WRC Rallye de Portugal 2022 – Tag 2: Toyota-Dreifachführung!
Toyota dominierte am zweiten Tag der Rallye de Portugal 2022: Kalle Rovanperä setzte sich an die Spitze und führte die Gesamtwertung am Ende des zweiten Tages vor seinen Teamkollegen Elfyn Evans und Takamoto Katsuta an!
Text: Harald Illmer; Fotos: M-Sport Ford WRT, Hyundai Shell Mobis WRT, Toyota Gazoo Racing WRT
In der WRC-2 gab es am späten Freitag Abend noch eine dramatische Entwicklung. Der Führende Andreas Mikkelsen konnte seinen angeschlagenen Boliden nicht mehr in den abendlichen Servicepark bringen und musste auf dem Weg nach Porto sein Fahrzeug abstellen. Die Rallye Portugal 2022 war für den Norweger somit beendet. Teemu Suninen übernahm somit die WRC2-Führung am Ende des ersten Tages vor Yohan Rossel und Oliver Solberg.
Auch am Samstag Morgen präsentierte sich das Wetter wieder von der trockenen Seite – noch für den späteren Tagesverlauf waren nun aufziehende Regenschauer angekündigt. Es blieb abzuwarten ob und wie stark diese tatsächlich ausfallen.
Aufgrund der zu erwartenden Staubentwicklung gab es auch am Samstag ein Startintervall von 4 Minuten für die Rally1 Boliden.
„Vieira do Minho 1“ über 21.57 km bildete den Auftakt am Samstag Morgen. Sebastien Loeb und Sebastien Ogier gingen nach ihren Ausfällen am Vortag am Samstag wieder an den Start und mussten die Prüfungen aufgrund der Regularien als erste Piloten in Angriff nehmen. Beide sahen den restlichen Einsatz in Portugal als Testmöglichkeit für etwaige spätere Einsätze in der Saison.
Für Gus Greensmith begann der zweite Tag leider so wie der erste geendet hatte - mit einem Reifenschaden. Der Ford-Pilot büßte abermals knapp eine Minute auf die Bestzeit ein.
Mit einer fulminanten Attacke startete Kalle Rovanperä in den zweiten Tag. Der aktuelle WM-Führende deklassierte die vor ihm gestartete Konkurrenz mit einer Fabelzeit und absolvierte die zehnte Sonderprüfung mehr als 10s schneller als der bis dato Schnellste Takamoto Katsuta. Doch Elfyn Evans konterte der Attacke von Rovanperä mit Stil und unterbot die Zeit des jungen Finnen um 1.3s.
Die elfte Sonderprüfung Cabeceiras de Basto über knapp 22 km sah wieder einmal eines der bekannten Spielchen von Sebastien Ogier. Unglücklich mit der Startposition zu Beginn des Feldes nahm der Franzose einiges an Zeistrafe in Kauf um so spät wie möglich zu starten. Aber auch für Sebastien Loeb lief es in SP 11 nicht nach Wunsch. Der Ford Puma Rally1 des Rekordweltmeisters verlor abrupt an Leistung. Loeb hielt für einzige Zeit an um das System neu zu starten und schleppte sich in langsamer Fahrt ins Ziel. Das Problem ließ sich auch auf der Verbindungsetappe nicht beheben und der Loeb musste somit auch den Samstag vorzeitig beenden.
Der angekündigte Regen setzte im Verlauf der elften Prüfung ein und kaum waren die ersten Regentropfen auf der Frontscheibe bei Adrien Fourmaux zu sehen, verschätzte sich der Franzose auch schon beim Anbremsen einer Kurve und rutschte kurz von der Strecke.
Das Spiel von Sebastien Ogier mit der Startposition sollte sich nicht auszahlen. Mit 17 Minuten Verspätung startete der Toyota-Pilot in die Prüfung, doch nach knapp 10 traf der amtierende Weltmeister mit dem Heck seines Boliden die Böschung. Das Fahrzeug drehte sich und flog von der Strecke. Aus eigener Kraft konnte Ogier nicht mehr zurück auf die Strecke und konnte erst nach knapp 30 Minuten seine Fahrt fortsetzen.
Auch Pierre-Louis Loubet verzeichnete kurz darauf einen Dreher, der leichte Regen sorgte für zusätzlich erschwerte Bedingungen.
Die Toyotas gaben weiterhin das Tempo vor. Kalle Rovanperä stürmte zur Bestzeit und konnte den Rückstand auf den Führenden Elfyn Evans um 4.7s auf 10.2s reduzieren.
Mit einer weiteren Top-Zeit konnte Takamoto Katsuta den Rückstand auf Dani Sordo auf nur mehr 1.7s verringern. Ein weiterer spannender Kampf um P3 deutete sich an.
Mit mehr als 37 km wartete mit Amarante die längste SP der 55. Rallye de Portugal als dritte Prüfung der Vormittagsschleife auf die Teams. Bei der Besichtigung präsentierte sich die Prüfung bereits sehr rau. Das erste Opfer von „Amarante“ wurde Adrien Fourmaux, ein Reifenschaden links hinten wurde vom Franzosen in der Prüfung in knapp 2,5 Minuten gewechselt.
Ott Tänak kam nach dem Ausfall von Sebastien Loeb und den Rückfall von Sebastien Ogier nun die Ehre zu Teil die Prüfung zu eröffnen. Der Hyundai-Pilot kam problemlos über die 37 km und absolvierte SP zwölf in knapp 25 Minuten.
Der Reifenschaden von Adrien Fourmaux sollte auch für Craig Breen Folgen haben, der Ford-Pilot musste große Teile der Prüfung im dichten Staub seines Teamkollegen absolvieren und verlor dabei deutlich auf Tänak.
Trotz eines kurzen Stehers konnte Takamoto Katsuta Dani Sordo in der Gesamtwerttung knapp von P3 verdrängen.
An der Spitze baute Elfyn Evans hingegen seine Führung mit einer weiteren Bestzeit aus. Mit einem Vorsprung von 18.4s auf Kalle Rovanperä erreichte der Toyota-Pilot den mittäglichen Service in Porto. Takamoto Katsuta komplettierte das reine Toyota-Podium nach SP 12. Dani Sordo, Thierry Neuville und Pierre-Louis Loubet folgten au den weiteren Rängen.
In der WRC-2 konnte Teemu Suninen am Samstag Vormittag seine Führung vor Yohan Rossel und Oliver Solberrg verwalten.
Einsetzender Regen empfing die Teams am Start der Dreizehnten Sonderprüfung, dem Re-Run in Vieira do Minho. Gus Greensmith hatte das Glück wieder nicht auf seiner Seite, als er bei hoher Geschwindigkeit an die Böschung anschlug. Ein weiterer Reifenschaden war die Folge des Einschlages, der Zeitverlust hielt sich in Grenzen.
Der Regen wurde im Verlauf der Sonderprüfung beständig stärker. Im spannenden Kampf um Zehntelsekunden um den dritten Zwischenrang zwischen Takamoto Katsuta und Dani Sordo konnte der Japaner den Vorsprung zu seinen Gunsten um 0.6s vergrößern.
Das Toyota-Duo an der Spitze fuhr weiter in ihrer eigenen Liga. Kalle Rovanperä konnte in Vieira do Minho den Rückstand auf Elfyn Evans wieder um 1,9s verringern. Dahinter etablierte sich mit einer weiteren dritten Zeit deren Markenkollege Takamoto Katsuta.
In der WRC2 fiel hingegen in SP 13 eine Vorentscheidung: Oliver Solberg stoppte in der Prüfung, Kajetan Kajetanowicz übernahm den dritten Rang in der Zwischenwertung.
Der zweite Durchgang in Cabeceiras de Basto wurde ebenso vom einsetzenden Regen getroffen. Der Griplevel wurde so immer schwerer einschätzbar und sorgte für einige spektakuläre Momente. Gus Greensmith versuchte auf der Verbindungsetappe die hintere Aufhängung zu reparieren, diese wurde beim Zwischenfall in SP 13 doch stärker in Mitleidenschaft gezogen als zunächst gedacht. Die Reparatur war nicht erfolgreich, der Ford-Pilot musste seinen Boliden vor SP 14 abstellen.
Wie in den Prüfungen zuvor zog rechtzeitig zum Start des zweiten Durchganges in Amarante der Regen in die Prüfung. Dieser wurde im Verlauf immer stärker und bot so den früher startenden Teams einen klaren Vorteil. Thierry Neuville nützte seine harte Reifenmischung und die Startposition optimal aus und konnte Dank einer knallharten Attacke eine Fabelzeit setzen. Um mehr als 21 Sekunden distanzierte Neuville seinen Teamkollegen Ott Tänak. Die später startenden waren gegen die Zeit von Neuville chancenlos, auch wegen zahlreicher Zwischenfälle: Craig Breen erreichte das Ziel der Sonderprüfung mit einem Reifenschaden, auch Adrien Fourmaux und Dani Sordo erreichten das Ziel mit deutlich ramponierten Boliden. Im Kampf und P3 konnte Takamoto Katsuta seinen Vorsprung nun deutlich auf mittlerweile 14.6s ausbauen.
Kalle Rovanperä setzte seine Attacke der vorherigen SP fort und nahm volles Risiko. Der Toyota-Younger konnte natürlich ebenso wenig die Zeit von Neuville gefährden, fuhr mit deutlich schlechteren Bedingungen jedoch die Zweitschnellste Zeit. Der vier Minuten später – und somit abermals mit deutlich mehr Regen startende Elfyn Evans konnte der Attacke von Rovanperä nichts entgegensetzen. Evans verlor in SP 15 13,9s auf den jungen Finnen und somit auch die Gesamtführung. Mit 4.0s Vorsprung übernahm Kalle Rovanperä P1.
Den Abschluss des Tages bildete wie an den Vortagen eine Superspecial. Der Griplevel auf dem regennassen Kopfsteinpflaster war äußerst gering und sorgte für dementsprechende Drifts. Dani Sordo konnte auf der kurzen extrem rutschigen Asphaltprüfung den Rückstand auf Takamoto Katsuta wieder auf nur mehr 5.7s reduzieren. Der Kampf um das Podium am Finaltag war aufs neue eröffnet. Die rasch auftrocknende Strecke nutzte Kalle Rovanperä um seinen Vorsprung um weitere 1.7s auszubauen.
Mit einem Vorsprung von 5.7s auf Elfyn Evans beendete Kalle Rovanperä den zweiten Tag somit als Führender. Takamoto Katsuta (+1:50.1) komplettierte das reine Toyota-Podium am Samstag Abend. Dani Sordo, Thierry Neuville und Craig Breem folgten auf den weiteren Rängen in den Top-6.
In der WRC2-Wertung konnte Teemu Suninen seine Führung am Samstag vor Yohan Rossel und Kajetan Kajetanowicz weiter ausbauen.
Ergebnisse:
Stand nach dem 2. Tag:
01. Rovanperä / Halttunen, Toyota GR Yaris Rally1 3:13:46.7
02. Evans / Martin, Toyota GR Yaris Rally1 +5.7
03. Katsuta / Johnston, Toyota GR Yaris Rally1 +1:50.1
04. Sordo / Carrera, Hyundai i20 N Rally1 +1:55.8
05. Neuville / Wydaeghe, Hyundai i20 N Rally1 +2:25.9
06. Breen / Nagle, Ford Puma Rally1 +4:00.4
07. Loubet / Landais, Ford Puma Rally1 +4:14-7
08. Tänak / Järveoja, Hyundai i20 N Rally1 +4:40.9
09. Fourmaux / Coria, Ford Puma Rally1 +7:04.3
10. Suninen / Markkula, Hyundai i20 N Rally2 +10:08.5
Fünf Sonderprüfungen über 48.87 km stehen am Schlusstag noch auf dem Programm, darunter zwei Durchgänge des absoluten Klassikers „Fafe“. |