Vorschau WRC Rallye Schweden 2025: Alles bereit für das Wintermärchen!
Alles bereit für das Wintermärchen: Im hohen Norden rund um Umeå warten bei der 72. Rallye Schweden von 13.-16. Februar abermals perfekte Winterbedingungen auf die Teams. Die schwedische Highspeed-Hatz ist wie kaum eine andere Rallye ein Garant für Action und steht bei den Piloten hoch im Kurs.
Text: Harald Illmer; Fotos: Harald Illmer, M-Sport Ford WRT, Hyundai Shell Mobis WRT, Toyota Gazoo Racing WRT, Axel Kindermann
Nach dem spektakulären Saisonauftakt bei der Rallye Monte Carlo vor wenigen Wochen blickt der Tross der Rallye-WM gespannt nach Schweden. Von 13.-16. Februar steigt der zweite WM-Lauf der Saison.
2022 übersiedelte die Rallye Schweden nach jahrelangen Schneemangel rund um Karlstad und Torsby nach Umeå. Umeå ist die größte Stadt Norrlands in der schwedischen Provinz Västerbottens län und historischen Provinz Västerbotten. Umeå liegt an der Mündung des Flusses Ume älv am Bottnischen Meerbusen und ist Residenzstadt der Provinz mit knapp 83.000 Einwohner.

Foto: Hyundai Shell Mobis WRT
Einige hundert Kilometer nördlicher gelegen als das langjährige Zentrum der Rallye Schweden in Karlstad war schnell klar, dass das Schneeproblem der Vergangenheit angehören würde. Schnee in Hülle und Fülle sorgten bei den bisherigen drei Ausgaben rund um Umeå für ein wahres Wintermärchen. Auch im Vorfeld der diesjährigen Ausgabe zeigt sich der Winter von seiner besten Seite. Knapp eine Woche vor dem Start deutet sich ein beständiges Hoch für die Rallyewoche mit viel Sonne an. Schneewände an der Seite und eine harte Eisauflage auf den Fahrbahnen versprechen für die Teams ein wahres Wintermärchen. Es bleibt natürlich abzuwarten, wie sich die Prognosen in den nächsten Tagen noch entwickeln, der Ausblick ist jedoch äußerst vielversprechend.
Kaum eine Rallye ist bei den Piloten so beliebt wie die Highspeed-Hatz in Schweden. Die speziellen Spikes an den schmalen Pneus sorgen für mehr Haftung auf Eis und Schnee, als es die Crews auf Schotter gewohnt sind. Eine Reifenlotterie wie bei der Rallye Monte Carlo gibt es in Schweden auf keinen Fall. Denn zur Wahl steht genau ein Reifentyp – Spikereifen. Sie sind das Bindeglied zwischen den Boliden und der verschneit-vereisten Rallye-Piste: die speziellen Spikereifen, die ausschließlich in Schweden zum Einsatz kommen. Die Schweden-Spikes sind schmaler als ihre Asphalt- und Schotter-Pendants. Das Allerwichtigste ragt aber um 6,5 Millimeter aus den Profilblöcken heraus – die Spikes, die sich in Schnee und Eis sprichwörtlich festkrallen. Sie halten nicht nur Temperaturen von bis zu minus 25 Grad Celsius, sondern auch extrem hohen Geschwindigkeiten stand. Die Rallye Schweden zählt zu den WM-Läufen, deren Durchschnittstempo klar jenseits der 100-Kilometer-pro-Stunde-Marke liegt.

Foto: Axel Kindermann
62 Teams haben ihre Nennung für die zweite Runde Rallye Weltmeisterschaft 2025 im Rahmen der WRC Rallye Schweden abgegeben. Zwölf Rally1-Boliden stehen an der Spitze des Feldes. Neben den Werkspiloten von Hyundai (Neuville, Tänak, Fourmaux), Toyota (Evans, Rovanperä, Katsuta, Pajari) und M-Sport (Munster, McErlean, Sesks, Serderidis) geht auch Lorenzo Bertelli in einem weiteren Toyota Yaris Rally1 an den Start.
Toyota feierte beim Auftakt der Rallye-Weltmeisterschaft 2025 im Rahmen der Rallye Monte Carlo einen Doppelsieg. Es bleibt abzuwarten ob dies auf den schwedischen Highspeed-Pisten ebenso deutlich der Fall ist.
Da der WM-Führende Sebastien Ogier in Schweden nicht am Start steht kommt Elfyn Evans die ungewollte Ehre zu Teil die Sonderprüfungen als erstes Fahrzeug zu eröffnen. Je nach Witterungsbedingungen stellt dies natürlich einen klaren Nachteil dar. Schon in Schweden könnten die Karten somit vollkommen neu gemischt sein. Im Rahmen von ausgiebigen Testtagen bereiteten sich die Teams akribisch auf den Einsatz der Rally1-Boliden auf Schnee und Eis vor. 'Hyundai tritt in Schweden mit einer überarbeiteten Version des erprobten i20 N Rally1 an.
Hinter dem WRC-Feld lauert eine wahre Armada an 26 Rally2-Boliden. 20 Teams treten dabei in der WRC2 Wertung an: Oliver Solberg, Georg Linnamae, Roope Korhonen, der Sieger der Arctic Rallye Tuukka Kauppinen, Michal Solowow, Yuki Yamamoto und Hikaru Kagura vertrauen auf den Toyota GR Yaris in der Rally2-Konfiguration. Pontus Tidemand, Mikko Heikkilä, Joona Lauri, Fabrizio Zaldivar, Isak Reiersen, BRR-Pilot Filip Kohn, Bernhard ten Brinke, Jaroslaw Koltun, Alejandro Mauro, Ugur Soylu und Miguel Granados halten die Fahnen von Skoda mit dem Fabia RS Rally2 hoch. Romet Jürgenson geht als einziger Ford-Pilot in der WRC2 an den Start, Citroen ist mit Rachele Somaschini im Citroen C3 Rally2 vertreten. Außerhalb der WRC2 Wertung sind Jorge Martinez und Tony Ribaudo mit zwei Hyundai i20 N Rally2 vertreten. Ein extrem spannender Kampf um die WRC2-Wertung kann erwartet werden, die Liste der potentiellen Top-5 Piloten scheint endlos.

Foto: Harald Illmer
Auch der Sieg in der WRC3 wird hart umkämpft sein: Gleich 19 Teams treten an. Matteo Chatillon, Matteo Fontana, Ville Vatanen, Takumi Matsushita, Leevi Lassila und Eric Royere sind mit Renault Clio Rally3 am Start. Adam Grahn, George Vasilakis, Andre Martinez, Ali Türkkan, Taylor Gill, Diego Dominguez, Max Smart, Tristan Charpentier, Ralf Nogene und Kerem Kazaz vertrauen auf den bewährten Ford Fiesta Rally3.
Dazu kommen die beiden Finalistinnen des Beyond Rally Women's Driver Development Programme: Claire Schönborn mit Co-Pilotin Jara Hain und Lyssia Baudet. Eigentlich sollte bereits bei der WRC Central European Rally 2024 die Entscheidung fallen, welche der beiden die volle WRC3 Saison im Ford Fiesta Rally3 gewinnt. Aufgrund ihrer nahezu identischen Leistungen bei der Central European Rally treten beide nun erneut bei der Rally Schweden an, wo die endgültige Entscheidung fallen wird, wer den begehrten Preis und damit die Chance auf den nächsten Schritt in der Rallyekarriere erhält.
Insgesamt achtzehn Sonderprüfungen über 300.22 km erwarten die Teams bei der 72. Ausgabe des schwedischen Klassikers.
Nach dem Shakedown am Donnerstag Morgen folgt der Zeremonienstart am Donnerstag Abend in der Red Barn Arena in Umeå, gefolgt von der Auftaktprüfung Umeå Sprint über 5,16 km. Der neue Shakedown "Umeå City" führt direkt im Stadtgebiet auch an der Promenade des Umeälven Flusses entlang und sorgte im Vorfeld für viel Aufsehen.
Sieben Sonderprüfung über knapp 129 km warten dann am Freitag bei der 72. Rallye Schweden auf die Teams. Auf je zwei Durchgänge der Prüfungen Bygdsiljum, Andersvattnet und Bäck folgt der abendliche zweite Durchgang der Sprintprüfung in Umeå.
Sieben SPs über 101,96 km sind für den Samstag geplant, Die Prüfungen Vännäs, Sarjöliden und Kolksele stehen je zweimal auf dem Programm. Den Abschluss bildet wieder Umeå – doch diesmal in der knapp doppelt so langen Version als in den Vortagen (10,08 km).

Foto: Harald Illmer
Der Schlusstag am Sonntag beinhaltet noch drei Sonderprüfungen über 68,78 km – zwei Durchgänge in Västervik sind zu absolvieren. Die finale Powerstage bildet die bereits am Vortag gefahrene Umeå Sonderprüfung.
Stimmen vor dem zweiten Saisonlauf:
Elfyn Evans: „Rang zwei in Monte Carlo war ein solider Start in das Jahr und wir freuen uns auf die nächste Herausforderung in Schweden. Es ist eine Veranstaltung, die immer sehr viel Spaß macht, da die Sonderprüfungen so schnell sind. Startposition 1 könnte für einen schwierigen Start ins Wochenende sorgen, wenn es wie letztes Jahr viel Neuschnee gibt. Wenn es hingegen eisig ist, könnte es uns in die Hände spielen; Wir werden trotzdem alles geben. Zu Beginn des Jahres gibt es viel zu lernen über die neuen Hankook-Reifen, und in Schweden ist das nicht anders. Bisher ist das Gefühl ganz anders als zuvor und wir müssen versuchen, uns darauf anzupassen und das Beste daraus zu machen.“
Adrien Fourmaux: „Der Podiumsplatz bei der Rallye Monte-Carlo war sowohl für uns als auch für das Team großartig. Eine notorisch herausfordernde Veranstaltung wie diese zu beenden, ist großartig für unsere Motivation. Als wir Monte Carlo verließen, wussten wir, dass uns in Schweden eine große Herausforderung bevorsteht – und wenn man in Runde eins gut abschneidet, hat man in Runde zwei eine schwierigere Startposition. Wir haben im Dezember zwei Testtage auf Schnee und dann im Januar einen weiteren Test durchgeführt, sodass wir einige Erfahrungen mit dem Auto auf Schnee & Eis gesammelt haben und zuversichtlich sind, zu der Veranstaltung zu gehen. Wir wollen alles geben und unser Bestes geben, um unseren Podiumsplatz vom letzten Jahr zu wiederholen, aber wir wissen, dass es eine große Herausforderung ist, als Zweiter in die Sonderprüfungen zu starten. Wir müssen bei dieser Rallye so viele Punkte wie möglich holen, und wir werden sehen, wo wir landen.“

Foto: Harald Illmer
Kalle Rovanperä: „Für uns war es bei der Rallye Monte-Carlo nicht der einfachste Saisonstart, aber wir haben das Wochenende mit guten Punkten abgeschlossen und wollen nun versuchen, in Schweden eine starke Leistung zu zeigen. Auf Schnee zu fahren macht immer viel Spaß und die Teilnahme an der Arctic Rally zusammen mit unserem Pre-Event-Test war auch sehr wichtig, um mit dem neuen Reifen ein paar gute Kilometer auf diesem Untergrund zu fahren und ein Gefühl dafür zu bekommen. Wir haben hart mit dem Team daran gearbeitet, das beste Setup und die richtige Richtung für uns zu finden, und bisher war das Gefühl ziemlich gut. Wir müssen abwarten, wie die Bedingungen sein werden, aber hoffentlich wird es eine gute Rallye für uns.“
Grégoire Munster: „Ich freue mich darauf, wieder auf Schnee und Eis zu fahren, das ist etwas, woran wir nicht so gewöhnt sind und was wir nicht so oft machen.“ Es ist auch wirklich cool, das mit dem Puma machen zu können. „Anfang dieser Woche hatten wir den Test vor der Veranstaltung, bei dem wir ein wenig darüber gelernt haben, wie man mit den neuen Reifen umgeht, und ich denke, das wird ein interessanter Faktor bei dieser Veranstaltung sein. Wir werden nach unserem Ergebnis in Monte eine gute Ausgangsposition haben, also werden wir versuchen, am Freitag davon zu profitieren und hoffentlich gute Schneebedingungen zu genießen.“ Wir hatten in Monte-Carlo ein gutes Tempo, und obwohl dies ein völlig anderer Untergrund ist, hoffen wir, etwas von diesem Schwung nach Schweden mitzunehmen.“
Ott Tänak: „Die Monte war dieses Jahr voller Überraschungen und wir hatten Mühe, uns sofort an die neuen Reifen unter die veränderten Bedingungen anzupassen. Das wird auch in Schweden immer noch eine Herausforderung sein, aber da wir keine Wahl bei den Reifen haben, müssen wir uns einfach darauf konzentrieren, unsere Leistung so schnell wie möglich zu maximieren. Die Straßenposition spielt in Schweden eine Schlüsselrolle, vor allem auf der zweiten Runde einiger Sonderprüfungen. aber ansonsten sind Geschwindigkeit und Leistung immer noch die wichtigsten Faktoren. Wir hatten einen Testtag im Dezember und einen weiteren nach Monte-Carlo und bisher war alles positiv. Es wird wieder einige große Herausforderungen sein, aber wir sind für das Wochenende motiviert – wir hoffen, ein starkes Ergebnis zu erzielen.“

Foto: Harald Illmer
Thierry Neuville: „Die Rallye Schweden ist eine einzigartige Veranstaltung, die uns als Crews und dem Auto viel abverlangt. Wir brauchen ein gutes Setup, damit wir uns so wohl wie möglich fühlen – Reaktionsfähigkeit, Präzision und Traktion sind entscheidend für den Erfolg in Schweden. Mit den neuen Reifen gibt es noch mehr zu testen: Wir müssen noch lernen, wie lange die Spikes halten und wie viel Sturz man fahren kann. Die neuen Sonderprüfungen in diesem Jahr tragen ebenfalls zu diesen Herausforderungen bei; Mit neuem Aufschrieb und nur zwei Durchgängen, um sie zu lernen, wird es immer schwieriger. Wir wollen aus der Veranstaltung gute Punkte mit nach Hause nehmen und sind fest entschlossen, um einen Podiumsplatz zu kämpfen. Wichtiger als der Sieg ist für uns aber eine saubere Punkteausbeute für die Meisterschaft, und das wollen wir am Sonntag maximieren.“
Sami Pajari: „Ich freue mich wirklich auf die Rallye Schweden. Es ist eines meiner Lieblingsevents in der gesamten WRC-Saison. Im Vergleich zur Rallye Monte-Carlo ist es eine ganz andere Veranstaltung: Die Bedingungen sind meist stabiler und die Reifenwahl ist viel einfacher, da nur ein Reifentyp zur Verfügung steht. In diesem Sinne kann der Ansatz einfacher sein. Vielleicht hoffen einige Leute, dass ich dort um ein Top-Ergebnis kämpfen kann, aber für mich ist es immer noch eine Lernveranstaltung, weil es meine erste Winterrallye im Rally1-Boliden ist. Deshalb setze ich keine allzu hohen Erwartungen: Ich hoffe nur, dass wir die Rallye genießen und eine gute, solide Veranstaltung haben können.“
Takamoto Katsuta: „Die Rallye Schweden ist eine meiner Lieblingsrallyes und ich werde versuchen, dort mein Bestes für das Team zu geben. Mit dem neuen Reifen für diese Veranstaltung wird es eine große Herausforderung, was bedeutet, dass das Gefühl im Auto auf diesem Untergrund wahrscheinlich etwas anders sein wird als zuvor, aber ich werde versuchen, mich daran anzupassen. Vieles kann von den Bedingungen abhängen, denen wir ausgesetzt sind. Wenn wie letztes Jahr viel Schnee liegt, könnte unsere Straßenlage gut sein, aber wenn die Oberfläche nur aus reinem Eis besteht, könnte es für uns schwieriger werden. Natürlich hoffe ich auf viel Schnee, aber ich werde auf jeden Fall mein Bestes geben.“

Foto: Harald Illmer
Josh McErlean: „Ich bin wirklich aufgeregt vor der Rallye Schweden! Diese Veranstaltung ist immer unglaublich, es ist eine ganz besondere Veranstaltung mit der einzigartigen Herausforderung, auf Schnee und Eis anzutreten. Der Grip, den diese Autos mit den Spikereifen erzeugen können, ist etwas anderes. Wir haben in Monte Carlo viel gelernt, und jetzt liegt der Fokus darauf, Schwung aufzubauen, einen weiteren Schritt zu machen und Geschwindigkeit aufzubauen. Ich kann es kaum erwarten, wieder ins Auto zu steigen und den Nervenkitzel zu erleben, mit voller Geschwindigkeit durch die Wälder zu fliegen.“
Martinš Sesks: „Ich freue mich darauf, mit M-Sport wieder in Rally1 Boliden dabei zu sein, und ich bin dankbar, die Gelegenheit zu haben, die Hälfte der Saison dieses Jahr mit ihnen zu verbringen, was uns mehr Gelegenheit gibt, unser Tempo und unsere Reife im Auto unter Beweis zu stellen. Dies wird unsere erste Rallye der Saison und unsere erste Schneerallye im Rally1-Auto sein. Es wird mit Sicherheit eine gute Erfahrung mit einer guten Lernkurve! Da wir nur die Hälfte der Saison absolvieren, stehen wir auf lange Sicht weniger unter Druck und können von Rallye zu Rallye sehen, wie wir uns fühlen und wie unsere Pace aussehen wird. Ich freue mich darauf, auf Schnee zu fahren. Ich genieße es wirklich, bei diesen Bedingungen zu fahren und die Schneebänke rund um die Straßen zu nutzen. Es sollte ein lustiges Wochenende werden und ich freue mich wirklich darauf.“
Jourdan Serderidis: „Die Rallye Schweden ist unser erster Auftritt in der WRC im Jahr 2025 und wir freuen uns darauf, wieder auf Schnee zu driften! Auch wenn wir in Schweden nicht über die größte Erfahrung verfügen, glauben wir, dass diese Veranstaltung uns dabei helfen sollte, im März in Kenia höhere Ziele in Angriff zu nehmen. Ich kann es kaum erwarten, zusammen mit unseren Teamkollegen in Umeå wieder im Puma zu sitzen.“

Foto: Harald Illmer
Im Rahmenprogramm wird auch wieder eine Historic Rallye ausgetragen, hier treten 20 Teams an. |