WRC Rally Italia Sardegna 2024 – Tag 2: Zweikampf an der Spitze!
Sebastien Ogier und Ott Tänak lieferten sich am zweiten Tag der Rally Italia Sardegna 2024 einen spannenden Kampf an der Spitze, Thierry Neuville nach Unfall out. Am Samstag-Abend führte Ogier die Gesamtwertung vor Tänak und Sordo an.
Text: Harald Illmer; Fotos: M-Sport Ford WRT, Hyundai Shell Mobis WRT, Toyota Gazoo Racing WRT
Mit acht Sonderprüfungen über mehr als 149 km stand am Samstag der längste Tag der 21. Rally Italia Sardegna an. Wie am Vortag präsentierte sich das Wetter von der besten Seite.
Nach seinem Ausfall am Freitag eröffnete Adrien Fourmaux die Prüfungen am Samstag. Der frühe Auftakt mit dem ersten Durchgang in Tempio Pausania über 12.03 km zeigte dasselbe Bild wie am Vortag in Osilo: Die Frontrunner konnten die Zeiten der dahinter startenden Konkurrenz nicht mitgehen. Adrien Fourmaux verlor mehr als 26s, Gregoire Munster gar mehr als 47s auf die Bestzeit.
Thierry Neuville legte die erste Topzeit vor und distanzierte den zuvor gestarteten Elfyn Evans um mehr als 11s. Der Belgier überholte Dani Sordo und Takamoto Katsuta in der Gesamtwertung und schob sich damit auf P3 nach vorne.
Auch an der Spitze gab es einen Führungswechsel. Ott Tänak setzte in SP 5 die Bestzeit vor Thierry Neuville. Sebastien Ogier setzte die dritte Zeit, verlor aber 4.6s auf die Zeit von Tänak. Der Hyundai-Pilot übernahm somit die Gesamtführung mit 0.1s Vorsprung auf Ogier. Im Ziel der Prüfung zeigte sich die Ursache für den Zeitverlust von Ogier: Ein Reifenschaden an der Hinterachse.
Im Hinblick auf noch drei zu fahrende Sonderprüfungen mit diesem Reifensatz bis zum mittäglichen Reifenservice und nur einen Ersatzreifen an Bord des Toyota Yaris GR Rally1 ein klarer Nachteil für Sebastien Ogier auf den folgenden Prüfung.
Wie sehr sich der Cleaning-Effekt in Tempio Pausania auswirkte zeigte die 4. Gesamtzeit des Rally2-Piloten Yohan Rossel.
In der WRC-2 konnte der Führende Sami Pajari seine Führung deutlich ausbauen, ebenso Armin Kremer im WRC Masters Cup.
Ein besonderer Klassiker wartete mit der Tula Prüfung als zweite SP des Tages. Die besonders selektiven 22.61 km mit den bekannten Sprüngen sind seit Jahren ein Favorit bei den Zusehern. Nachdem Sebastien Ogier in der vorhergehenden Prüfung die Führung verlor, stellte der Franzose in SP 6 die Reihenfolge wieder her. Mit der klaren Bestzeit vor Ott Tänak und Thierry Neuville übernahm der Toyota-Pilot wieder die Führung in der Gesamtwertung mit 2.2s Vorsprung auf den schnellsten Hyundai-Piloten Ott Tänak.
Thierry Neuville folgte in der Gesamtwertung nach SP 6 auf dem dritten Zwischenrang (+38.5), vor Takamoto Katsuta, Dani Sordo und Elfyn Evans.
In der WRC-2 verlor Georg Linnamäe mehr als 2:30 Minuten nach einem Reifenschaden und war dabei nicht alleine. Auch William Creighton verlor mehr als 7 Minuten, bei Emil Lindholm waren es mehr als 2 und Nicolas Ciamin stoppte gar mehr als 13 Minuten.
An der Spitze baute Sami Pajari seine Führung auf Pierre-Louis Loubet auf mittlerweile 27.2s aus. Jan Solans in einem weiteren Toyota GR Yaris Rally2 folgte auf P3 der Zwischenwertung mit 41.5s Rückstand.
Armin Kremers Erfolgsrun im WRC Masters Cup setze sich auch in SP 6 fort. Mit bereits mehr als 2:30 Minuten führte der Deutsche die Klassenwertung an.
Der Re-Run in Tempio Pausania zeigte sich deutlich rauer als am Morgen. Takamoto Katsuta erreichte das SP-Ziel mit einem Reifenschaden, der Zeitverlust hielt sich jedoch in Grenzen. Dani Sordo war im SP-Ziel über den Zustand der Strecke besorgt und froh ohne Reifenschaden durchgekommen zu sein.
Thierry Neuville legte als erster der Spitzengruppe seine Zeit vor und distanzierte die bis dato gestartete Konkurrenz klar. Ott Tänak setzte eine nur um 0.1s langsamere Zeit als sein Teamkollege Neuville. Alles wartete gespannt auf die Reaktion von Sebastien Ogier. Bereits die Splitzeiten zeigten, dass der Toyota-Pilot diesmal den Speed der beiden Hyundais im Kampf um die Führung nicht mitgehen konnte. Ogier verlor 4.5s und damit abermals die Führung an Ott Tänak. Mit 2.2s Vorsprung übernahm der Este die Führung in der Gesamtwertung. Sami Pajari blieb in der WRC-2 von Problemen verschont und baute seine Führung vor Pierre-Louis Loubet in SP 7 minimal aus. Wie bereits am Morgen schien die Prüfung Yohan Rossel besonders zu liegen. Abermals setzte der Citroen-Pilot die überlegene Bestzeit in der WRC-2 und die sechstschnellste Zeit gesamt.
Als vierte Prüfung der morgendlichen Schleife folgte der Re-Run in Tula. Angesichts der nun deutlich schlechteren Bedingungen und den bereits stark in Mitleidenschaft gezogenen Pneus war die Angst vor Reifenschäden allgegenwärtig.
Die spektakulären Live-Bilder zeigten die extrem ausgefahrenen Pfade. Adrien Fourmaux wurde das erste Opfer der Bedingungen. In langsamer Fahrt kämpfte sich der Franzose als erster Pilot in der Prüfung Richtung Prüfungsziel und gab den Verlust der Bremsen zu Protokoll. Fourmaux verlor mehr als 1:13 Min auf seinen Teamkollegen Gregoire Munster.
Kurz darauf erwischte es Thierry Neuville. Laut den Zwischenzeiten auf dem Weg zur Bestzeit rutschte der Hyundai-Pilot nach ca. 15 km in einer Rechtskurve mit dem Heck voran von der Strecke und konnte seinen Boliden nicht mehr aus der misslichen Lage befreien.
Auch Elfyn Evans erreichte das SP-Ziel mit einem Reifenschaden, der Zeitverlust hielt sich jedoch in Grenzen. Mit dem Ausfall von Thierry Neuville rückte Takamoto Katsuta auf Zwischenrang 3 nach vorne. Ott Tänak legte im Kampf um die Führung mit Sebastien Ogier die Zeit vor und unterbot die bis dato schnellste Zeit von Takamoto Katsuta um 8s.
Sebastien Ogier konnte die Zeit nicht unterbieten und verlor 1.3s auf Ott Tänak. Dabei hatte der Franzose auch das Glück auf seiner Seite, als er kurz vor dem Ziel hart mit dem Heck in die Böschung einschlug und ohne Zeitverlust oder Schaden seine Fahrt fortsetzen konnte. Mit einem Vorsprung von 3.5s auf Ogier erreichte Tänak den mittäglichen Reifenservice in Pattada. Ein Besuch im Servicepark stand auch am Samstag erst wieder Abends am Zeitplan. Hinter Tänak und Ogier folgten Takamoto Katsuta, Dani Sordo und Elfyn Evans in den Top-5.
Auch in der WRC-2 fiel in SP 8 wohl eine Vorentscheidung. Der bis dato Zweitplatzierte Pierre-Louis Loubet verlor mehr als 2 Minuten auf die Bestzeit von Yohan Rossel und rutschte in der Gesamtwertung auf P5 ab. Yohan Rossel rückte hinter dem Führenden Sami Pajari und dem nun Zweitplatzierten Jan Solans auf P3 auf. Hyundai-Pilot Emil Lindholm musste sein Fahrzeug in SP 8 ebenso abstellen wie Markenkollege Teemu Suninen.
Armin Kremer kam problemlos durch die extrem harte Prüfung und baute seinen Vorsprung im WRC Masters Cup nach SP 8 auf mittlerweile über 3 Minuten aus, nachdem einer der schärfsten Verfolger – Mauro Miele – ebenso in SP8 mehr als 17 Minuten verlor.
Nach der mittäglichen Pause stand als erstes der absolute Klassiker Monte Lerno mit dem bekannten Mickys Jumps auf dem Programm. Mit mehr als 25 km auch die längste SP am Samstag und als besonders herausfordernd und rau bekannt, vorallem beim Re-Run.
Adrien Fourmaux verließ die mittägliche Reifenzone nach seinen Bremsproblemen um sechs Minuten zu spät, Gregoire Munster nahm die Nachmittag-SPs somit als erster in Angriff.
Der spektakuläre Mickys Jump kurz nach dem Start begeisterte die Maßen wie eh und je und sorgte für beeindruckende Bilder.
Takamoto Katsuta startete die Sonderprüfung mit deutlichen Geräuschen aus dem Getriebe. Nach wenigen Kilometern musste der Japaner nach Getriebeproblemen endgültig stoppen und den Tag vorzeitig beenden.
Elfyn Evans legte die erste Richtzeit für die Top-Teams vor. Adrien Fourmaux startete mit einigen Minuten Verspätung in die Prüfung, setze jedoch sehr gute Zwischenzeiten – die Reparatur am Ford Puma Rally1 war scheinbar erfolgreich. Dani Sordo unterbot als Erster die Zeit von Elfyn Evans. Nach dem Ausfall von Takamoto Katsuta rückte der Hyundai-Pilot auf den dritten Gesamtrang nach vorne. Noch schneller als Sordo beendete Adrien Fourmaux die neunte Prüfung.
Die Zeit nochmal deutlich unterbieten konnte Ott Tänak, doch die Freude des Esten hielt nur kurz. Mit einer Fabelzeit unterbot der Franzose die Bestzeit um 6.8s und holte sich die Führung in der Gesamtwertung abermals zurück.
In der WRC-2 kontrollierten die zwei Führenden Toyota-Piloten Sami Pajari und Jan Solans das Geschehen. Die Bestzeit holte abermals Yohan Rossel, knapp vor Joshua Mcerlean. Ohne den gestrigen Reifenschaden wäre Rossel wohl deutlich in Führung.
In der zehnten Prüfung - Coiluna – Loelle mit dem spektakulären Schlussteil – setzte sich der spannende Kampf an der Spitze fort. Vor großer Kulisse eröffnete Gregoire Munster die Prüfung. Im SP-Ziel berichtete Munster über sehr viel losen Untergrund und wenig Grip.
Elfyn Evans absolvierte SP 10 ohne Probleme und setzte abermals die erste Richtzeit für die Top-5. Nach dem Ausfall von Thierry Neuville lag der Fokus von Dani Sordo wohl nun im Heimfahren der sicheren Punkte. Der Spanier beendete die zehnte SP ohne Probleme, knapp hinter der Zeit von Evans. Adrien Fourmaux beeindruckte abermals mit einer Topzeit.
Im Kampf des Spitzenduos um die Führung konnte Ott Tänak die Zeit von Sebastien Ogier nicht mitgehen. Der Hyunda-Pilot gab im Ziel zu Protokoll, dass er den Auftrag habe, nicht zuviel zu riskieren und die Punkte sicher ins Ziel zu bringen. Sebastien Ogier baute seine Führung mit der Bestzeit in SP 10 um 6.4s aus.
Weiter in einer eigenen Liga war nun Yohan Rossel unterwegs, der Citroen Pilot holte sich die nächste WRC-2 Bestzeit mit deutlichen Vorsprung.
Der zweite Durchgang am Monte Lerno stellte die Teams wieder vor die Aufgabe ohne Schaden über die mehr als 25 km lange extrem harte Prüfung zu kommen.
Wie zuvor säumte eine große Zuseherkulisse die Sprungkuppe kurz nach dem Start und erlebte wieder ein Spektakel der Sonderklasse. Sebastien Ogier blieb auf seinem Erfolgsrun und setze die nächste Bestzeit. Um weitere 6.5s baute der Franzose seinen Vorsprung auf Ott Tänak auf mittlerweile 16.2s aus. Dahinter schienen die Positionen ebenso bezogen. Der Führender der WRC-2 Wertung Sami Pajari kämpfte sich nachden zahlreichen Zwischenfällen am Samstag bereits auf Gesamtrang 5 nach vorne. Yohan Rossel holte sich die nächste Bestzeit und schob sich in der Gesamtwertung bereits auf P2 nach vorne.
Das Finale eines langen Tages ging wieder in Coiluna – Loelle über die Bühne. Cregoire Munster hattte bei einem Ausritt nach knapp 10 km viel Glück. Der Ford Pilot konnte seine Fahrt ohne Probleme fortsetzen.
Zum Abschluss des Tages konnte Elfyn Evans seine erste Bestzeit knapp vor Sebastien Ogier setzen. Der Franzose beendete somit den Samstag als Gesamtführender mit einem Vorsprung von 17.1s auf Ott Tänak und 2:12.8 Min. auf Dani Sordo. Elfyn Evans, Gregoire Munster und Sami Pajari komplettierten die Top-6 nach SP 12.
Auch Sami Pajari ließ auf der letzten Prüfung des Tages nichts mehr anbrennen. In der WRC-2 Wertung führte der Finne am Samstag Abend die Wertung vor Yohann Rossel und Jan Solans an.
Mit mehr als 4 Minuten Vorsprung beendeten Armin und Ella Kremer den Samstag als Führender im WRC Masters Cup.
Ergebnisse:
Zwischenstand nach 12 Sonderprüfungen:
01. Ogier / Landais Toyota GR Yaris Rally1 2:39:43.2
02. Tänak / Järveoja, Hyundai i20 N Rally1 +17.1
03. Sordo / Carrera, Hyundai i20 N Rally1 +2:12.8
04. Evans / Martin, Toyota GR Yaris Rally1 +2:43.3
05. Munster / Louka, Ford Puma Rally1 +5:28.8
06. Pajari / Mälkonen, Toyota GR Yaris Rally2 +5:38.5
07. Rossel / Boulloud, Citroen C3 Rally2 +6:33.2
08. Solans / Sanjuan, Toyota GR Yaris Rally2 +6:45.2
09. Kajetanowicz / Szczepaniak, Skoda Fabia RS Rally2 +8:12.1
10. Prokop / Ernst, Skoda Fabia RS Rally2 +8:22.1
Vier Sonderprüfungen über knapp 40 km stehen zum Abschluss am Sonntag an, darunter die spektakuläre Powerstage Sassari. |