Vorschau WRC Rallye Schweden 2016: Verkürzte Highspeed Hatz im Värmland!
Durch das Tauwetter der letzten Tage - deutliche Plusgrade und starker Regen - drohte der Rallye Schweden bereits die Absage. Nun ist klar: der zweite WM-Lauf der Saison rund um Karlstad geht über die Bühne, wenn auch verkürzt.
Fotos ©: M-Sport, Abu Dhabi Total WRT, Hyundai WRT, Volkswagen Motorsport, Harald Illmer
Vor knapp zwei Wochen herrschten noch tiefwinterliche Bedingungen auf den Sonderprüfungen im Värmland und im Grenzgebiet zu Norwegen. Die Hoffnung auf ein Wintermärchen schien sich zu erfüllen. Rally Sweden CEO Glen Olsson: "Wir hatten bis letzten Freitag eine gute Eisauflage auf den Sonderprüfungen und auch die weitere Vorhersage waren vielversprechend. Leider hat sich das dann schlagartig geändert."
Starker Regen und deutliche Plusgrade verwandelten den Großteil der Strecke in aufgeweichte, schlammige Pfade. Sogar eine Absage des zweiten WM-Laufes der Saison stand bereits im Raum, ehe man sich für die Durchführung und einer Anpassung des Programmes entschied. Bis zum Rallye-Wochenende sind nun wieder kältere Temperaturen und auch Schneefall vorhergesagt.
Dreizehn Sonderprüfungen über knapp 241 km stehen nun anstatt der ursprünglich geplanten 21 SPs über 331 km auf dem Programm. Neben den Zuseherprüfungen Hagfors Sprint und Kirkenaer musste auch der Shakedown sowie der Eröffnungs-Superspecial in Karlstad gestrichen werden. Weitere Sonderprüfungen werden statt der geplanten zweimal, nur einmal befahren.
57 Teams haben ihre Nennung für die zweite Runde Rallye Weltmeisterschaft 2016 im Rahmen der WRC Rallye Schweden von 11.-14. Februar rund um Karlstad abgegeben. Die Veranstalter dürfen sehr zufrieden sein: In Summe gegenüber dem Durchschnitt der Nennungen der letzten drei Jahre ein sattes Plus von 35%.
Nicht weniger als 17 World Rallye Cars stehen an der Spitze des Feldes. Neben den Werkspiloten von Volkswagen (Ogier, Latvala und Mikkelsen), Hyundai (Sordo, Neuville, Paddon) und M-Sport (Östberg, Camili) gehen auch die Citroen-Piloten Kris Meeke, Craig Breen und Khalid Al-Qassimi an den Start. Die Ford-Privatiers Lorenzo Bertelli, Yazeed Al-Rajhi und Henning Solberg sowie Valeriy Gorban in einem Mini Copper WRC runden das Feld der WRC Boliden ab.
Fotos: Abu Dhabi Total WRT, Harald Illmer
Doch dahinter lauert eine wahre Armada an R5-Boliden. Unglaubliche 27 Fahrzeuge der neuesten Generation stehen bei der 64. Rallye Schweden am Start. Angeführt vom Skoda Werksteam mit Esapekka Lappi und Pontus Tidemand, aber auch Elfyn Evans im M-Sport Ford Fiesta R5 ist in Schweden ebenso mit dabei.
Die Rallye Schweden 2015 ging als eine der knappsten Entscheidungen in die jüngere Rallye-Geschichte ein. 4,6 Sekunden – umgerechnet in eine Distanz waren es lediglich 162,84 Meter – trennten die ersten drei vor der abschließenden Powerstage. Mehr Spannung geht kaum. Die Entscheidung über den Sieg fiel damit auf den letzten 15,84 der insgesamt 308 Prüfungskilometer. Zunächst hatte sich Sébastien Ogier die Bestzeit gesichert und damit den Sieg für Volkswagen perfekt gemacht. Doch bis zur letzten Zwischenzeit hätte Andreas Mikkelsen als letzter Starter die Rallye Schweden gewinnen können. Ein minimaler Quersteher und ein daraus resultierender Dreher beendeten den Traum vom Sieg – ein zweites Podiumsresultat sprang dennoch heraus. Der Ausrutscher kostete etwa 40 Sekunden, ehe Mikkelsen/Fløene zurück auf Kurs waren und die Rallye Schweden auf Platz drei beendeten.
Bei der Rallye Schweden entscheiden seit jeher Sekundenbruchteile wie zuletzt 2015 über den Ausgang der Rallye. Fans haben sich deshalb das Datum der Rallye Schweden 2016 rot im Kalender markiert. Ebenso wie Andreas Mikkelsen, der sich mit seinem neuen Beifahrer Anders Jæger nicht weniger als den ersten Sieg in Schweden, seiner „Heim-Rallye“, vorgenommen hat.
Auf Eis, Schnee, Schotter und Matsch im Rallye-Tempo durch Värmland und Dalarna, sowie der Tag der Norweger – die Rallye Schweden ist die einzige Veranstaltung im WM-Kalender, die grenzüberschreitend in zwei Ländern ausgetragen wird. Und nicht nur das: Die Sondersprüfung „Röjden“ verfügt sowohl über einen schwedischen als auch einen norwegischen Teil. Für Mikkelsen/Jæger ist der zweite Lauf zur Rallye-WM deswegen ein ausgesprochenes Heimspiel. 2016 stehen im angepassten Zeitplan knapp 241 Kilometern gegen die Uhr auf dem Programm, darunter wahre Klassiker.
„Torsby“, „Röjden“, „Fredriksberg“, „Rämmen“, „Lesjöfors“ und die abschließende Powerstage „Värmullsåsen“ gleichen ebenfalls denen von 2015. Die legendäre „Vargåsen“-Prüfung mit ihren spektakulären Sprüngen von über 40 Metern am „Colin’s Crest“ darf natürlich niemals fehlen und steht 2016 erneut am Samstag auf dem Programm.
Fotos: Hyundai WRT, M-Sport
Es gibt einige Rallyes, bei denen Volkswagen mit dem Polo R WRC ungeschlagen ist. Schweden ist eine davon. Das World Rally Car aus Wolfsburg triumphierte bereits bei seiner zweiten Rallye anno 2013 mit Sébastien Ogier/Julien Ingrassia, denen im gleichen Jahr zudem der „Nordische Grand Slam“ mit dem zusätzlichen Triumph in Finnland gelang – als ersten Mitteleuropäern überhaupt. Auch 2015 hießen die Sieger Ogier/Ingrassia. 2014 waren dagegen Jari-Matti Latvala und Miikka Anttila für Volkswagen erfolgreich.
Mit 195 Millimeter Breite schmaler als seine Schotter- und Asphalt-Pendants, 13,5 Millimeter tief eingeschraubte, um 6,5 Millimeter herausstehende Spikes, 384 an der Zahl: Der Michelin-Wettbewerbsreifen, der ausschließlich bei der Rallye Schweden eingesetzt wird, ist etwas Besonderes. Maximal 24 dieser „Schweden-Spike“-bestückten Reifen dürfen pro World Rally Car eingesetzt werden. Wenn Traumbedingungen mit viel Eis und Schnee, wie im vergangenen Jahr, herrschen – kein Problem. Sollte in diesem Jahr jedoch nur eine dünne Schicht davon auf die Teilnehmer warten, sind die Spikes angesichts von womöglich aufgewühltem Schotter als Untergrund eine kostbare und pfleglich zu behandelnde Ware.
Auch in der WRC-2 Wertung wird ein heißer Kampf um den Sieg erwartet. Neben den Skoda Werkspiloten Esapekka Lappi und Pontus Tidemand zählen die Ford-Piloten Elfyn Evans, Eyvind Brynildsen und Anders Gröndal sowie Emil Bergkvist im Citroen DS3 R5 zu den Sieganwärtern.
Aus Österreichischer Sicht von Interesse: Neben Ilka Minor am heißen Sitz bei Henning Solberg im Ford Fiesta WRC tritt mit Walter Mayer / Bernhard Ettel im Peugeot 208 T16 ein weiteres Österreichisches Team an.
Stimmen vor der Rallye Schweden:
Sébastien Ogier:
„Es ist natürlich großartig, mit einem Traumstart in die Saison und mit 28 Punkten auf dem Konto nach Schweden zu reisen. Die Bedingungen dort sind einzigartig und mit nichts vergleichbar, was es sonst in der Rallye-Welt gibt. Auf Eis und Schnee haben wir dank der speziellen Spike-Reifen perfekten Grip und man kann bei hohem Tempo das Auto ganz präzise positionieren. Ich bin in jedem Fall gespannt und erwarte eine enge Rallye Schweden. In den vergangenen Jahren war es ein harter Kampf mit den nordischen Fahrern. Denn die gilt es in Schweden zu schlagen.“
Jari-Matti Latvala:
„Die Rallye Schweden ist wie eine Heim-Rallye für mich. Ich liebe es, auf Schnee zu fahren. Keine Frage, es ist schon härter, mit null Punkten nach Schweden zu reisen als mit einem guten Resultat aus Monte Carlo. Das kann ich jedoch nicht ändern. Das Positive daran ist aber, dass ich eine bessere Startposition haben werde. Mit einer guten Startposition hat man viel bessere Bedingungen und muss weniger Risiko eingehen. Das muss ich nutzen, um möglichst schnell in den Titelkampf zurückzukehren. Klar ist aber auch, dass ich mit Sébastien Ogier und Andreas Mikkelsen zwei Teamkollegen habe, die nicht nur beide gezeigt haben, dass sie in Schweden gewinnen können, sondern auch besonders motiviert sind. Nicht zu vergessen die Konkurrenz aus den anderen Teams.“
Andreas Mikkelsen:
„Eins vorab: Ich fahre nicht zur Rallye Schweden, um Zweiter zu werden. Es ist meine Heim-Rallye, weil sie zum Teil auch in meinem Heimatland Norwegen ausgetragen wird. Viele meiner Freunde und meine gesamte Familie sind vor Ort und es ist schon immer mein Traum gewesen, dort zu gewinnen. Letztes Jahr war es so verdammt knapp, ich hatte es selbst in der Hand – doch am Ende hat es auf den letzten Metern nicht gereicht. Die Bedingungen sind bei der Rallye Schweden extrem. Wir fahren mit 6,5 Millimeter langen ‚Schweden-Spikes‘, die eine enorme Haftung bieten. Zudem kann man sich an den Schneewällen links und rechts der Strecke gut ‚anlehnen‘, um Tempo mitzunehmen. Man kann also richtig Gas geben, ohne zu viel zu riskieren. Wir sind gut in die Saison gestartet und ich werde alles dafür tun, um in Schweden zum ersten Mal zu gewinnen.“
Fotos: Harald Illmer
Thierry Neuville: "Ich habe sehr gute Erinnerungen an die Rallye Schweden, besonders vom letzten Jahr, wo wir bis zum Ende um den Sieg kämpfen konnten. Es war ein tolles Ergebnis für uns und ich freue mich deshalb auf die Veranstaltung, besonders mit dem neuen Fahrzeug. Wir hatten einen guten Start in die Saison mit dem New Generation i20 WRC. Die Bestzeiten und eine Podiumsplatzierung beim ersten Einsatz war ein toller Einstand. Ich hoffe wir können in Schweden daran anschließen."
Kris Meeke: "Ich habe nicht sehr viel Erfahrung in Schweden, die Rallye zählt aber zu meinen Favoriten. Wir wissen, dass die Streckenbedingungen heuer schwierig sein werden, aber das ist für alle gleich. Nach unserem guten Start in Monte Carlo, denke ich dass wir in Schweden nicht um den Sieg kämpfen werden, da ich auf diesem Untergrund noch einiges zu lernen habe. Ich wäre sehr zufrieden, wenn wir unser Vorjahres-Ergebnis wiederholen könnten."
Mads Östberg: "Jeder weiß, dass die Rallye Schweden mein Saison-Highlight ist. Mit den Sonderprüfungen in Norwegen ist es mein Heimevent und wir möchten dem Publikum etwas zum Jubeln bieten. Wir hatten einen sehr guten Test und wir haben als Vorbereitung auch an der Rallye Finnskog teilgenommen. Erfahrung zählt bei diesen Bedingungen ganz besonders. Man muss noch abwarten, wie sich die Streckenbedinungen schlußendlich präsentieren und ob unsere Startposition 4 ein Vorteil oder Nachteil sein wird. Wenn alles wie gewünscht läuft, denke ich, dass wir um das Podium kämpfen können und falls dsich die Chance ergibt, auch um den Sieg kämpfen werden."
Hayden Paddon: "Ich freue mich auf den ersten Einsatz im New Generation i20 WRC. Das Team hat einen großen Fortschritt gemacht. Im Vorjahr hatte ich die Rallye Schweden sehr genossen, ich mag das Fahren auf Eis und Schnee. Wir möchten eine gute Leistung zeigen und versuchen um die Top-5 zu kämpfen, vielleicht auch sogar um das Podium."
Eric Camilli: "Eine große Herausforderung wartet auf uns, aber ich blicke mit viel Zuversicht auf meine erste Schnee-Rallye. Es wird vieles zu lernen geben, aber ich bin äußerst motiviert. Wir konnten 1,5 Tage testen und die ersten Erfahrungen waren fantastisch. Mads ist ein Experte auf diesem Untergrund und er gab mir einige Tipps. Das wichtigste wird es sein, Erfahrung zu sammeln, aber falls die Zuversicht da ist und wir ein gutes Gefühl im Auto haben, werden wir probieren, welche Zeiten möglich sind."
Craig Breen: "Ein Kindheitstraum wird wahr. Ein Fahrzeug wie dieses in der Rallye-Weltmeisterschaft zu bewegen ist so eine große Chance für meine weitere Karriere. Ich möchte mich bei jedem bedanken, der diesen Einsatz möglich machte. Nun ist es Zeit zu beweisen, dass wir diese Chance vertient haben. Ich muss vieles lernen und darf nicht von Beginn an wie verrückt pushen. Falls wir unter den Top-6 ins Ziel kommen, wäre das ein fantastisches Ergebnis."
Fotos: Harald Illmer
Aktuelle WM-Stände:
WM-Stand Fahrer: 1. Sébastien Ogier, 28 Punkte; 2. Andreas Mikkelsen, 19; 3. Thierry Neuville, 15; 4. Mads Østberg, 12; 5. Stéphane Lefebvre, 10; 6. Dani Sordo, 10; 7. Ott Tänak, 6; 8. Elfyn Evans, 4; 9. Esapekka Lappi, 2; 10. Armin Kremer, 1
WM-Stand Hersteller: 1. Volkswagen Motorsport, 25 Punkte; 2. Hyundai Motorsport, 25; 3. M-Sport, 20; 4. Volkswagen Motorsport II, 18; 5. Hyundai Motorsport N, 6;
Stand WRC-2: 01. Evans – 25 Punkte, 02. Kremer – 18, 03. Gilbert - 15, 04. Giordano – 12. 05. Bonato – 10, 06. Suarez - 8, 07. Ptaszek - 6, 08. Athanassoulas – 4 09. Tempestini - 2, 10. Foulon - 1
Neuer Zeitplan Rallye Schweden 2016:
Donnerstag, 11. Februar 2016:
20:04h Ceremonial Start
Freitag, 12. Februar 2016:
08:51h - SS2 - Torsby (16,48 km)
09:53h - SS3 - Röjden (18,47 km)
10:53h - SS4 - Svullrya (24,23 km)
11:49h - Regrouping Kirkenaer
13:18h - SS7 - Svullrya (24,23 km)
14:13h - SS8 - Röjden (18,47 km)
15:28h - SS9 - Torsby (16,48 km)
Samstag, 13. Februar 2016:
08:11h - SS 10 - Fredriksberg (18,19km)
10:08h - SS 12 - Vargasen (24.70 km)
11:45h - Regrouping Hagfors
12:24h - SS 14 - Rämmen (22,76 km)
13:38h - SS 16 - Vargasen (24.70 km)
18:11h - SS17 - Karlstad (1,90 km)
Sonntag, 14. Februar 2016:
10:07h - SS20 - Lesjöfors (15,00 km)
11:05h - Regrouping Hagfors
12:08h - SS21 - Värmullsasen (15,87 km)
15:00h - Zielrampe Karlstad |
Die Rallye Schweden im TV und via WRC+:
Freitag, 12. Februar 2016:
19:15 Uhr Sport1 - Highlights 1. Tag
21:00 Uhr WRC plus - Highlights 1. Tag
Samstag, 13. Februar 2016:
02:10 Uhr Sport1+ - Highlights 1. Tag
09:30 Uhr Sport1+ - Highlights 1. Tag
10:00 Uhr Sport1+ - SP 12 live
10:00 Uhr WRC plus - SP 12 live
13:30 Uhr WRC plus - SP 12 live
17:00 Uhr Sport1 - Highlights 2. Tag
20:00 Uhr Sport1+ - Highlights 2. Tag
22:00 Uhr WRC plus - Highlights 2. Tag
Sonntag, 14. Februar 2016:
02:55 Uhr Sport1+ - Highlights 2. Tag
12:00 Uhr WRC plus - SP 21 live
20:00 Uhr WRC plus - Highlights 3. Tag
21:45 Uhr Sport1 - Highlights 3. Tag |
Weitere Informationen: www.swerally.se |