WRC Rallye de Portugal 2023 – Tag 1: Rovanperä vor Sordo und Neuville!
Kalle Rovanperä setzte sich am turbulenten ersten Tag der WRC Rallye de Portugal 2023 an die Spitze der Gesamtwertung. Der Toyota-Pilot lag am Freitag Abend vor Dani Sordo und Thierry Neuville in Führung.
Text: Harald Illmer; Fotos: M-Sport Ford WRT, Hyundai Shell Mobis WRT, Toyota Gazoo Racing WRT
Zurück am europäischen Schotter: Nach der Asphalt-Hatz bei der Kroatien Rallye Ende April stand mit der WRC Rallye de Portugal der erste klassiche europäische Schotter WM-Lauf auf dem Programm.
83 Teams nahmen die 56. Vodafone Rallye de Portugal 2023 in Angriff, darunter unglaubliche 48 (!) Rally2 Boliden. Insgesamt standen 19 Sonderprüfungen über knapp 325 km am Zeitplan, darunter alle legendären Klassiker dieses geschichtsträchtigen WM-Laufes.
Das Wetter zeigte sich von seiner besten Seite, strahlender Sonnenschein und trockene Bedingungen sorgten für dementsprechende Staubbildung. Ein Start-Abstand von 4 Minuten bei den Rally1 und 2 Minuten bei den Rally2 Boliden wurde festgelegt.
Foto: Hyundai Shell Mobis WRT
Mit acht Sonderprüfungen über knapp 121 km, aber ohne Besuch im Servicepark vor dem Abend sollte bereits der Freitag eine enorme Herausforderung darstellen.
Die Auftaktprüfung Lousã über knapp 12 km zeigte das zu erwartende Bild. Als erster Pilot in der Prüfung müsste Elfyn Evans die Spur freifahren und konnte die Zeiten der später startenden Konkurrenz nicht mitgehen. Dani Sordo und Pierre-Louis Loubet am Ende des Rally1-Feldes nützten ihre Startpositionen perfekt: Der Franzose setzte auch die erste Bestzeit vor dem Spanier.
In der WRC2 wurde ein extrem spannender Kampf erwartet: Mit Andreas Mikkelsen, Oliver Solberg, Kris Meeke, Teemu Suninen, Gus Greensmith, Yohan Rossel, Adrien Fourmaux, Nikolay Gryazin,.. war die Liste auf die Anwärter auf die Top-Positionen extrem groß. Teemu Suninen holte sich in der WRC2 die erste Bestzeit vor Adrien Fourmaux und Yohan Rossel.
Armin Kremer, diesmal mit Timo Gottschalk an seiner Seite startete mit einer Bestzeit im WRC Masters Cup in die Veranstaltung.
Mit knapp über 19 km Länge stellte die zweite Prüfung Góis die längste des Tages dar. Im dichten Waldabschnitt zu Beginn sollte der Staub trotz 4 Minuten Intervall stehen bleiben. Der Nachteil von Evans und Rovanperä als erste Piloten in der Prüfung sollte hier noch deutlicher ausfallen. Der offene Highspeed-Schlussteil dieser Prüfung sorgte wie im Vorjahr für äußerst beeindruckende Helikopter Aufnahmen.
Foto: M-Sport Ford WRT
Ott Tänak setzte zur Attacke an und holte sich in Góis die Bestzeit vor Dani Sordo und Takamoto Katsuta. Damit übernahm Tänak auch die Führung in der Gesamtwertung vor Dani Sordo und Pierre-Louis Loubet. Für Takamoto Katsuta war die Freude über die drittschnellste Zeit jedoch nur kurz. Der Japaner musste seinen Boliden nach einem technischen Defekt auf der Verbindungsetappe abstellen.
In der WRC2 gab es ebenso einen Führungswechsel. Adrien Fourmaux setzte sich vor Oliver Solberg und Teemu Suninen nach SP 2 an die Spitze.
Der Klassiker „Arganil“ als dritte Prüfung des Tages sah ein etwas anderes Bild als die Prüfungen zuvor. Kalle Rovanperä legte eine Zeit vor, welche von seinen Verfolgern nicht mehr unterboten wurde.
Schrecksekunden für den bis Dato Drittplatzierten Pierre-Louis Loubet im Ziel: Rauchentwicklung im Cockpit – ein Feuer auf der Beifahrerseite konnte zum Glück rasch gelöscht werden.
Nach der ersten Schleife am Freitag erreichte somit Ott Tänak als Führender die Reifenwechselzone. Mit einem Rückstand von 3.0s belegte Kalle Rovanperä nach SP 3 drei den zweiten Zwischenrang. Dani Sordo rangierte knapp dahinter auf P3 (+3.6). Thierry Neuville, Elfyn Evans und Pierre-Louis Loubet folgten auf den weiteren Rängen.
Foto: Toyota Gazoo Racing WRT
Adrien Fourmaux konnte seine Führung in der WRC2 in SP 3 verteidigen und führte die Zwischenwertung mit 6.1s Vorsprung auf Andreas Mikkelsen und 6.9s auf Oliver Solberg an.
Armin Kremer baute seine Führung im WRC Masters Cup ebenso weiter aus. Der BRR-Pilot führte die Zwischenwertung nach SP 3 vor Alexander Villanueva und Miguel Zaldivar an.
Beim zweiten Durchgang in Lousã präsentierte sich die Strecke bereits in deutlich schlechteren Zustand als am Morgen. Der Führende Ott Tänak war das erste Opfer der deutlich schlechteren Bedingungen: Der Ford-Pilot musste sich mit einem Reifenschaden ins Ziel der Prüfung schleppen, verlor dabei knapp 50s und klarerweise die Führung.
Dani Sordo setzte hinter seinem Teamkollegen Esapekka Lappi die Zweitschnellste Zeit und übernahm damit die Gesamtführung knapp vor Kalle Rovanperä und Thierry Neuville.
Auch in der WRC2 sollten Reifenschäden zu einer Vorentscheidung führen. Andreas Mikkelsen musste bereits kurz nach dem Start der vierten Prüfung anhalten, um einen kaputten Reifen zu wechseln. Mit dem Zeitverlust von knapp 2 Minuten waren vorerst alle Hoffnungen auf eine Podiumsplatzierung in der WRC2 dahin. Im Staub hinter Andreas Mikkelsen verlor auch Gus Greensmith viel Zeit. Nikolay Gryazin, Kris Meeke und Fabrizio Zaldivar waren weitere Opfer der vierten Prüfung. Alle drei mussten ihre Boliden vorzeitig abstellen.
Foto: Hyundai Shell Mobis WRT
Der Re-Run in Góis brachte die zweite Bestzeit von Kalle Rovanperä in Folge. Der amtierende Weltmeister übernahm somit die Führung in der Gesamtwertung knapp vor Dani Sordo und Thierry Neuville.
In der WRC2 gab es das nächste Drama: Auch der bis dato Führende Adrien Fourmaux musste in SP 5 anhalten und eine Reifenschaden wechseln. Mit mehr als 2 Minuten Zeitverlust fiel der Ford-Pilot weit zurück. Oliver Solberg übernahm somit die Führung vor Teemu Suninen.
Kalle Rovanperä baute seine Führung mit einer weiteren Bestzeit in Arganil auf 2.9s aus. Doch auch der Finne zeigte sich im Ziel der Prüfung über den Zustand seiner Reifen bei einer weiteren noch ausstehenden 18 km langen Schotter-Prüfung und einer kurzen Asphalt-Superspecial besorgt.
War der Reifenschaden in SP 5 noch nicht genug, erwischte es Adrien Fourmaux ein weiteres Mal in der sechsten Prüfung. Diesmal verlor der Ford-Pilot mehr als 5 Minuten und somit final alle Chancen auf eine vordere Platzierung. Auch für Sami Pajari war der erste Tag in SP 6 vorzeitig beendet.
Voller Spannung wurde ob der heiklen Reifensituation die siebte Sonderprüfung Mortágua über knapp 18 km erwartet. Diese wurde am Vormittag noch nicht gefahren, sollte also wieder die weiter hinten startenden Teams bevorzugen.
Auch ohne vorherigen Durchgang zeigte sich die Oberfläche äußerst rau. Kalle Rovanperä zeigte sich im Ziel erleichtert ohne Reifenschaden durch die SP gekommen zu sein, fürchtete jedoch ob seiner Startposition einiges an Zeit einzubüßen. Doch diese Angst war unbegründet, lange konnte keiner seiner Kontrahenten das Tempo des Finnen an der Spitze mitgehen. Doch Esapekka Lappi unterbot die Zeit des amtierenden Weltmeisters knapp. Mit dieser Bestzeit distanzierte Lappi seinen Teamkollengen Thierry Neuville um mehr als 11s und überholte diesen in der Gesamtwertung.
Foto: M-Sport Ford WRT
Auch Dani Sordo hatte keinen optimalen Run: Der Spanier büßte bei einem Verbremser einige Sekunden ein. Der Rückstand auf Leader Rovanperä vergrößerte sich auf 14.2s.
Schlimmer erwischte es Elfyn Evans: für den Waliser war der erste Tag der 56. Rallye de Portugal 2023 vorzeitig beendet: der Toyota Pilot musste seinen Boliden nach einem heftigen Unfall abstellen und konnte seine Fahrt nicht mehr fortsetzen. Elfyn und sein Co blieben unverletzt.
Mit deutlichen Kampfspuren – ohne Stroßstangen und mit stark ramponierten Reifen – erreichte Teemu Suninen das Ziel der siebten Prüfung. Die lange Verbindungsetappe zurück in den Servicepark in Porto sorgte bei den Teams ebenso noch für Stirnrunzeln. Ein Reifenschaden am Weg zurück könnte ebenso noch das vorzeitige Aus bedeuten. Die WRC2-Zwischenwertung führte weiter Oliver Solberg vor Gus Greensmith an. Durch eine 40s Zeitstrafe rutschte Yohan Rossel auf P3 ab.
Armin Kremer kämpfte sich im WRC Masters Cup über die stark ramponierten Prüfungen und verteidigte seine Führung am Nachmittag.
Die finale kurze Asphalt-Superspecial in Figueira da Foz schloss den ersten Tag ab. Dani Sordo holte sich die Bestzeit vor Ott Tänak und Thierry Neuville.
Kalle Rovanperä beendete Tag 1 somit als Führender. Mit einem Rückstand von 10.8s belegte Dani Sordo den zweiten Zwischenrang, vor Thierry Neuville auf P3. Pierre-Louis Loubet, Esapekka Lappi und Ott Tänak komplettierten die Top-6 am Freitag Abend.
In der WRC2 beendete Oliver Solberg den Tag mit einer klaren Führung von 50.2s auf Gus Greensmith als Führender. Armin Kremer / Timo Gottschalk lieferten sich im WRC Masters Cup mit den Spaniern Alexander Villanueva / Gonzales Murado einen Sekundekampf um die Führung.
Ergebnisse:
Stand nach dem 1. Tag:
01. Rovanperä / Halttunen, Toyota GR Yaris Rally 1 1:22:27.7
02. Sordo / Carrera, Hyundai i20 N Rally1 +10.8
03. Neuville / Wydaeghe, Hyundai i20 N Rally1 +26.0
04. Loubet / Gilsoul, Ford Puma Rally1 +26.9
05. Lappi / Ferm, Hyundai i20 N Rally1 +27.3
06. Tänak / Järveoja, Ford Puma Rally1 +1:04.7
07. Solberg / Edmondson, Skoda Fabia RS Rally2 +3:48.2
08. Greensmith / Andersson, Skoda Fabia RS Rally2 +4:48.4
09. Rossel / Dunand, Citroen C3 Rally2 +4:48.4
10. Mikkelsen / Eriksen, Skoda Fabia RS Rally2 +5:29.3
Sieben Sonderprüfungen über mehr als 148 km folgen am Samstag. |