WRC Rallye Sardinien: Ogier auf der Mittelmeerinsel vor Hyundai-Duo!
Vierter Saisonsieg für Sébastien Ogier / Julien Ingrassia auf der Mittelmeerinsel Sardinien / Hayden Paddon beindruckt mit dem zweiten Platz / Hyundai Markenkollege Thierry Neuville sichert sich Rang drei.
Fotos ©: Volkswagen Motorsport, Citroen Racing, M-Sport, Hyundai WRT, Skoda Motorsport
Ein großer Schritt im Kampf um die Weltmeisterschaft: Sébastien Ogier/Julien Ingrassia (F/F) und Volkswagen haben mit einem Sieg bei der Rallye Italien einen wahren „Big Point“ geholt. Dank des dritten Triumphs von Ogier und Ingrassia auf Sardinien in Folge baute Volkswagen den Vorsprung in der Fahrer-, Beifahrer- und Herstellerwertung deutlich aus. Nach knapp der Hälfte der Saison in der FIA Rallye-Weltmeisterschaft liegen Ogier/Ingrassia 66 Punkte vor ihren engsten Verfolgern, Volkswagen hat 65 Punkte Vorsprung. Der Weg zum fünften Saisonsieg des Polo R WRC in der sechsten Rallye des Jahres war im wahren Wortsinn ein steiniger: Bei extrem harten Bedingungen, enormer Hitze und dem längsten Rallye-Tag seit über einem Jahrzehnt erwies sich das World Rally Car aus Wolfsburg als das schnellste und zuverlässigste.
Sébastien Ogier und Julien Ingrassia sind nicht nur wegen ihres dritten Sardinien-Sieges in Folge die Gewinner des Wochenendes: Sie dosierten das Tempo bei der enorm Material-fordernden Rallye geschickt, erhöhten den Druck im richtigen Moment, um die Führung zu übernehmen und teilten sich den erkämpften Vorsprung im Schlussspurt clever ein. Alle Top-Teams mussten bei der Rallye Sardinien Rückschläge hinnehmen und den harten Bedingungen Tribut zollen – außer Ogier und Ingrassia.
Die Rallye Sardinien stand aber auch ganz im Zeichen der sensationellen Vorstellung Hayden Paddon im Hyundai i20 WRC. Der Neuseeländer nutze seine perfekte Startposition am Freitag und übernahm früh die Führung, die er im Laufe der ersten Etappe weiter ausbaute. Paddon setzte seine beeindruckende Performance auch am zweiten Tag fort, ehe der Hyundai Youngster am Ende des Tages nach einem Dreher und technischen Problemen Sebastien Ogier in der Gesamwertung passieren lassen musste. Der vielumjubelte zweite Gesamtrang war aber eine weitere Talentprobe des jungen Neuseeländers.
Hinter Paddon belegte dessen Hyundai-Teamkollege Thierry Neuville den dritten Gesamtrang, nachdem der lange Zeit auf Rang drei liegende Norweger Mads Östberg auf den letzten Prüfungen nach technischen Problemen einiges an Zeit einbüßte.
Mehrere Zeitverluste mussten dagegen Jari-Matti Latvala/Miikka Anttila (FIN/FIN) hinnehmen – sicherten sich und Volkswagen jedoch mit vorbildlicher Moral wichtige WM-Zähler. Zwei Reifenschäden am Freitag und Samstag kosteten zunächst etwa drei Minuten, ein Aufhängungsschaden, nachdem sie unglücklich einen Felsbrocken auf der Ideallinie trafen, weitere fünf. Dennoch sorgten Latvala/Anttila mit einer beherzten Mechaniker- und einer großen fahrerischen Leistung für maximale Schadensbegrenzung. Insgesamt gingen sieben SP-Bestzeiten an das finnische Duo – mehr als an ihre Teamkollegen. Das abschließende Resultat: Ein angesichts der Rückschläge herausragender sechster Rang.
Einen Sieg der Moral feierten auch Andreas Mikkelsen/Ola Fløene (N/N). Das Duo musste am Freitag den Rallye-Tag frühzeitig beenden, nachdem er unglücklich ein Loch in der Strecke getroffen hatte und auch der Rallye-Samstag endete frühzeitig. Beim zweiten Start unter Rallye-2-Reglement nutzten sie am Sonntag allerdings ihre Chance, noch Zählbares für die Weltmeisterschaft mitzunehmen: Mikkelsen/Fløene wurden auf der sogenannten Powerstage, auf der Zusatzpunkte für die besten Drei vergeben werden, Dritte und eroberten einen Punkt. Geschlagen wurden sie nur von ihren Teamkollegen Sébastien Ogier/Julien Ingrassia und Jari-Matti Latvala/Miikka Anttila. Für Volkswagen waren es das 53., 54. Und 55. Mal in 31 Powerstages, dass eines der Duos Zusatzzähler eroberte.
Beinahe traditionell hohe Temperaturen auf Sardinien sorgten für eine wahre Hitzeschlacht bei der Rallye Italien – mit etwa 29 Grad Luft- und bis zu 43 Grad Streckentemperatur. Bei stark ausgefahrenen Schotterpiste inklusiver dicker Felsbrocken war bei den Fahrer und Beifahrern stets volle Konzentration gefragt. Die wurde vor allem am Samstag auf eine harte Probe gestellt: Mit 212,83 bildete er den längsten Rallye-Tag seit der Safari-Rallye 2002. Auch für die Teams bedeuteten die langen Tage Arbeit an der Belastungsgrenze. Die Mechaniker arbeiteten bis kurz vor Mitternacht – gegen fünf Uhr morgens klingelte der Wecker.
WRC-2: Platz 6 für Kremer im BRR Fabia R5:
Das deutsche Duo Armin Kremer / Pirmin Winklhofer belegte bei der äusserst schwierigen, selektiven Schotterrallye Platz sechs in der WRC2- Kategorie. Tag zwei der Rallye Italien- Sardinien konnte Kremer nach einer sensationellen Fahrt auf Platz zwei beenden. Samstag Vormittag jedoch ging durch einen grossen, losen Stein seine linke vordere und hintere Radaufhängung in Bruch und dadurch rutschte der Deutsche auf Platz sechs zurück. Raimund Baumschlager resümierte:“Armin hat die Rallye sehr gut gemeistert, denn die einzelnen Sonderprüfungen waren durch die tiefen Spuren und viele, grosse Steine sehr schwierig zu fahren.“
Den Sieg in der WRC-2 Wertung sicherte sich Yuri Protasov im Ford Fiesta RRC vor dem Italiener Paolo Andreucci (Peugeot 208 T16 R5) und dem Tschechen Jan Kopecky (Skoda Fabia R5).
Stimmen im Ziel:
Sébastien Ogier,: „Der Sieg hier auf Sardinien war sehr wichtig für unseren Kampf um die Weltmeisterschaft. Wir haben jetzt einen großen Punktevorsprung vor der Konkurrenz. Der entscheidende Grund für den Erfolg neben einem perfekten Auto und einem fantastischen Team: Julien und ich haben an diesem Wochenende absolut perfekt harmoniert. Das ist normalerweise nicht anders, aber hier waren so viele Prüfungen neu und die Tage so lang, dass wir beide ständig extrem konzentriert sein mussten. Dazu kommt die Hitze im Cockpit, die anspruchsvollen und rauen Prüfungen – am Ende des Tages fällst du wie ein Stein ins Bett. In dieser Saison war das bisher die physisch anstrengendste Rallye. Deshalb bin ich überglücklich und stolz auf diesen Erfolg in Italien.“
Hayden Paddon: „Die Rallye auf Rang zwei zu beenden, ist ein unglaubliches Gefühl. Ich kann es nicht in Worte fassen. Wir hatten von Beginn an ein sehr starkes Wochenende. Am Samstag Nachmittag hatten wir kleinere Probleme und ich fürchtete bereits, dass wir die aufgeben müssen. Aufgrund unseres großen Vorsprungs, haben wir am Schlusstag Tempo rausgenommen. Wir sind überglücklich und hoffentlich war das der Start zu weiteren tollen Ergebnissen.“
Thierry Neuville: „Es war kein einfaches Wochenende für mich. Aber am Ende eine Podiumsplatzierung zu erreichen, ist natürlich grandios. Ich bin sehr glücklich für das Team. Die Rallye war sehr anspruchsvoll und hart.“
Jari-Matti Latvala: „Der Polo R WRC lief heute weiterhin gut, aber nach den Ereignissen von gestern war nach vorn auch nicht mehr wirklich etwas möglich. Deshalb haben wir uns auf die Powerstage konzentriert. Mit Erfolg. Alles in allem muss ich nach den Problemen des Wochenendes mit Platz sechs und insgesamt zehn Punkten nach der Powerstage zufrieden sein. Trotzdem gibt es auch positive Nachrichten. Wir waren über die gesamte Distanz schnell unterwegs. Darauf lässt sich für Polen aufbauen. Ich freue mich schon darauf!“
Andreas Mikkelsen: „Mehr als Punkte auf der Powerstage waren heute nicht mehr drin. Ich habe alles auf diese Karte gesetzt und das erfolgreich. Die Powerstage ist mir gut gelungen, ich habe dort keine Fehler gemacht und aus der Startposition das Beste herausgeholt. Gut, dass wir noch etwas Zählbares mitgenommen haben. Aber natürlich bin ich enttäuscht, dass wir hier eine eher schwierige Rallye erlebt haben – und wir werden daraus lernen. Mein Blick richtet sich bereits auf das kommende Rallye-Wochenende in Polen. Vergangenes Jahr hat sie mir sehr gelegen und wir haben uns einen schönen Zweikampf mit Sébastien Ogier um den Sieg geliefert. Ich hoffe, daran können wir in zwei Wochen anknüpfen.“
Jan Kopecky: „Viele Steine auf der Strecke, Staub, hohe Temperaturen – das war wirklich eine extrem anspruchsvolle Rallye. Umso mehr freue ich mich, dass wir aus Sardinien mit einem Podestplatz nach Hause zurückkehren. Es hätte allerdings noch besser laufen können – die Zeitstrafe war unser Fehler“
Endstand:
01. Sébastien Ogier/Julien Ingrassia (F/F), Volkswagen 4:25.54,3 Std.
02. Hayden Paddon/John Kennard (NZ/NZ), Hyundai + 3.05,4 Min.
03. Thierry Neuville/Nicolas Gilsoul (B/B), Hyundai + 4.22,5 Min.
04. Elfyn Evans/Daniel Barritt (GB/GB), Ford + 5.34,8 Min.
05. Mads Østberg/Jonas Andersson (N/S), Citroën + 7.50,1 Min.
06. Jari-Matti Latvala/Miikka Anttila (FIN/FIN), Volkswagen + 8.06,7 Min.
07. Yurii Protasov/Pavlo Cherepin (UA/UA), Citroën + 14.57,7 Min.
08. Paolo Andreucci/Anna Andreussi (I/I), Peugeot + 15.03,3 Min.
09. Jan Kopecký/Pavel Dresler (CZ/CZ), Škoda + 17.41,7 Min.
10. Khalid Al Qassimi/Chris Patterson (UAE/IRL), Citroën + 19.12,0 Min.
Endstand WRC-2:
01. Protasov/Cherepin (UA/UA), Ford Fiesta RRC 4:40.52,0 Std
02. Andreucci/Andreussi (I/I), Peugeot 208 T16 + 0.05,6 Min.
03. Kopecký/Dresler (CZ/CZ), ŠKODA Fabia R5 + 2.44,0 Min.
04. Al Kuwari/Clark (Q/GB), Ford Fiesta RRC + 6.34,7 Min
05. Al-Attiyah/Baumel (Q/F), Ford Fiesta RRC + 6.42,6 Min.
06. Kremer / Winklhofer (D/D), Skoda Fabia R5 +7:07,7 Min.
WM-Stand Fahrer: 01. Sébastien Ogier – 133 Punkte, 02. Mads Østberg – 67, 03. Andreas Mikkelsen – 64, 04. Jari-Matti Latvala - 56, 05. Elfyn Evans – 53, 06. Thierry Neuville – 50, 07. Kris Meeke – 47, 08. Dani Sordo – 38, 09. Hayden Paddon – 32, 10. Martin Prokop – 27
WM-Stand Hersteller: 01. Volkswagen Motorsport - 179 Punkte, 02. Citroën Total Abu Dhabi WRT – 114, 03. Hyundai Motorsport – 113, 04. M-Sport - 99, 05. Jipocar Czech National Team – 34, 06. Hyundai Motorsport N – 31, 07. Volkswagen Motorsport II – 30, 08. FWRT – 5
Die Rallye Weltmeisterschaft wird von 02.-05. Juli 2015 mit der Rallye Polen fortgesetzt.
Fotos ©: Volkswagen Motorsport, Citroen Racing, M-Sport, Hyundai Shell WRT, Skoda Motorsport
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