch für die 31. Ausgabe der Internationalen Jännerrallye, die am kommenden Freitag mit dem Qualifying beginnt und am Sonntag gegen 17 Uhr ihren Sieger kennen wird, richtet sich ein Großteil des Fahrer-Interesses auf die weißen Pracht - welche sich, so muss es gesagt werden, in Teilen der vorgegebenen Strecken derzeit nur an den Straßenrändern, jedoch nicht auf der Fahrbahn befindet. Und jeder Teilnehmer, der die Prognosen für den Austragungszeitraum sicher genau verfolgt, wird zu dem Schluss kommen: Auf Schneefall bei der kommenden Jännerrallye Geld zu setzen, ist wohl riskanter als die Bewältigung der Rallye selber. Fehlende Drifts werden 2014 aber wettgemacht durch vermutlich unvermittelte Rutschphasen, weil die angekündigten Minusgrade den ebenfalls vorausgesagten Nebel in der Nacht bzw, in der Früh gefrieren lassen werden. Was den Schluss zulässt, frei nach irgendwem: Sagt der Schnee zu Freistadt nein, wird’s trotzdem ein Spektakel sein!
„Das wird die schnellste Jännerrallye, die wir je gefahren sind":
Nach dem ersten Besichtigungstag sprechen die Piloten des ERC-Auftakts in Freistadt von einer aufsehenerregenden Aufgabe, die von Freitag bis Sonntag auf sie wartet / Die Fans dürfen sich auf ein rasantes Motorsportfest freuen.
Die Prüfungen der Jännerrallye 2014 sind eingeweiht. Praktisch das gesamte Starterfeld nutzte den gestrigen ersten Besichtigungstag, um die Strecken rund um Freistadt in Oberösterreich abzufahren und den Schrieb für eine perfekte Wettfahrt am Samstag/Sonntag zu erstellen. Heute dürfen die Prüfungen noch ein zweites Mal befahren werden, um das gestern Notierte zu bestätigen bzw. noch zu verfeinern. „Eines kann man schon sagen. Das wird die schnellste Jännerrallye, die wir je gefahren sind“, ist Österreichs Meister Raimund Baumschlager beeindruckt. „Dadurch, dass es fast durchgehend trocken ist, geht es ganz schön flott dahin. Aber Vorsicht vor den eisigen Stellen ist dringend angebracht.“ Ins selbe Horn stößt Europameister Andreas Aigner: „Der Grat zwischen vollem Grip und gar keinem Grip wird ein sehr schmaler werden. Man weiß nicht, wie sich die Straßen vor allem nach Einbruch der Dunkelheit und mit den niedrigeren Temperaturen entwickeln werden. Das wird eine heikle und ultra-schnelle Aufgabe für uns.“
Läuft der heutige Begutachtungs-Tag für die Protagonisten also noch relativ stressfrei ab, wird es ab dem morgigen Freitag zumindest für die 13 ERC-Prioritätsfahrer, die am Start stehen, turbulent. Für die Polen Robert Kubica und Kajetan Kajetanowicz, die Tschechen Vaclav Pech, Pavel Valousek, Antonin Tlustak, Jan Cerny, Roman Odlozilik, Jaromir Tarabus, die Österreicher Andreas Aigner, Raimund Baumschlager, Beppo Harrach, den Letten Vasily Grayzin sowie den Franzosen Robert Consani beginnt um 10.30 Uhr das heuer in Freistadt erstmals ausgetragene Qualifying beim Shakedown in Freistadt/Trölsberg. Von 9.30 Uhr bis 10.30 Uhr dürfen die Piloten dreimal drüberfahren, ehe die 1,99 Kilometer lange Testsonderprüfung dann ein Mal auf Zeit bestritten und hinterher in den Parc ferme gefahren wird. Um 16.30 Uhr findet dann auf dem Freistädter Stadtplatz die öffentliche Fahrerpräsentation statt. Während dieser dürfen die Qualifikationsteilnehmer vom Schnellsten abwärts nacheinander ihre Startposition selbst wählen.
Anschließen stehen am Freitag um 17.15 Uhr Robert Kubica (WRC2-Weltmeister), Raimund Baumschlager (11-facher österreichischer Staatsmeister, dreifacher Jännerrrallye-Gewinner), Vaclav Pech (fünffacher tschechischer Meister, dreifacher Jännerrallye-Sieger) und Robert Consani (ERC-Sieger 2012) den Medienvertretern im Rahmen der Pre-event-Pressekonferenz im Media Center der Jännerrallye (Wirtschaftskammer WKO Freistadt, Linzer Straße 11) Rede und Antwort für den Start des ersten ERC-Laufs der Saison 2014 am Samstag.
Für vier andere Jännerallye-Stars geht es am Freitag nach dem Shakedown nach Rainbach-Kerschbaum, fünf Kilometer von Freistadt entfernt. 2WD-Europameister Zoltan Bessenyey aus Ungarn, Production-Cup-Europameister Andreas Aigner, der polnische Meister und Waldviertel-Rallye-Sieger Kajetan Kajetanowicz und die international erfahrene Pilotin Ekaterina Stratieva aus Bulgarien stellen sich dort um 14 Uhr für ein Foto-Shooting zur Verfügung. Als nostalgisch-romantisches Motiv für die PS-Dompteure der Jetztzeit hält hier die zu Kaiserzeiten beliebte und 1986 in Rainbach wieder ins Leben gerufene Pferdeeisenbahn her.
Mit dem Ceremonial Start wird die 31. Internationale Jännerrallye am Freitag um 19 Uhr auf dem Freistädter Stadtplatz eröffnet. Das erste Auto geht am Samstag um 8.11 Uhr in die Sonderprüfung 1 Pierbach. Nach insgesamt 18 Wertungsprüfungen sollte der Sieger des ersten FIA-Europameisterschaftslaufs der Saison am Sonntag so gegen 17 Uhr feststehen.
Weitere Informationen zur Jänner Rallye 2014 finden Sie unter: www.jaennerrallye.at |