WRC ORLEN Rally Poland 2024 – Tag 1: Spannender Fünfkampf an der Spitze!
Spannender Fünfkampf um die Führung am ersten Tag der 80. ORLEN Rallye Poland 2024. Nach acht Prüfungen führt Andreas Mikkelsen die Gesamtwertung vor Kalle Rovanperä, Elfyn Evans, Adrien Fourmaux und Martins Seks an. Zusehermassen sorgen für Probleme.
Text: Harald Illmer; Fotos: M-Sport Ford WRT, Hyundai Shell Mobis WRT, Toyota Gazoo Racing WRT, Armin Kremer Rallying
Rückkehr nach Polen: Nach einigen Jahren Pause feiert die Rallye Weltmeisterschaft an diesem Wochenende ihr einmaliges Comeback in Polen: Die 80. ORLEN Rally Poland bildet von 27.-30. Juni 2024 die achte Runde im Championat 2024. Neunzehn Highspeed Schotter-Sonderprüfungen über 303 km warten auf die 42 Teams.
Strahlendes Sommerwetter begrüßte die Teams bereits bei der Recce und auch für die komplette Veranstaltung ist die Wetterprognose bestens: Sonnenschein pur und hohe Temperaturen werden für viel Staub auf den losen Schotterprüfungen sorgen. Einzig Gewitter könnten für sich überraschend wechselnde Bedingungen sorgen.
Drama gab es bei der Rally Poland bereits vor dem Start: Sebastien Ogier / Vincent Landais verzeichneten bei der Besichtigung einen Verkehrsunfall mit einem privaten Fahrzeug auf einer der Sonderprüfungen. Der Check aller vier Beteiligten im Krankenhaus ergab zum Glück keine schwereren Verletzungen, Ogier musste jedoch die Nacht zur Beobachtung im Spital bleiben. Ein Start bei der Rally Poland war jedoch aussichtslos. In einer Last Minute Aktion gelang es Toyota Weltmeister Kalle Rovanperä kurzfristig als Ersatz zu rekrutieren. Die FIA gab ihren Sanctus und der finnische Youngster begann verspätet mit der Besichtigung. Die Vorbereitung von Rovanperä / Halttunen auf die Rallye war somit natürlich alles andere als optimal und eine sichere Zielankunft steht wohl im Fokus der Besatzung.
Mit der abendlichen Special Stage in Mikołajki startete die 80. ORLEN Rally Poland am Donnerstag Abend. Ott Tänak konnte sich vor Thierry Neuville und Elfyn Evans als erster an die Spitze setzen.
Sieben Sonderprüfungen über knapp 113 km warteten am Freitag auf die Teams. Ein Auftakt nach Maß - mit 29,40 km Länge stand die längste Prüfung der gesamten Rallye gleich zu Beginn an. Thierry Neuville startete als WM-Führender als erster in die Prüfung und schnell war auf den Helikopter-Aufnahmen klar, dass die Startpostion auf dem sehr losen Untergrund eine große Rolle spielen wird.
Ott Tänak startete nach seiner Bestzeit auf der Auftaktprüfung hochmotiviert in den Freitag, doch bereits nach knapp 18 km war die Attacke des Hyundai-Piloten jäh Zu Ende: Tänak musste seinen Boliden nach einem Wildunfall mit deutlchen Schaden abstellen.
Kalle Rovanperä zeigte sich im Ziel der Prüfung ob der mangelden Streckenkenntnis von seiner Leistung nicht überzeugt, dennoch setzte der Finne die bis dato schnellste gefahrene Zeit, auch aufgrund seiner optimalen Startposition.
Andreas Mikkelsen setzte dem eins drauf und unterbot die Zeit von Rovanperä um ganze 7.6s und holte somit auch die Bestzeit vor dem beeindruckenden Debütanten im Ford Puma Rally1 Martins Sesks (+0.3). Umso mehr da der Bolide von Sesks ohne Hybrid-System auskommen muss. Der Vorjahressieger der ERC Rally Polen setzte seine Galavorstellung des Vorjahres klar fort.
In der WRC2 übernahm Sami Pajari im Toyota GR Yaris Rally2 das Kommando vor Josh McErlean und Robert Virves (beide Skoda Fabia RS Rally2).
Klar auch das Geschehen im WRC Masters Cup: Armin und Ella Kremer setzten die klare Bestzeit und distanzierten die Konkurrenz bereits klar.
Die 12.90 km lange dritte Sonderprüfung Wieliczki musste nach wenigen Startern aus Sicherheitsgründen unterbrochen werden und wurde schlussendlich gänzlich abgebrochen. Die Zusehermassen an den polnischen Sonderprüfungen sorgten für Probleme im Ablauf.
Mit knapp 20 Minuten Verspätung startete die vierte Prüfung Olecko über 13.20 km. Thierry Neuville eröffnete die Prüfung und hatte bei einem Verbremser nach knapp 7 km das Glück auf seiner Seite. Im Ziel gab der WM-Führende zu Protokoll, dass der Anteil an extrem losen Schotter auf dieser Prüfung noch höher war als zuvor.
Andreas Mikkelsen war erneut nich zu schlagen. Der Hyndai-Pilot setzte abermals die Bestzeit, diesmal überraschend vor Gregoire Munster. Munster hatte bei der bekannten Sprungkuppe eine äußerst heikle Landung, hatte aber viel Glück. Elfyn Evans, Martins Seks und Kalle Rovanperä folgten in SP 4.
Andreas Mikkelsen erreichte den mittäglichen Reifenservice somit als Gesamtführender. Mit einem Rückstand von 7.4s folgte auf Martins Sesks sensationell auf P2. Elfyn Evans (+11.9) komplettierte das Podium nach SP 4. Dahinter folgten Kalle Rovanperä und Adrien Fourmaux in den Top-5.
In der WRC2 konnte Lokalmatador Kajetan Kajetanowicz mit der Beszeit in SP 4 auf P2 (+4.7) der Zwischenwertung hinter dem Leader Sami Pajari nach vorne rücken. Nikolay Gryazin folgte auf P3 (+11.3).
Armin und Ella Kremer hingegen konnten im WRC Masters Cup bereits einen komfortablen Vorsprung von mehr als einer Minute vorweisen.
Der Re-Run der längsten Prüfung der Rallye Stańczyki sollte die Reifenwahl eine entscheidende Rolle spielen. Kalle Rovanperä legte seinen Kontrahenten eine Fabelzeit vor, welche von niemanden mehr unterboten werden konnte. Mit 4.7s Vorsprung auf Teamkollegen Elfyn Evans und 8.1s auf Martins Sesks übernahm der Finne sogar die Führung im Gesamtklassement, da der bis dato Führende Andreas Mikkelsen mehr als 14s auf den Finnen in SP 5 einbüßte. Das Fahrverhalten seines Hyundai i20 N Rally1 mit einer Mischung aus Hard & Softreifen auf den Felgen sorgte beim Norweger für Sorgenfalten. Mit 0.2s Vorsprung auf Mikkelsen übernahm Rovanperä die Führung. Martins Sesks folgte als Dritter mit nur 1.3s! Und auch Elfyn Evans war mit 2.4s Rückstand plötzlich mitten im Vierkampf um die Führung!
Nach der Absage am Vormittag konnte der 2. Durchgang in Wieliczki pünktlich starten. Auf der extremen Highspeed-Prüfung sollte auch das Cleaning nicht so eine Rolle spielen. Der spannende Kampf an der Spitze setzte sich auch in SP 6 fort. Thierry Neuville legte als Erster eine Zeit vor, welche die folgenden Teams nicht unterbieten konnten. Doch wie am Vormittag war das Spektakel nur ein Kurzes. Auf dem Weg zu einer neuen Bestzeit wurde Andreas Mikkelsen mittels roter Flagge gestoppt. Wie am Vormittag war die Zusehersicherheit nicht gegeben. Anders als beim ersten Durchgang ging es jedoch nach einer kurzen Pause weiter. Elfyn Evans konnte zwar nicht die Bestzeit von Thierry Neuville unterbieten, die Zweitschnellste Zeit reichte jedoch um Kalle Rovanperä in der Gesamtwertung um 0.1s überholen. Andreas Mikkelsen kam eine nominelle Zeit zugeteilt und übernahm mit 2.0s wieder die Führung.
In der WRC2 duellierten sich weiter Sami Pajari und Kajetan Kajetanowicz an der Spitze. Erstmals griff nun Oliver Solberg in den Kampf ein, am Vormittag kämpfte der Youngster noch mit Abstimmungsproblemen.
Weiter problemlos verlief der WRC Masters Cup: Armin und Ella Kremer bauten ihren Führung Prüfung um Prüfung auf schon mehr als 2 Minuten aus.
Vor der finalen Superstage in Mikołajki war noch der Re-Run in Olecko zu absolvieren und im Kampf um die Führung nach dem ersten Tag alles offen.
Adrien Fourmaux riskierte in SP sieben sichtlich alles, auch der Franzose hat nun Blut geleckt um den Kampf an der Spitze in einen Fünfkampf zu verwandeln. Doch abermals sorgte eine Unterbrechung aufgrund uneinsichtiger Zuseher nach nur drei startenden Teams für Probleme und führte schlussendlich zum Abbruch.
Takamoto Katsuta und Kalle Rovanperä holten sich ex-aequo die Bestzeit auf der abendlichen Superspecial. Mit einem Vorsprung von 1.8s auf Kalle Rovanperä beendete Andreas Mikkelsen den Freitag somit als Gesamtführender. Elfyn Evans komplettierte das Podium nach SP 8 (+2.0s). Auch Adrien Fourmaux (+7.5s) und Martin Sesks (+7.7) rangierten in Schlagweite zur Spitze. Gregoire Munster, Thierry Neuville und Takamoto Katsuta folgten in den Top-8.
In der WRC2 konnte Sami Pajari seine Führung vor Kajetan Kajetanowicz (+8.9s) erfolgreich verteidigen. Dahinter lauerte Kosh McErlean auf P3.
Der WRC Masters Cup war am Freitag Abend eine klare Angelegenheit für Armin und Ella Kremer. Im BRR Skoda Fabia RS Rally2 führte das Duo mit mehr als 2 Minuten Vorsprung.
Ergebnisse:
Zwischenstand nach 8 Sonderprüfungen:
01. Mikkelsen / Eriksen, Järveoja, Hyundai i20 N Rally1 59:43.7
02. Rovanperä / Halttunen Toyota GR Yaris Rally1 +1.8
03. Evans / Martin, Toyota GR Yaris Rally1 +2.0
04. Fourmaux / Coria, Ford Puma Rally1 +7.5
05. Sesks / Francis, Ford Puma Rally1 +7.7
06. Munster / Louka, Ford Puma Rally1 +21.3
07. Neuville / Wydaeghe, Hyundai i20 N Rally1 +29.9
08. Katsuta / Johnston, Toyota GR Yaris Rally 1 +32.3
09. Pajari / Mälkonen, Toyota GR Yaris Rally2 +2:15.6
10. Kajetanowicz / Szcezpaniak, Skoda Fabia RS Rally2 +2:24.5
Sieben Sonderprüfungen über 124.10 km stehen am Samstag auf dem Zeitplan.
Weitere Informationen zur Rally Poland 2024: https://www.rajdpolski.pl/ |