Hirter Rallye St. Veit 2022: Simon Wagners vierter Streich war der irrste!
Der Staatsmeister gewann die Hirter Rallye St. Veit und damit einen Lauf, den er eigentlich schon verloren hatte / Vierter Sieg in Serie und Titelverteidigung in Sicht / Verfolger Hermann Neubauer blieb das Pech der heurigen Saison treu / Auch Simons Bruder Julian Wagner verlängerte seine Erfolgsserie in der 2WD-Klasse.
Fotos: Harald Illmer
Gespannt war man heuer auf die Premiere der bisherigen Rallye St. Veit, die in den letzten Jahren als ein Lauf zur Austrian Rallye Challenge gezählt hat. Diese an und für sich sehr traditionsreiche Rallye feierte nun nach siebzehn langen Jahren in Absenz, wieder ihre neuerliche Aufnahme als heimischer Staatsmeisterschaftslauf. Verantwortlich dafür waren Ida und Georg Wenghofer sowie Obmann Michael Uschan, die als Veranstalterteam vom Event & Rallye Club St. Veit diese Rückkehr ermöglichten.
Ihnen gelang es auch, für diese Rückkehr die Hirter Brauerei als Namensgeber und Hauptsponsor zu gewinnen. Worauf die Veranstalter aber besonders stolz sein können, es gab uneingeschränktes Lob von den Aktiven und den Teams für die Organisation schon im Vorfeld und während der Rallye. Besonders gelobt dabei wurden die attraktive Streckenführung, die ausgezeichnete Beschilderung auf den einzelnen Prüfungen, die Absperrungen der Zuschauerzonen und die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft aller Helfer und Streckenposten, die an den beiden Rallyetagen im Einsatz waren.
Daher geht der Dank des Veranstalterteams an alle restlichen Sponsoren, an die Behörden, die Rallyegemeinden, an die Aktiven mit ihren Teams, an die Feuerwehren und Rettungen, sowie an alle Mitarbeiter, die sehr zum Gelingen der Rallye beigetragen haben.
Während die Rallye in der übrigen Region am Samstag unterwegs war, waren auch die Publikumsfahrten für Fans auf der Rennbahn in St. Veit ein besonderes Qualitätsmerkmal.
Hier stellten sich ehemalige bekannte Aktive wie Achim Mörtl, Raphael Sperrer, Alfred Kramer senior und einige andere als Fahrer zur Verfügung, um dem Veranstalter mit einem kleinen Entgeld etwas unter die Arme zu greifen. Eines kann schon jetzt gesagt werden, wenn die Behörden und die Sporthoheit ähnlicher Ansicht mit ihrer Bewertung sind, wird es auch im nächsten Jahr eine Hirter Rallye St. Veit geben.
Zum sportlichen Verlauf;
Mit dem vierten Staatsmeisterschaftslauf des Jahres in St. Veit ging die wohl verrückteste Rallye des bisherigen Jahres über die Bühne. Und das will was heißen, wenn man bedenkt, dass der Lauf in Hartberg vor drei Wochen nach 130 SP-Kilometern nur um eine einzige Zehntelsekunde zugunsten von Simon Wagner entschieden worden ist. Nach der Ausgabe in St. Veit und Simon Wagner viertem Sieg in Serie bleibt nur die Erkenntnis: Der Staatsmeister gewinnt selbst Rallyes, die er eigentlich schon verloren hat.
Fünf Sonderprüfungen lang gab es das, was zu erwarten war: ein Sekundenduell zwischen Simon Wagner und Herausforderer Hermann Neubauer. Vor der SP 6 lag Neubauer knapp fünf Sekunde vorn, als Wagners Rückstand plötzlich unerwarteten Zuwachs bekam. Weil der Oberösterreicher zu spät zum Start kam, fasste er die laut Regulativ dafür vorgesehene Strafe von einer Zusatzminute aus. Drei Prüfungen vor Schluss lag Neubauer immer noch 58 Sekunden vorn. Die Rallye schien entschieden, hätte Neubauer die Rechnung nicht ohne sich selbst gemacht. Denn dass der Salzburger seinen Ford Fiesta Rally4 tatsächlich nicht ins Ziel brachte, überraschte und enttäuschte ihn wohl selbst am meisten. „Ich bin auf der neunten Prüfung auf den Splitt gekommen; mit dem Heck in eine halbhohe Staude gerutscht und von dort nicht mehr herausgekommen“, sagte der heuer schon mit einigen unglücklichen Momenten konfrontierte Pechvogel. Unglaublich, dass seine Einschätzung nach SP 8 („Es schaut zwar gut aus. Aber ich bin nach den letzten Erfahrungen vorsichtig“) nur Augenblicke später von der Realität überholt wurde.
Selbst Sieger Simon Wagner, dem nur noch ein Sieg zur fixen Titelverteidigung fehlt, schwankte zwischen Freude und Mitleid: „Es tut mir unendlich leid für Hermann. Wir haben beide wieder einmal gezeigt, auf welch hohem Niveau wir im österreichischen Rallyesport unterwegs sind. Natürlich bin ich mit meiner Leistung und dem vierten Sieg in Folge mehr als zufrieden und hoffe, dass die Saison so weitergeht.“
Gute Laune herrschte im Cockpit von Günther Knobloch. Der Steirer und sein Kärntner Beifahrer holten mit einer unaufgeregten, aber nicht minder souveränen Leistung Platz zwei sowohl bei der Rallye als auch in der Gesamtwertung. „Ich bin natürlich mehr als nur zufrieden. Es war eine sehr harte und heiße Rallye. Es freut mich, dass wir unsere Position als dritte Kraft im Lande prolongieren konnten.“
Und wer auf Platz drei der Hirter Rallye St. Veit den den Oberösterreicher Martin Rossgatterer getippt hat, der ist entweder jetzt reich oder hatte einen guten Riecher. Wenngleich der Skoda-Pilot schon des öfteren, vorwiegend bei der Jännerrallye, Topergebnisse geholt hat.
In der 2WD-Staatsmeisterschaft baute Julian Wagner im Opel Corsa Rally4 mit seinem ebenfalls vierten Saisonsieg die Gesamtführung aus und steht wie sein Bruder auch knapp vor dem Titel. Er wurde aber heftig gefordert vom schnellen Steirer Fabian Zeiringer im selben Fabrikat. Julian Wagner: „Fabian ist hier einen tollen Strich gefahren. Umso mehr freut es mich, dass ich abermals gewonnen habe. Die Rallye war superschön und sehr herausfordernd.“
Gekommen, um Julian Wagners Erfolgsserie von heuer Siegen zu durchbrechen, ist der Kärntner Alfred Kramer jun. Am Ende wurde es Platz drei und es überwog trotzdem die Zufriedenheit. „Die Jungs vor mir sind schon ein heftiges Tempo gefahren. Ich hatte leider einmal Pech mit den Reifen und bin auch die vielen Schotterabschnitte nicht gewohnt. Die gibt es in der kroatischen Meisterschaft, wo ich normalerweise unterwegs bin, praktisch nicht. Aber ich habe hier sehr viel gelernt, und das war für meine Entwicklung sicher gut.“
Den Sieg in der Junioren-Staatsmeisterschaft holte sich folgedessen auch Julian Wagner vor Fabian Zeiringer.
Im Österreichischen Rallye Cup ging der erste Platz an Christoph Zellhofer (Suzuki Swift ZMX) vor Andreas Schart (Mitsubishi Lancer Evo IX Proto). – Im Rallye Cup 2000 gewann Lukas Dirnberger (Ford Fiesta ST) vor dem Deutschen Niki Schelle (Suzuki Swift Sport).
Die Historische Rallye Staatsmeisterschaft entschied Lukas Schindelegger im Ford Escort RS2000 klar vor Johannes Huber (Porsche 911) für sich. – Und den Sieg im Historischen Rallye Cup sicherte sich der Porsche-Pilot Christian Rosner.
> Resultate Hirter Rallye St. Veit 2022
Sonderprüfungsbestzeiten: Simon Wagner 7, Hermann Neubauer 4.
Punktewertung in der Österreichischen Rallye-Staatsmeisterschaft:
ORM: 1. Simon Wagner 112 Punkte, 2. Günther Knobloch 48, 5. Kris Rosenberger 42, 4.
Hermann Neubauer 40, 5. Kristof Klausz 36, 6. Kevin Raith 32.
ORM-2WD: 1. Julian Wagner 109 Punkte, 2. Fabian Zeiringer 79, 3. Rene Noller (D) 34.
ORM Junior: 1. Julian Wagner 100 Punkte, 2. Fabian Zeiringer 72, 3. Rene Noller (D) 30.
Nächster Staatsmeisterschaftslauf: Rallye Weiz (15./16. Juli)
Update: Gute Nachrichten aus den Spitälern:
Die bei der Hirter Rallye St. Veit verunfallten Personen sind gut versorgt und haben sich bereits aus den Krankenhäusern in Klagenfurt gemeldet.
Bezüglich der beiden per Hubschrauber abtransportierten Personen, die im Zuge der Hirter Rallye St. Veit am Samstag verunfallt sind, gibt es bereits heute gute Nachrichten: Sowohl dem Fotografen aus Niederösterreich als auch dem Piloten aus der Steiermark geht es den Umständen entsprechend gut.
Der Obmann des Event & Rallye Clubs St. Veit Michael Uschan hat mit dem Vater des 32-jährigen Fotografen Kontakt aufgenommen und dabei positive Nachrichten erhalten. „Der Bursche hatte Glück im Unglück. Er erlitt bei dem Vorfall einen Bruch des Kiefers und des linken Unterarms. Untersuchungen der Kopfregion ergaben außer einer Platzwunde Gott sei Dank keine wie von manchen Medien behaupteten Verletzungen. Er ist wach, klar in der Aussprache und kann sich an alles erinnern.“ Noch diese Woche wird er vom Klinikum Klagenfurt zu sich daheim Waldviertel überstellt.
Auch mit dem zweiten Unfallopfer, dem 53-jährigen Steirer mit der Startnummer 63, der ins UKH Klagenfurt geflogen wurde, konnte bereits direkter Kontakt aufgenommen werden. „Mir geht es gut. Ich habe bei dem Ausritt einen doppelten Bruch der Elle und Speiche der linken Hand erlitten. Die Operation verlief ohne Komplikationen.“
Hirter Rallye St. Veit 2022
Sportpressedienst
Armin Holenia, Wolfgang Nowak
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Hirter Rallye St. Veit 2022 - IR7.at: Fotos: © Harald Illmer, IR7.at
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