WRC Safari Rallye Kenia – Tag 1: Neuville setzt sich an die Spitze!
Zurück in Afrika: Das Comeback der WRC Safari Rallye Kenia sorgte schon am ersten Tag für Begeisterung und zahlreiche Ausfälle. Thierry Neuville legte am Freiag das Tempo vor und führt die Gesamtwertung trotz Reifenschaden vor Takamoto Katsuta und Ott Tänak an!
Text: Harald Illmer: Fotos ©: M-Sport, Hyundai Shell Mobis WRT, Toyota Gazoo WRT
Rückkehr einer Legende – Erstmals seit 2002 findet wieder ein WM-Lauf in Afrika statt. Nach der Coronabedingten Verschiebung im Vorjahr geht die Safari Rallye Kenia nach 19 Jahren Pause endlich wieder an den Start. Die Zeit ist in den vielen Jahren Pause nicht stehengeblieben, ein Anschluss an das alte Format ohne gesperrte Strecken und zentralen Servicepark ist heutzutage undenkbar – doch das braucht es auch nicht – die Zutaten für ein zeitgerechtes Abenteuer in Afrika sind auch mit den neuen Bedingungen mehr als gegeben. Schon bei der Recce und den letzten Testfahrten sorgten die Bilder der WRC-Boliden in der Natur Afrikas für Begeisterung.
Achtzehn Sonderprüfungen über knapp 320 km stehen in drei Tagesetappen rund um den Servicepark in Naivasha auf dem Programm. 53 Teams gaben im WM-Feld ihre Nennung ab, darunter zahlreiche lokale Mannschaften mit Mitsubishi und Subaru Modellen.
Mit der Superspecial in Nairobi wurde der sechste WM-Lauf der Saison am Donnerstag Nachmittag eröffnet. Sebastien Ogier holte sich die erste Bestzeit vor seinen Toyota-Teamkollegen Kalle Rovanperä und Elfyn Evans. Richtig los ging es dann am Freitag Morgen. Insgesamt sechs Sonderprüfungen über 134.62 Kilometer waren am ersten Tag zu absolvieren.
Foto: Toyota Gazoo Racing WRT
Dominierten auf der Auftakt-Superspecial noch die Toyota-Piloten setzten auf der ersten Prüfung am Freitag Morgen die Hyundai-Piloten die Pace: Thierry Neuville holte sich beim ersten Kennenlernen mit den typischen afrikanischen Prüfungen die Bestzeit in SP2 vor Ott Tänak und Kalle Rovanperä. Der Belgier übernahm damit auch die Führung in der Gesamtwertung.
Ein harter Schlag bei einer Welle ließ bei Oliver Solberg sogar den G-Force Impact-Sensor im Cockpit anschlagen, welcher ansonsten bei einem Unfall einen harten Einschlag über einen definierten G-Sicherheitswert in das Rally-HQ meldet. Solberg verlor mit dem waidwunden Fahrzeug knapp 28s auf die Bestzeit.
Die unvergleichlichen, extrem harten Sonderprüfungen sorgten für die gewünschten beeindruckenden Bilder samt der afrikanischen Flora und Fauna - welche man erhoffte. Die Staubentwicklung auf den Prüfungen war massiv, ein Startabstand von 4 Minuten sollte Abhilfe schaffen.
Sebastien Ogier erlebte in der mit mehr als 32 km längsten Prüfung Kedong gleich nach dem Start eine Schrecksekunde, als der Toyota Pilot eine Welle unterschätzte und auf der Böschung landete. Ein weiterer Dreher knapp 8 km in der Prüfung kostete weitere wertvolle Sekunden. Mit einem vermutenden Dämpferschaden im Heck erreichte Ogier das SP-Ziel. Das Fahrverhalten des Toyota Yaris WRC war dadurch stark in Mitleidenschaft gezogen und hüpfte stark.
Foto: M-Sport Ford WRT
Viel Schlimmer erwischte es Elfyn Evans. Knapp vor dem Ziel der Prüfung brach am Toyota Yaris WRC die vordere Radaufhängung, nachdem Evans einen Stein zu hart getroffen hatte. Evans versuchte sich noch über die SP zu schleppen, musste jedoch seinen Boliden an Ort und Stelle abstellen.
Auch Thierry Neuville verpasste die selbe Kreuzung wie Sebastien Ogier und verbremste sich. Dennoch knallte der Belgier eine klare Bestzeit in den den afrikanischen Schotter. Sebastien Ogier verlor durch sein Dämpferproblem mehr als 34s auf Neuville.
Sensationelle Hubschrauber-Aufnahmen begleiteten den Husarenritt von Kalle Rovanperä über die Highspeed-SP. Auf dem Weg zur Bestzeit bremste den Youngster einiges an Staub im Cockpit gegen Ende der Prüfung deutlich ein. Zusätzlich handelte sich Rovanperä einen schleichenden Reifenschaden ein. Mit 7.3s Rückstand auf den Schnellsten Thierry Neuville beendete der Finne die dritte Prüfung.
In einer Highspeed-Sektion verlor Dani Sordo die Kontrolle über seinen Boliden und drehte sich mit hoher Geschwindigkeit von der Strecke. Der Spanier musste ebenso aufgeben, die Beschädigungen am i20 Coupe WRC waren zu groß.
Oliver Solberg versuchte seinen ramponierten Boliden auf der Verbindungsetappe vor SP drei zu reparieren. Mit einiger Verspätung startete der Youngster in die Prüfung, nach einem Unfall des WRC-3 Piloten Rai Tejveer wurde die Prüfung jedoch abgebrochen. Später musste Solberg seinen Boliden vorzeitig abstellen, der Schaden am Hyundai i20 WRC war zu groß.
Foto: Toyota Gazoo Racing WRT
Sebastien Ogier konnte sein Dämpferproblem auf der Verbindungsetappe zu SP vier nicht reparieren. Der amtierende Weltmeister konnte die vierte Prüfung nur in sehr langsamer Fahrt absolvieren. Ein Zeitverlust von mehr als 1:30 Min. auf die Bestzeit machte vorerst alle Hoffnungen auf eine Top-Platzierung zunichte.
Ott Tänak beendete die vierte Prüfung mit deutlichen Rückstand auf seinen Teamkollegen Thierry Neuville und zeigte sich im Ziel der Prüfung besorgt, gab aber keine näheren Infos ob sein Fahrzeug in Mitleidenschaft gezogen wurde.
Die Bestzeit in der vierten Prüfung sicherte sich Kalle Rovanperä der Finne verkürzte den Rückstand auf den Führenden Thierry Neuville um 3.1s.
Für Lorenzo Bertelli war der erste Tag der Safari Rallye Kenia nach SP 4 beendet – ein Kühlerleck am Ford Fiesta WRC verhinderte die Weiterfahrt.
Mit einem Vorsprung von 5.1s auf Kalle Rovanperä erreichte Thierry Neuville den Servicepark als Führender. Ott Tänak belegte nach SP 4 den dritten Zwischenrang (+26.2), vor Takamoto Katsuta auf P4 (+40.0). Gus Greensmith (+1:36.4), Adrien Fourmaux (+1:44.9) und Sebastien Ogier (+2:11.9) komplettierten die Top-7.
Die WRC-2 und WRC-3 sind in Kenia sehr dünn besetzt. In der WRC-2 ist nach den Absagen des Toksport Teams mit Andreas Mikkelsen und Maco Bulaccia und M-Sport mit Teemu Suninen nur Martin Prokop am Start.
In der WRC-3 treten bis auf den Polen Daniel Chwist nur lokale Teams an. Nach SP 4 übernahm Onkai Rai im VW Polo GTI R5 klar die Führung vor Daniel Chwist und Karan Patel (beide Ford Fiesta Rally2).
Foto: Hyundai Shell Mobis WRT
Vor dem zweiten Durchgang der bereits am Vormittag stark in Mitleidenschaft gezogenen Strecken hatten die Piloten viel Respekt – angesichts der doch zahlreichen Ausfälle am Vormittag schien cleveres Durchfahren gegenüber dem puren Speed weitaus erfolgversprechender.
Im Cockpit von Kalle Rovanperä sammelte sich auch im Verlauf der fünften Prüfung wieder viel Staub, der Finne ließ sich von der eingeschränkten Sicht jedoch nicht beirren und holte sich die Bestzeit vor Ott Tänak und Thierry Neuville. Der Youngster distanzierte Neuville dabei um 6.3s und übernahm somit die Führung in der Gesamtwertung.
Beeindruckende Bilder auf der Königsprüfung Ketong II über mehr als 32 km auch beim zweiten Befahren. Mit einer brutalen Attacke holte sich Thierry Neuville mit vollem Risiko eine weitere Bestzeit – kurz vor dem Ziel der Prüfung brach jedoch eine Felge am Hyundai i20 Coupe WRC und das kostete wiederum einige Sekunden im Kampf um die Führung.
Kalle Rovanperä schien über lange Strecken das Tempo von Neuville mitgehen zu können, doch gegen Ende der Prüfung verlor der Finne konstant an Zeit. Mit 11.2s Rückstand auf Neuville holte sich Rovanperä die Zweitschnellste Zeit, musste jedoch die Führung in der Gesamtwertung wieder an Neuville abgeben. Sebastien Ogier und Ott Tänak mussten sich in SP sechs um mehr als 15 Sekunden geschlagen geben, die absolut riskante Herangehensweise von Neuville schien sich momentan auszuzahlen. Ähnlich wie Thierry Neuville erreichte auch Gus Greensmith das Ziel der sechsten Prüfung mit einem Reifenschaden.
Foto: M-Sport Ford WRT
Auf der finalen Prüfung überschlugen sich dann förmlich die Ereignisse. Extrem tiefer Sand und Staub erwartete Sebastien Ogier als ersten Pilot in SP7, im Zuel der Prüfung klagte der amtierende Weltmeister über den sogenannten „Fech Fech„. Ein Reifenplatzer sorgte beim bis dato Führenden für einen Schreckmoment – Thierry Neuville schleppte seinen Hyundai i20 Coupe WRC über die Prüfung und verlor dabei knapp 40 Sekunden. Im Verlauf der Prüfung rutschte auch noch ein Vorderreifen von der Felge. Es blieb abzuwarten ob der Belgier den finalen Service des Tages erreichen würde.
Auch Neuvilles Teamkollege Ott Tänak blieb nicht verschont, auch beim Esten führte ein Reifenschaden zu einem Zeitverlust von knapp 1 Minute. Alles deutete darauf hin, dass nun Kalle Rovanperä die Führung übernehmen würde, doch für den Finnen kam es noch schlimmer – kurz nach dem Start blieb der Toyota Pilot im „Fech Fech“ stecken und musste aus seiner misslichen Lage mit einem Abschleppwagen befreit werden. Auch der Toyota-Pilot musste den Tag vorzeitig beenden.
Sebastien Ogier teilte sich die Bestzeit in der letzten SP des Tages ex-aequo mit seinem Teamkollegen Takamoto Katsuta. Nach den Problemen bei Hyundai rutschte Katsuta somit auf P2 in der Zwischenwertung nach vorne.
Trotz seines Reifenschaden in SP7 erreichte Thierry Neuville den abendlichen Servicepark als Führender. Mit 18.8s Rückstand lauerte jedoch bereits Takamoto Katsuta auf P2. Ott Tänak komplettierte das Podium am Ende des ersten Tages (+55.8). Sebastien Ogier, Gus Greensmith und Adrien Fourmaux komplettierten die Top-6 am Freitag Abend.
Foto: M-Sport Ford WRT
Ergebnisse:
Stand nach dem 1. Tag:
01. Neuville / Wydaeghe, Hyundai i20 Coupe WRC 1:23:19.1
02. Katsuta / Barritt, Toyota Yaris WRC +18.8
03. Tänak / Järveoja, Hyundai i20 Coupe WRC +55.8
04. Ogier / Ingrassia, Toyota Yaris WRC +1:49.4
05. Greensmith / Patterson, Ford Fiesta WRC +1:56.14
06. Fourmaux / Jamoul, Ford Fiesta WRC +2:19.1
07. Rovanperä / Halttunen, Toyota Yaris WRC +9:30.2
08. Rai / Sturrock, VW Polo GTI R5 +12:10.5
09. Chwist / Heller, Ford Fiesta Rally2 +15:05.6
10. Patel / Khan, Ford Fiesta R5 +16:58.3
Weitere Informationen zur WRC Rally Safari Rallye Kenia 2021: https://www.safarirally.co.ke/
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