WRC Rallye Spanien: Premierensieg für Mikkelsen / Floene!
Dramatischer erster WM-Sieg für Andreas Mikkelsen und Ola Fløene / Sebastien Ogier / Julien Ingrassia scheiden kurz vor Schluss in Führung liegend aus / Sordo sicherte sich bei Heimrallye Rang drei.
Fotos ©: Volkswagen Motorsport, Citroen Racing, M-Sport, Hyundai WRT, www.rallypicture.nl (1), Skoda Motorsport
Ein Tag auf Schotter, zwei auf perfektem Asphalt – die Rallye Spanien ist angesichts dieser Mischung einzigartig im Kalender der FIA Rallye-Weltmeisterschaft. Und die Ausgabe 2015 endete mit vielen Emotionen: Andreas Mikkelsen und Ola Fløene haben mit Volkswagen die Rallye Spanien gewonnen und sich damit erstmals in die Siegerlisten der FIA Rallye-Weltmeisterschaft (WRC) eingetragen. Volkswagen hat damit einen bemerkenswerten Doppelsieg gefeiert – den siebten der Saison. Die Entscheidung zugunsten der Norweger fiel in allerletzter Sekunde auf der abschließenden Powerstage. Mikkelsen/Fløene entschieden diese letzte Prüfung für sich, schlugen damit ihre Teamkollegen Jari-Matti Latvala/Miikka Anttila (FIN/FIN) um gerade einmal 3,1 Sekunden und profitierten zu guter Letzt noch von einem Fehler ihrer Volkswagen Kollegen Sébastien Ogier/Julien Ingrassia (F/F), die in Führung liegend ausschieden. Nach zwölf Podiumsplatzierungen mit dem Polo R WRC kletterten Mikkelsen und Fløene erstmals in ihrer Karriere ganz oben auf das Podest – bei ihrem 64. Start in der Königsklasse des Rallye-Sports.
Fotos ©: Citroen Racing, M-Sport
Ein Rallye-Duell unter gleichen Voraussetzungen, packend bis zum Zielstrich: Der Zweikampf Andreas Mikkelsen versus Jari-Matti Latvala wurde lediglich um 3,1 Sekunden entschieden – zugunsten des Youngsters. In der 20. von 23 Sonderprüfungen büßte Latvala etwa zehn Sekunden durch einen Reifenschaden ein, eine Prüfung später verlor Mikkelsen seinerseits mehrere Sekunden wegen eines Drehers. Vor der abschließenden Powerstage betrug der Abstand zwischen Youngster und Routinier gerade einmal 1,4 Sekunden. Den Krimi entschied die Powerstage.
Vor dem packenden Duell mit Mikkelsen stand ein mitreißender Zweikampf um die Führung: Das Duell Sébastien Ogier gegen Jari-Matti Latvala beendete ein Reifenschaden auf der zwölften von 23 Sonderprüfungen allerdings frühzeitig. Latvala hatte sich beim Schneiden einer Rechtskurve einen Plattfuß eingefangen und fiel um knapp eine Minute zurück. Doch nach dem Rückschlag folgte Latvalas Antwort: Er kämpfte sich zwischenzeitlich auf die zweite Position zurück, um die er sich fortan mit Teamkollege Andreas Mikkelsen stritt. Für Ogier/Ingrassia schien allerdings eine Vorentscheidung auf dem Weg zum achten Saisonerfolg gefallen. Doch ein Ausrutscher ihrerseits – bei dem Versuch, ihren 26. Powerstage-Erfolg zu feiern – beendete die Hoffnung auf den 32. Sieg ihrer Karriere kurz vor dem Zielstrich. Auf der Rennstrecken-ähnlichen, finalen Prüfung kamen die dreimaligen Weltmeister von der Ideallinie ab, touchierten die Leitplanke und beschädigten ihr Auto so stark, dass sie aufgeben mussten. Ein anschließender medizinischer Routinecheck blieb ohne Befund.
Sébastien Ogier/Julien Ingrassia neue und alte Weltmeister, Jari-Matti Latvala/Miikka Anttila WM-Zweite, Andreas Mikkelsen/Ola Fløene Gesamtdritte – Volkswagen hat die ersten drei Positionen in der Fahrer- und Beifahrer-WM sicher. Als alte und neue Weltmeister stehen Ogier/Ingrassia bereits seit der Rallye Australien fest, mit dem Ergebnis in Spanien festigten zudem Latvala/Anttila den zweiten Platz – genauso wie Mikkelsen/Fløene den dritten.
Fotos ©: Volkswagen Motorsport, Hyundai WRT
Hinter dem VW-Duo an der Spitze belegte mit Dani Sordo ein Lokalmatador den dritten Rang in der Gesamtwertung. Der Hyundai-Pilot lieferte sich im Verlauf der zweiten und dritten Etappe einen sehenswerten Kampf mit Latvala und Mikkelsen um die Podiumsplatzierungen.
Hyundai und Citroen stehen weiter im Duell um Rang zwei in der Herstellerwertung. Nach den Rängen vier für Mads Östberg und fünf für Kris Meeke bei der Rallye Spanien ist im Moment vor dem Finale bei der Wales Rally GB in wenigen Wochen Citroen im Vorteil.
Hayden Paddon (Hyundai), Martin Prokop (Ford) und Thierry Neuville (Hyundai) komplettierten die Top-8 bei der Rallye Spanien 2015.
Alles andere als nach Wunsch verlief die Rallye Spanien für die beiden M-Sport Piloten Ott Tänak und Elfyn Evans. Nach einer tollen Vorstellung auf der Schotter-Etappe am Freitag mussten beide Piloten am Samstag die Etappe vorzeitg beenden: Tänak beschädigte bei einem Ausritt in die Leitplanke den Ford Fiesta WRC nachhaltig und Elfyn Evans rutsche unglücklich von der Strecke und konnte auch trotz tatkräftiger Hilfe der Zuseher seine Fahrt ebenso nicht mehr fortsetzen. Robert Kubica führte die Rallye am Freitag kurzzeitig an, eher der Pole nach Reifenschäden und einem Ausritt viel Zeit einbüßte. Auch der Samstag und Sonntag verlief nicht problemlos für den Ford Piloten, am Ende reichte es nur für Rang 11.
WRC-2: Vier Skoda Fabia R5 an der Spitze, Titel an Al-Attiyah
Pontus Tidemand sicherte sich den Sieg in der WRC-2 Wertung der Rallye Spanien 2015. Der Skoda Werkspilot triumphierte im Skoda Fabia R5 vor seinem Teamkollegen Jan Kopecky. Mit Nasser Al-Attiyah auf Rang drei und BRR-Pilot Armin Kremer auf dem vierten Rang rangierten nicht weniger als vier Fabia R5 an der Spitze der WRC-2 Gesamtwertung.
Mit dem dritten Rang in Spanien fixiert Nasser Al-Attiyah auch vorzeitig den Gewinn der WRC-2 Meisterschaft 2015. Nach dem frühen Ausfall von Esapekka Lappi am Samstag Vormittag war der Weg frei für Al-Attiyah.
Nur 0,1 Sekunden trennten Al-Attiyah und Kremer vor der finalen Sonderprüfung der Rallye Spanien. Diese 0,1 Sekunden reichten schlussendlich auch zum vorzeitigen Titelduell, da die finale Sonderprüfung der Rallye Spanien nach dem Unfall von Sebastien Ogier neutralisiert wurde und es zum Showdown der beiden WRC-2 Piloten somit nicht mehr gekommen ist.
Fotos ©: Skoda Motorsport, www.rallypicture.nl
Hätte Kremer auf den finalen Kilometern Al-Attiyah noch abefangen, hätte bei der Wales Rally GB auch Pontus Tidemand noch rechnerische Chancen auf den Titel gehabt.
Nach einem Reifenschaden am Freitag begeisterte BRR Pilot Armin Kremer mit einer tollen Aufholjagd auf den Asphaltsonderprüfungen der Rallye Spanien, die schlussendlich mit Rang vier belohnt wurde.
Stimmen im Ziel;
Andreas Mikkelsen: „Wir haben auf diesen Moment so lange gewartet und so hart dafür gearbeitet. Als er dann da war, konnten wir es kaum glauben: Wir haben unsere erste WM-Rallye gewonnen! Heute ist genau das Gegenteil von dem passiert, was wir in Schweden durchlebt haben. Ich bin überglücklich, aber ich glaube, ganz realisiert habe ich es noch nicht. Das wird sicher noch ein paar Tage dauern. Wir haben alles in die Powerstage gelegt, und endlich haben wir bei dieser Rallye die perfekte Prüfung abgeliefert. Das hätte auf jeden Fall schon zum zweiten Platz gereicht, aber dass als Krönung der Sieg dabei herausspringt, ist natürlich das absolute Sahnehäubchen. Schade für Seb und Julien, aber entscheidend ist, dass ihnen bei dem Ausrutscher nichts passiert ist. Für uns war es ein unglaubliches Wochenende, das wir heute sicher noch richtig feiern werden – mit meiner Familie, mit meinen Mechanikern, dem ganzen Team.“
Jari-Matti Latvala: „Wenn man an den Verlauf der Rallye denkt, kann man mit dem Ergebnis sehr zufrieden sein. Heute entwickelte sich von Anfang an ein spannendes Duell um Platz zwei mit meinem Teamkollegen Andreas Mikkelsen. Ich hatte mit sechs Reifen die sichere Strategie gewählt, Andreas mit fünf die aggressivere und wohl bessere. Jedenfalls war mein Vorsprung nach dem Vormittag fast aufgebraucht. Am Nachmittag habe ich mir dann in Sonderprüfung 21 einen schleichenden Platten eingefangen und damit eigentlich auch alle Chancen auf Platz zwei. Nach dem Ausfall meines Teamkollegen Sébastien Ogier bin ich dann doch noch etwas glücklich Zweiter geworden. Am wichtigsten ist aber, dass ihm und seinem Co-Piloten Julien dabei nichts passiert ist. Und Glückwünsche natürlich auch an Andreas und Ola zu deren ersten Sieg in der Rallye-WM. Und in Wales in drei Wochen greife ich wieder an – hoffentlich mit etwas mehr Fortune.“
Sébastien Ogier: „In einer lang gezogenen Linkskurve war ich zu schnell und bin am Ausgang etwas zu weit herausgetragen worden. Wir haben die Leitschiene touchiert, sie hat sich leicht verbogen und das Rad hat sich am Pfosten, der die Leitschiene hält, eingehakt. Das hat das Rad herausgerissen – das war das Aus. Zur Sicherheit haben wir uns im Krankenhaus noch einmal gründlich checken lassen. Gut, dass alles in Ordnung ist. Leider haben wir uns durch diesen Fehler um den Sieg gebracht. Aber ich freue mich sehr für Andreas und Ola, die ihren ersten Rallye-WM-Sieg absolut verdient haben.“
Dani Sordo: „Ich bin so glücklich über unseren dritten Platz und unsere Perfomance an diesem Wochende. Wir haben um das Podium hart gekämpft und es hat ausgesehen, als ob wir uns mit dem vierten Rang begnügen müssten. Auch Rang vier wäre ein tolles Ergebnis gewesen, aber vor dem spanischen Publikum auf dem Podium zu stehen ist natürlich fantastisch. Wir haben wichtige Punkte im Kampf um Rang zwei in der Herstellerwertung auf unser Punktekonto gutgeschrieben.“
Pontus Tidemand: „Was für eine Rallye! Mein erster Sieg für ŠKODA in der WRC 2, ich könnte kaum glücklicher sein. Ich bin mit dem Wunsch in diese Rallye gestartet, auf jeden Fall ins Ziel zu kommen. Dass ich am Ende ganz oben auf dem Siegertreppchen stehen würde, hätte ich nicht erwartet. Unser Tempo am Freitag auf Schotter war sicherlich der Schlüssel zum Sieg. In den Asphaltprüfungen am Samstag und Sonntag haben wir dann versucht, unnötige Risiken zu vermeiden. Diese Strategie ist wunderbar aufgegangen, auch wenn Jan und Pavel noch einmal aufgeholt haben. Danke an das gesamte Team von ŠKODA Motorsport! Jetzt freue ich mich auf das APRC-Saisonfinale in China!“
Jan Kopecky: „Ich war mir vor der Rallye nicht sicher, ob wir hier um Podiumsplätze würden mitfahren können. Doch der ŠKODA Fabia R5 ist hat sowohl auf Schotter als auch auf Asphalt herausragend gut funktioniert. Der Wechsel der Abstimmung am Freitagabend ist reibungslos vonstatten gegangen. Hierfür gebührt der ŠKODA Mannschaft großes Lob, die Jungs haben perfekt gearbeitet. Ich freue mich sehr, dass wir somit unseren Beitrag für einen ŠKODA Doppelsieg leisten konnten.“
Foto: Volkswagen Motorsport
Endstand nach 23 Sonderprüfungen:
01. Andreas Mikkelsen/Ola Fløene (N/N), Volkswagen 3:21.04,8 Std.
02. Jari-Matti Latvala/Miikka Anttila (FIN/FIN), Volkswagen + 3,1 Sek.
03. Dani Sordo/Marc Martí (E/E), Hyundai + 21,2 Sek.
04. Mads Østberg/Jonas Andersson (N/S), Citroën + 1.06,3 Min.
05. Kris Meeke/Paul Nagle (GB/IRL), Citroën + 1.08,2 Min.
06. Hayden Paddon/John Kennard (NZ/NZ), Hyundai + 1.23,3 Min.
07. Martin Prokop/Jan Tománek (CZ/CZ), Ford + 4.14,2 Min.
08. Thierry Neuville/Nicolas Gilsoul (B/B), Hyundai + 8.01,9 Min.
09. Pontus Tidemand/Emil Axelsson (S/S), Škoda + 10.18,0 Min.
10. Robert Kubica/Maciej Szczepaniak (PL/PL), Ford + 12.15,0 Min.
Endstand WRC2:
01. Tidemand/Axelsson (S/S), ŠKODA Fabia R5 3:21:45,6 Stunden
02. Kopecký/Dresler (CZ/CZ), ŠKODA Fabia R5 + 10,7 Sekunden
03. Al-Attiyah/Baumel (Q/F), ŠKODA Fabia R5 + 4:05,3 Minuten
04. Kremer/Winklhofer (D/D), ŠKODA Fabia R5 + 4:05,4 Minuten
05. Protasov/Cherepin (UA/UA), Ford Fiesta RRC + 7:41,4 Minuten
WM-Stand Fahrer: 01. Sébastien Ogier - 238 Punkte,02. Jari-Matti Latvala 180, 03. Andreas Mikkelsen - 154, 04. Mads Østberg - 110, 05. Kris Meeke - 94, 06. Thierry Neuville - 90, 07. Elfyn Evans - 81, 08. Dani Sordo - 75, 09. Hayden Paddon - 74, 10. Ott Tänak - 63
WM-Stand Hersteller: 01. Volkswagen Motorsport - 387 Punkte, 02. Citroën Total Abu Dhabi WRT - 206, 03. Hyundai Motorsport - 202, 04. M-Sport - 173, 05. Volkswagen Motorsport II - 116, 06. Hyundai Motorsport N - 67, 07. Jipocar Czech National Team - 51, 08. FWRT - 9
Die Rallye Weltmeisterschaft wird von 12. bis 15. November 2015 mit der Wales Rally GB abgeschlossen.
Fotos ©: Volkswagen Motorsport, Citroen Racing, M-Sport, Hyundai WRT, www.rallypicture.nl, Skoda Motorsport
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