WRC Croatia Rallye 2022: Rovanperä-Sieg nach spannenden Finale!
Was für ein Finale bei der Croatia Rally 2022. Mit einem Husarenritt auf der finalen Powerstage holte sich Kalle Rovanperä den Sieg beim dritten WM-Lauf vor Ott Tänak und Thierry Neuville! Armin Kremer / Timo Gottschalk feiern Einstiegssieg in der WRC2-Masters Wertung!
Text: Harald Illmer; Fotos: Axel Kindermann
Vier Sonderprüfungen über knapp 55 km bildeten den Schlusstag der Croatia Rallye 2022, darunter die finale Powerstage Zagorska Sela – Kumrovec. Früh morgens startete bereits die erste Sonderprüfung des Tages „Trakošćan – Vrbno 1“ über 13,15 km direkt am malerischen Schloss Trakošćan an der slowenischen Grenze.
Auch am dritten Tag sollte das Wetter sich von der äußerst wechselhaften Seite zeigen. Leichter Regen am Morgen im Servicepark, eine trockene erste Prüfung – und Regen auf der zweiten Prüfung der Schleife – Die Reifenwahl ließ auch am Sonntag einige Optionen offen.
Kalle Rovanperä wählte neben zwei Regenreifen 4 harte Pneus und sollte damit auf der trockenen 17. Sonderprüfung goldrichtig liegen. Mit einer gnadenlosen Attacke konnte der Führende den Zweitplatzierten Ott Tänak in SP 17 11.2s abnehmen. Tänak entschied sich nämlich für die Soft-Variante, welche wiederum auf den möglichen folgenden nassen Prüfungen wieder einen Vorteil bringen könnten. Rovanperä baute somit seinen Vorsprung drei Sonderprüfungen vor dem Ziel auf nun mehr 31.1s aus. Abermals zeigte sich Esapekka Lappi top in Form. Nach seiner Bestzeiten-Serie am Samstag-Nachmittag sollte der Finne auch am Sonntag mit einer Bestzeit starten.
Im Duell um den dritten Rang trennten Thierry Neuville und Craig Breen in SP 17 nur 0.4s. Die Differenz zu Gunsten von Craig Breen betrug nach der siebzehnten SP 4.5s.
Der erste Durchgang der später als Powerstage Zagorska Sela – Kumrovec gefahrenen 18. Prüfung bot im Vorjahr jede Menge Action. Die äußerst technische und selektive Prüfung wurde auch heuer von den Piloten als eine der größten Herausforderungen angesehen. Leichter Regen vor dem Start sorgte zusätzlich für Spannung.
Esapekka Lappi – auch am Sonntag wieder als erster Pilot in der Prüfung – verbremste sich bei einem Abzweig deutlich und büßte dabei einige Sekunden ein. Im Ziel der Prüfung zollten die Piloten der rutschigen und äußerst anspruchsvollen Strecke Respekt. Mit Bedacht auf die später folgende Powerstage schonten die meisten Piloten, welche nicht mehr in einem direkten Kampf um eine bessere Platzierung involviert waren, beim ersten Durchgang deutlich ihre Reifen. Nicht so die Spitzengruppe: Im Kampf um Platz drei legte Thierry Neuville eine Fabelzeit vor und holte sich die Bestzeit in der achtzehnten Sonderprüfung. Craig Breen konnte dem nichts entgegensetzen und verlor 12.3s auf den Belgier. Der Hyundai-Pilot übernahm somit den dritten Zwischenrang.
Im Kampf um den Sieg konnte Ott Tänak den Rückstand auf den Führenden Kalle Rovanperä zwar um 2.7s. verringern, der Vorsprung des Finnen auf den Esten blieb mit 28.4s weiterhin komfortabel.
Im Laufe der Prüfung, vor den WRC2 Teams setzte dann tatsächlich wieder stärkerer Regen ein. In der WRC-2 gab es in den ersten beiden Prüfungen des Tages jedoch keine Änderungen an der Spitze: Yohan Rossel führte die Klassenwertung weiter vor Nikolay Gryazin und Kajetan Kajetanowicz an.
Auch im WRC-2 Masters blieb es bei der Führung von Armin Kremer / Timo Gottschalk, wenn auch der Vorsprung durch eine falsche Reifenwahl wegen des stark einsetzenden Regens auf SP 18 auf knapp 2:30 Minuten schmolz.
Entgegen den Prognosen setzte in der Pause vor dem Re-Run auch in Trakošćan starker Regen ein und sorgte bei einigen Teams für Sorgenfalten, welche im morgendlichen Service auf Regenreifen verzichtet hatten.
Pierre-Louis Loubet als einer der ersten Pilot nach dem Regrouping in der Prüfung rutschte selbst bei langsamer Geschwindigkeit extrem. Stehendes Wasser sorgte für viele haarige Momente in den Bremszonen. Der einsetzende Hybrid-Boost stellte sich gerade in den rutschigen Kehren als äußerst sensibel heraus.
Besonders die engen Bergaufkehren im zweiten Abschnitt der Prüfung fuhren sich für die Teams mit harten Pneus wie auf Eis und sorgten für zahlreiche Dreher.
Esapekka Lappi berichtete als erster Pilot im Ziel über die extrem schwierigen Bedingungen, im Vergleich zum ersten Run verlangsamte sich die Prüfungszeit um unglaubliche 3 Minuten!
Als erster Pilot mit den deutlich besser geeigneten Soft Reifen setzte Thierry Neuville unglaubliche Zwischenzeiten und distanzierte die Konkurrenz mit den harten Pneus in SP 19 um über 1:12 Minuten! Der Kampf um P3 schien nun endgültig entschieden – Breen verlor mehr als 1:30 Minuten auf Neuville.
Ott Tänak mit seinen Regenreifen und Soft-Pneus in Kombination schien für diese SP die perfekte Kombination auf seinem Fahrzeug zu haben. Der Este fuhr eine überlegene Bestzeit und konnte mit seinem Reifenpoker sogar die Führung von Kalle Rovanperä übernehmen! Rovanperä büßte 29.8s auf Tänak ein und ging nun mit einem Rückstand von 1,4s in die finale und alles entscheidende Powerstage!
Auch in der WRC2 sollte der überraschende starke Regen noch das Klassement durcheinanderwürfeln. Yohan Rossel behielt seine Führung, doch dahinter platzierten sich nach der entscheidenden 19. Prüfung nun Kajetan Kajetanowicz und Emil Lindholm.
Die finalen 14,09 km der Powerstage sollten also die Entscheidung um den Sieg bringen. Der Regen zog in der Zwischenzeit ab – die Powerstage präsentierte sich ironischerweise wieder fast gänzlich trocken. Bei sogar großteils blauen Himmel schien nun wieder die Sonne und die Temperaturen stiegen rasch auf frühlingshafte 19 Grad.
Yohan Rossel startete als WRC2-Führender als erster in die Powerstage und fuhr seinen Sieg sicher vor Kajetan Kajetanowicz und Emil Lindholm nach Hause.
Selbst auf der eigentlich bereits über große Strecken trocken aussehenden Prüfung konnten die Rally1-Boliden mit den harten Pneus nicht das Tempo der zuvor gestarteten WRC2 Piloten mit den Soft und Wet Reifen mitgehen. Emil Lindholm führte die Powerstage Wertung im Skoda Fabia Rally2 evo lange Zeit an.
Erst Elfyn Evans konnte als die Zeit des Finnen unterbieten. Für den Zweikampf um den Sieg bedeutete dies jedoch wohl schlechte Karten für Kalle Rovanperä mit den harten Reifen im Gegensatz zu Ott Tänak mit den weichen Pneus.
Thierry Neuville knallte mit hoher Wucht in eine Böschung und konnte die Powerstage mit einem stark angeschlagenene Boliden und zwei Reifenschäden nur in langsamer Geschwindigkeit beenden. Dank seines großen Vorsprungs auf Craig Breen konnte der Belgier dennoch P3 retten.
Kalle Rovanperä riskierte auf der Powerstage trotz des Reifennachteiles sichtbar alles und legte eine klare Bestzeit vor. Der Finne unterbot die Zeit des zuvor Schnellsten Elfyn Evans um ganze 21.9s!
Mit Spannung wurde der Konter von Ott Tänak erwartet. Aber gegen die absolut perfekte Fahrt des jungen Finnen konnte der Hyundai-Pilot nichts ausrichten -Tänak verlor 5.7s auf Rovanperä!
Was für ein Finale und was für eine Machtdemonstration von Kalle Rovanperä. Der vielumjubelte Sieg des jungen Finnen geht in die Geschichte der Rallye-WM ein!
Thierry Neuville komplettierte das Podum. Craig Breen, Elfyn Evans und Takamoto Katsuta folgten auf den weiteren Rängen in den Top-6.
Auch Armin Kremer / Timo Gottschalk konnten ihren klaren Sieg in der neuen WRC2 Masters Wertung sicher nach Hause fahren!
Johannes Keferböck musste seinen Boliden in SP 12 nach einem technischen Defekt abstellen.
Ergebnisse:
Endstand:
01. Rovanperä / Halttunen, Toyota GR Yaris Rally1 2:48:21.5
02. Tänak / Järveoja, Hyundai i20 N Rally1 +4.3
03. Neuville / Wydaeghe, Hyundai i20 N Rally1 +2:321.0
04. Breen / Nagle, Ford Puma Rally 1 +3:07.3
05. Evans / Martin, Toyota GR Yaris Rally1 +3:46.0
06. Katsuta / Johnston, Toyota GR Yaris Rally1 +8:08.5
07. Rossel / Sarreaud, Citroen C3 Rally2 +10:01.0
08. Kajetanowicz / Szcezpaniak, Skoda Fabia Rally2 +11:01.2
09. Lindholm / Hämälainen, Skoda Fabia Rally2 +11:19.9
10. Gryazin / Aleksandrov, Skoda Fabia Rally2 +12:33.7
Endstand WRC-2:
01. Rossel / Sarreaud, Citroen C3 Rally2
02. Kajetanowicz / Szcezpaniak, Skoda Fabia Rally2 +1:00.2
03. Lindholm / Hämälainen, Skoda Fabia Rally2 +1:10.9
04. Gryazin / Aleksandrov, Skoda Fabia Rally2 +1:47.5
05. Ingram / Drew, Skoda Fabia Rally2 +2:32.7
Endstand WRC-2 Masters:
01. Kremer / Gottschalk, Skoda Fabia Rally2 evo
02. Miele / Beltrame, Skoda Fabia Rally2 evo +1:56.4
03. Burri / Levratti, VW Polo GTI R5 +4:54.2
04. Pulic / Kovacic, Skoda Fabia Rally2 +22:32.5
05. Arengi / Bosi, Skoda Fabia Rally 2 evo +23:21.2
Wichtigste Ausfälle: Oliver Solberg, Adrien Fourmaux, Johannes Keferböck, Sami Pajari, McRae Kimiathi, Marco Oldani, Martin Narovec
WM-Stand Hersteller: 01. Toyota Gazoo Racing WRT - 126 Punkte, 02. Hyundai Shell Mobis WRT - 84, 03. M-Sport Ford WRT - 80, 04. Gazoo Racing WRT NG - 30
WM-Stand Fahrer: 01 K. Rovanperä - 76 Punkte, 02. T. Neuville - 47,
03. C. Breen - 30,
04. S. Loeb - 27,
05. O. Tänak - 27,
06. T. Katsuta - 26,
07. G. Greensmith - 20,
08. S. Ogier - 19,
09. E. Evans - 17,
10. E. Lappi - 15,
11. A. Mikkelsen - 12,
12. O. Solberg - 8
Die Rallye Weltmeisterschaft wird Mitte Mai mit der Rallye de Portugal fortgesetzt. Erstmals geht es also in der Saison 2022 auf reinen Schotter.
Galerie WRC Croatia Rallye 2022: Fotos: ©Axel Kindermann
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