WRC Rallye Schweden 2022 – Tag 1: Neuville holt sich die Führung!
Thierry Neuville übernimmt die Führung am ersten Tag der 69. Rallye Schweden 2022. Der Hyundai-Pilot führt die Gesamtwertung nach SP 7 knapp vor Kalle Rovanperä und Elfyn Evans an.
Text & Fotos: Harald Illmer
Nach einem Jahr pandemiebedingter Pause feiert die Rallye Schweden ihr Comeback in der Rallye Weltmeisterschaft - es ist jedoch vieles anders: Der fast permanente Schneemangel rund um Karlstad und Torsby in den vergangenen Jahren zwang die Veranstalter zum Handeln. Ein neuer Standort für die schwedische Runde der Rallye-Weltmeisterschaft musste gefunden werden. Aus dem Pool mehrere Kandidaten kristallisierte sich schlussendlich Umeå als Sieger hervor.
Umeå ist die größte Stadt Norrlands in der schwedischen Provinz Västerbottens län und historischen Provinz Västerbotten. Umeå liegt an der Mündung des Flusses Ume älv am Bottnischen Meerbusen und ist Residenzstadt der Provinz mit knapp 83.000 Einwohner.
Einige hundert Kilometer nördlicher gelegen als das langjährige Zentrum der Rallye Schweden in Karlstad scheint ein Problem nun jedoch klar der Vergangenheit anzugehören – der Schneemangel. Schnee gab es rund um Umeå zum Start der 69. Rallye Schweden in Hülle und Fülle. Bis zum 1m hoch türmten sich die Schneewände an den Sonderprüfungen.
Neunzehn Sonderprüfungen über 305.85 km waren ursprünglich geplant. Schlussendlich sollten die Schneemassen sogar zu einem Problem werden. Die in der Region beheimateten Rentierherden sollten von der am Samstag geplanten Sonderprüfung 9/13 in andere Weidegebiete geführt werden. Aufgrund der Schneemassen war die Übersiedelung in der geplanten Form nun jedoch nicht durchführbar und die zwei Durchgänge der knapp 21 km langen Prüfung mussten bereits eine Woche vor dem Start gestrichen werden. Siebzehn Sonderprüfungen über knapp 265 km bildeten somit den zweiten WM-Lauf der Saison.
Kaum eine Rallye ist bei den Piloten so beliebt wie die Highspeed-Hatz in Schweden. Die speziellen Spikes an den schmalen Pneus sorgen für mehr Haftung auf Eis und Schnee, als es die Crews auf Schotter gewohnt sind. Eine Reifenlotterie wie bei der Rallye Monte Carlo gibt es in Schweden auf keinen Fall. Denn zur Wahl steht genau ein Reifentyp – Spikereifen. Sie sind das Bindeglied zwischen den Boliden und der verschneit-vereisten Rallye-Piste: die speziellen Spikereifen, die ausschließlich in Schweden zum Einsatz kommen. Die Schweden-Spikes sind schmaler als ihre Asphalt- und Schotter-Pendants. Das Allerwichtigste ragt aber um 6,5 Millimeter aus den Profilblöcken heraus – die insgesamt 380 Spikes, die sich in Schnee und Eis sprichwörtlich festkrallen. Sie halten nicht nur Temperaturen von bis zu minus 25 Grad Celsius, sondern auch extrem hohen Geschwindigkeiten stand. Die Rallye Schweden zählt zu den WM-Läufen, deren Durchschnittstempo klar jenseits der 100-Kilometer-pro-Stunde-Marke liegt.
Über das neue Kräfteverhältnis in der Rallye-Weltmeisterschaft gab der Saisonauftakt im Rahmen der Rallye Monte Carlo und dem Debüt der neuen Hybrid Rally1-Boliden wohl nur bedingt Auskunft. Das Duell der Altmeister Sebastien Loeb und Sebastien Ogier sorgte für zusätzliche Spannung – beide sind nun nicht mit von der Partie.
Schon in Schweden könnten die Karten vollkommen neu gemischt sein. Im Rahmen von ausgiebigen Testtagen bereiteten sich die Teams akribisch auf den ersten Einsatz der brandneuen Rally1-Boliden auf Schnee und Eis vor.
Nach dem Shakedown am Donnerstag Vormittag und dem Ceremonial-Start am Abend erfolgte am Freitag Morgen der Startschuss zur ersten Sonderprüfung. Sieben SPs über mehr als 125 km sollten für die Teams am ersten Tag auf dem Programm stehen.
Tiefwinterliche Bedingungen erwarteten die Teams auf den Sonderprüfungen, die Temperaturen bewegten sich morgens deutlich im Minusbereich.
Die Auftaktprüfung Koksjö 1 über 14,98 km mit einem ultraschnellen Mittelteil brachte ein extrem knappes Ergebnis an der Spitze. Ott Tänak konnte die erste Bestzeit erzielen und die Führung übernehmen. Nur 0,4 dahinter folgte jedoch bereits Kalle Rovanperä. Mit Oliver Solberg, Thierry Neuville und Esapekka Lappi lagen die Top-5 in SP 1 innerhalb von lediglich 1.9s.
Gus Greensmith verbremste sich bei einem Abzweig und verlor dabei einige Sekunden. Die übrigen Rally1-Piloten kamen ohne größere Probleme durch die Auftaktprüfung.
Die enge der Straßen durch die extremen Schneemassen und dementsprechend hohen Schneewänden neben der Fahrbahn führte zur Unterbrechung der zweiten Sonderprüfung. Craig Breen verzeichnete zwei Abflüge. Nach dem ersten konnte der Ford-Pilot seine Fahrt kurze Zeit später wieder fortsetzen, der zweite Ausritt erfolgte mit deutlich höherer Geschwindigkeit und der Rally1-Bolide blieb in der Schneewand stecken und blockierte die Strecke. Zahlreiche der Top-Piloten wurden somit abgewunken und erhielten später eine zugewiesene Zeit. Esapekka Lappi konnte trotz Zurückhaltung über seine Leistung im SP-Ziel die Führung vor seinem Teamkollegen Kalle Rovanperä und Oliver Solberg übernehmen.
Die dritte Sonderprüfung des Tages „Sävar 1“ brachte den dritten Piloten, welcher sich in die Bestzeitenliste eintragen konnte und auch den dritten Führungswechsel – derart knapp verlief der Kampf an der Spitze. Kalle Rovanperä holte sich die Bestzeit in SP 3 vor Thierry Neuville und Elfyn Evans. Rovanperä konnte sich jedoch erstmals doch klar von seinen Verfolgern absetzen.
Den Servicepark in Umea erreichte der Toyota-Youngster mit einem Vorsprung von 8.4s in der Gesamtwertung auf Thierry Neuville. Oliver Solberg (+10.4), Elfyn Evans (+11.2) und Ott Tänak (+13.8) komplettierten die Top-5 am Freitag Mittag.
In der WRC2 konnte sich am Freitag Vormittag Ole Christian Veiby durchsetzen. Der VW-Pilot übernahm die Führung in der Klassenwertung vor seinem Markenkollegen Georg Linnamae und Jari Huttunen im Ford Fiesta R5 MK2.
In der WRC3 übernahm Lauri Joona die Führung vor Jon Armstrong und William Creighton.
Die selbe Schleife von drei Sonderprüfungen als am Vormittag galt es auch am Nachmittag zu absolvieren, ehe die finale Sprint Prüfung in Umea den Tag beendete.
Den zweiten Durchgang in „Kroksjö“ konnte Elfyn Evans für sich entscheiden und wie sollte es anders sein auch die Führung in der Gesamtwertung übernehmen. Kalle Rovanperä hatte nun als erster Pilot in der Prüfung mit den deutlich schlechteren Bedingungen zu kämpfen. Da im Rahmenprogramm auch wieder die historische Rally Schweden ausgetragen wurde präsentierten sich die Spurrillen in der Fahrbahn durch die geringere Fahrspurweite der historischen Boliden als alles andere als optimal für die nun wieder ersten startenden modernen Fahrzeugen. Ein Umstand welcher in der Vergangenheit des öfteren auch von Sebastien Ogier kritisiert wurde.
Die Freude über den zweiten SP-Sieg von Ott Tänak in SP 5 hielt beim Hyundai-Piloten nur kurz an. Seine Hybrid-Einheit signalisierte durch Rotlicht, dass sich das System in keinen sicheren Zustand befand – Tänak blieb nichts anderes übrig als seine Fahrt aus Sicherheitsgründen vorzeitig zu beenden. Ein Umstand der im Nachhinein sicher für Diskussionen sorgen wird.
Thierry Neuville kam auf den Highspeed-Prüfungen in Schweden mit dem neuen Rally-1 Boliden sichtbar deutlich besser zurecht als beim Saisonauftakt in Monte Carlo. Der Belgier setzte in SP sechs die Bestzeit und verkürzte den Rückstand auf den Führenden Elfyn Evans auf nur mehr 0.6s.
Zum Abschluss des Tages folgte noch die knapp 5,5 km lange Sprint Prüfung in Umea vor einer enormen Zuseherkulisse. Kalle Rovanperä konnte die schnellste Zeit setzen und sich in der Gesamtwertung auf Rang zwei nach vorne arbeiten. Der Gesamtführende nach dem ersten Tag hieß jedoch nicht wie erwartet Elfyn Evans sondern Thierry Neuville. Mit P2 in der finalen Prüfung des Tages schnappte sich der Belgier nach einer tollen Vorstellung am ersten Tag die Gesamtführung, nachdem Elfyn Evans nach Gripproblemen auf der kuzen Schlussprüfung mehr als 9s einbüßte und sich mit Zwischenrang drei nach den sieben Sonderprüfungen des ersten Tages zufrieden geben musste.
In der WRC2 konnte Andreas Mikkelsen die erste Etappe als Führender beenden. Auch hier brachte Umea Sprint einen Führungswechsel – Ole Christian Veiby verlor bei einem Verbremser mehr als 20 Sekunden und rutschte mit 4.1s Rückstand auf P2 ab.
In der WRC3 war xx auf den sieben Sonderprüfungen am Freitag Joona Lauri der Schnellste vor Jon Armstrong und William Craighton.
Ergebnisse:
Stand nach dem 1. Tag:
01. Thierry Neuville/Martijn Wydaeghe (Hyundai i20 N Rally1) 1h02m31.2s
02. Kalle Rovanperä/Jonne Halttunen (Toyota GR YARIS Rally1) +4.3s
03. Elfyn Evans/Scott Martin (Toyota GR YARIS Rally1) +7.4s
04. Esapekka Lappi/Janne Ferm (Toyota GR YARIS Rally1) +8.8s
05. Oliver Solberg/Elliott Edmondson (Hyundai i20 N Rally1) +28.1s
06. Takamoto Katsuta/Aaron Johnston (Toyota GR YARIS Rally1) +1m18.9s
07. Adrien Fourmaux/Alexandre Coria (Ford Puma Rally1) +1m32.9s
08. Gus Greensmith/Jonas Andersson (Ford Puma Rally1) +1m48.1s
09. Andreas Mikkelsen/Torstein Eriksen (Škoda Fabia Rally2 evo) +3m08.9s
10. Ole Christian Veiby/Stig Rune Skjærmoen (Volkswagen Polo GTI R5) +3m13.0s
Am Samstag stehen nach der Absage von zwei Sonderprüfungen im Vorfeld nun sechs SPs über knapp 85 km auf dem Programm.
Galerie WRC Rallye Schweden 2022 - IR7.at: Fotos: © Harald Illmer
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